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Deutschland
im Kalten Krieg
- Vorwort zur Ausstellung
(von Dieter Vorsteher)

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Belastungen
durch Propaganda

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Das "Gespenst der Weltrevolution" auf der einen Seite und die "Hyäne dies Wallstreet Kapitalismus" auf der anderen waren die prägenden Metaphern für politische Standorte in den zwanziger und dreißiger Jahren gewesen. Der Nationalsozialismus radikalisierte auf seine Weise diesen Weltanschauungskrieg. Als imperialen Eroberungs- und Rassenkrieg betrieb er aggressiv eine Weltrevolution und bestätigte somit auf das Grausamste sowohl das sowjetische Feindbild vom militanten Imperialismus, wie auch das der westlichen Demokratien von Diktatur und Staatsterror. In diesem Punkt konnte sich die Anti-Hitler-Koalition über alle Interessenunterschiede hinweg verbünden und traditionelle Vorbehalte zurückstellen. Was vom "Deutschen" nach dem Zweiten Weltkrieg zurück blieb, war ein Konglomerat international gehandelter Feindbilder. Der Nationalsozialismus hatte es verstanden, innerhalb weniger Jahre fast alle auf sich zu vereinen. Eine "besinnungslose, blutgierige, faschistische Bestie" stand für Militarismus, Imperialismus, Faschismus, Diktatur, staatlich angeordnetem Mord, Ausrottung von Andersdenkenden und Völkermord. Ein moderner Staat, mitten in Europa, war innerhalb weniger Jahre degeneriert und in die Barbarei zurückgefallen.

So wie das nationalsozialistische Deutschland durch seine Kriege eine Überwindung der Ost-West-Konflikte in der Anti-Hitler-Koalition bewirkte, wurde Deutschland nach 1945 zunächst Probierstein für die Tragfähigkeit dieses Bündnisses. Vom gemeinsamen Anspruch her waren sich die Sieger noch einig bei der Potsdamer Konferenz, bei der gemeinsamen Verwaltung Berlins, bei der Enteignung der Nazi-Verbrecher, bei der demokratischen Umerziehung, bei Gründung der demokratischen Parteien und bei den Nürnberger Prozessen. Die unterschiedlichen Auffassungen und Mentalitäten lieferten jedoch innerhalb eines Jahres genügend Konfliktstoff, um die Interpretationsmuster der jeweils anderen Seite aus der Vorkriegszeit wieder zu beleben. Die Enteignung der "Nazi-Verbrecher" ging in der Sowjetischen Besatzungszone weit über das hinaus, was die Westalliierten darunter verstanden hatten. Die Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED widersprach dem Aufhau einer demokratischen Parteienlandschaft, die Zurückweisung der sowjetischen Reparationsforderdung durch die Westmächte förderte spätestens seit Sommer 1947 ein tiefes Mißtrauen auf der sowjetischen Seite. Die vier Zonen und insbesondere die vier Sektoren in Berlin boten nun ein vielfältiges Experimentierfeld der wiedererwachten Systemkonkurrenz und beförderten die Spaltung. Der Aufbau der westeuropäischen Wirtschaft mit Hilfe des Marshall-Planes schien dort ein Wiedererstarken von "Imperialismus und Kapitalismus" zu ermöglichen, die militanten Ordnungsmaßnahmen der Roten Armee in Polen und der Putsch der Kommunisten in der Tschechoslowakei 1948 gaben Anzeichen der vom Westen befürchteten Weltrevolution, die die Angst vor einer Sowjetisierung Mittel- und Westeuropas mobilisierten.

           

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