Für das Nachkriegsdeutschland war diese weltanschauliche
Konfrontation fatal. Rückschauend muß man wohl sagen:
Es gab keinen "Dritten Weg" der Neutralität.
Denn durch den Überfall auf die Sowjetunion im Juni
1941 und durch die deutsche Kriegserklärung an die
USA im Dezember hatte Deutschland zwei Mächte nach
Mitteleuropa gerufen, die sich nun durch eine Neutralitätserklärung
Deutschlands nicht abschieben lassen wollten. So
hart die Resultate der Potsdamer Konferenz, die
gescheiterten Außenministerkonferenzen und letzlich
die Gründung zweier Staaten mit unterschiedlichen
Gesellschaftsordnungen den deutschen Nationalstaat
von 1871 trafen, so virulent war nach 1945 auch
eine andere Tradition - das Ressentiment gegen Preußen,
gegen den vom ihm geschaffenen deutschen Staat.
Der Handschlag der sowjetischen
und amerikanischen Siegerstreitmächte im April 1945
bei Torgau an der Elbe war nicht zufällig. Die Elbe
galt keineswegs als neuempfundene Grenze in Deutschland.
Für den westorientierten, aus seiner Tradition föderativ
struktuierten Westen Deutschlands fing der Osten
schon im 19. Jahrhundert jenseits der Elbe an. Nicht
erst Adenauer hat als Rheinländer so empfunden.
Die 1991 zu beobachtende Reserve vieler westdeutscher
Politiker gegenüber Berlin hat ihre Wurzeln im letzten
Jahrhundert, in antipreußischem Sentiment. Gerade
für die Jahre nach 1945 war es ein ernstzunehmender
Faktor der Teilung. Die westdeutschen Führungselieten
in den drei Westzonen mögen unter diesem Gesichtspunkt
wohl eher befördernd den Konfrontationskurs ihrer
Siegermächte begleitet haben. Und die aus der sowjetischen
Besatzungszone verdrängten Eliten mahnten aus eigener
Erfahrung zur Vorsicht bei östlicher Einheitspropaganda.
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