EINFÜHRUNG
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Kapitel 3
Beteiligte Organisationen
An der Enteignung der Juden war ein Netzwerk von konkurrierenden
und kooperierenden Organisationen beteiligt.
Die Gestapo war maßgeblich für die Vorbereitung der Deportationen
verantwortlich und an vielen Enteignungsmaßnahmen beteiligt.
Sie „sicherte“ den zurückgelassenen Besitzes der
Deportierten und gelangte mittels ihrer Kontrolle über die
„Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ an deren
Vermögen. Sie zwang die Opfer, einen beträchtlichen Teil
ihres verbliebenen Geldes vor der Deportation an die „Reichsvereinigung“
zu spenden und eignete sich den Besitz der Jüdischen Gemeinden
an.
Die „Haupttreuhandstelle Ost“, 1939 von Hermann Göring
zur wirtschaftlichen Ausplünderung Polens ins Leben gerufen,
war innerhalb Deutschlands zuständig für die Enteignung
der Juden mit ehemals polnischer Staatsangehörigkeit - immerhin
etwa 10% der in Deutschland lebenden Juden.

Hermann Göring (1893 – 1946)
Die „Nationalsozialistische Volkswohlfahrt“,
die wichtigste Wohlfahrtsorganisation im „Dritten Reich“,
erwarb in großem Maßstab Hausrat der deportierten und
geflüchteten Juden und gab sie an „bedürftige Volksgenossen“
weiter. In manchen Regionen beteiligte sie sich auch unmittelbar
an der Verwertung des „verfallenen“ Besitzes, begutachtete
die verlassenen Wohnungen und entschied über die Verwendung
des Hausrats.
Auch die Banken, Sparkassen und Versicherungen kooperierten bei
der Enteignung der Juden mit den Finanzbehörden. Die Banken
beispielsweise meldeten den Finanzämtern und Devisenstellen
Konten und Wertpapiere, deren Eigentümer mutmaßlich Juden
waren und überwiesen meist widerspruchslos entsprechende Guthaben
und Depots an die Finanzverwaltung.
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