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Italienarro21n2.gif (960 Byte)

Dante (1265-1321)

Der Kampf um die nationale Unabhängigkeit erforderte einen Mythos, der der gesamten Nation ebenso als Vorbild und Anregung dienen konnte wie den an der Spitze der Freiheitsbewegung stehenden Intellektuellen und Politikern. Der Dante-Mythos vermochte diese Aufgabe zu erfüllen. Er trug wesentlich dazu bei, den Parteigeist der Italiener zugunsten des gemeinsamen politischen Kampfes zu unterdrücken: Dante Alighieri hatte seinem Land die Sprache, die Dichtung und die Kultur gegeben. Seine Dichtkunst wurde zu einem Symbol für die Einheit Italiens, die in gemeinsamer Sprache und Kultur ihren Ausdruck fand.

»Dantes Exil« war ein in der Malerei besonders häufig gewähltes Thema. Die Uneinigkeit der italienischen Städte und Dantes Parteinahme für die Ghibellinen hatten dazu geführt, daß die Gegenpartei der Guelfen den politisch tätigen Dichter 1302 aus seiner Heimatstadt Florenz verbannte. Den Rest sein Lebens verbrachte er im Exil, das ihn durch Italien und Frankreich führte, bis er schließlich in Ravenna, wo er 1321 starb, Zuflucht fand.

Domenico Petarlinis Gemälde beschreibt eine Rast des einsamen Wanderers. Dieser vertieft sich mit melancholischem Blick in ein Buch, bei dem es sich vermutlich um Dantes Hauptwerk, die »Göttliche Komödie«, handelt.

 

 

Österreicharro21n2.gif (960 Byte)

Rudolf von Habsburg (1218 bis 1291) und Maria Theresia (1717 bis 1780)

Wie Deutschland, Frankreich und Ungarn berief sich auch Österreich auf zwei Stifterfiguren: Rudolf von Habsburg und Maria Theresia. Beide entstammten dem Haus Habsburg, auf das die Nation im Vielvölkerstaat verpflichtet werden sollte.

Rudolf von Habsburg war der Stammvater der Herrscherdynastie. Mit der Niederlage und dem Tod seines Widersachers Ottokar II. von Böhmen in der Schlacht auf dem Marchfeld (1278) sicherte sich der 1273 zum deutschen König gewählte Rudolf nicht nur die Krone. Vielmehr legte er durch den Sieg über den im Böhmen des 19. Jahrhunderts wegen seiner Expansionspolitik und der christlichen Mission bei den heidnischen Pruzzen hochverehrten Ottokar auch die Grundlagen für den Aufstieg seiner Dynastie. Im Mittelpunkt der Rudolf-Verehrung steht eine seit dem 14. Jahrhundert überlieferte Legende: Graf Rudolf begegnete bei einem Ritt über Land einem Priester, der das Allerheiligste trug. Er sprang vom Pferd und gab dieses aus Ehrfurcht vor Christi Leib dem Priester. Wenig später wurde Rudolf zum König gekrönt. In der Folgezeit ausgeschmückt, lieferte diese Legende die göttliche Legitimierung nicht allein für Rudolfs Herrschaft, sondern auch für alle seine Nachkommen.

Rudolf zur Seite stand Maria Theresia als eine Art Urmutter der Nation. Wie das Denkmal auf dem Wiener Kaiserforum zeigt, kann sie zweifellos als Gründerin des seit 1804 »Kaisertum Österreich« benannten Staates bezeichnet werden. Doch darüber hinaus wurde sie als »Landesmutter« (im Sinne des absolutistischen »Landesvaters«), ferner als »mater castrorum« (»Mutter der Armee«) und insbesondere als Mutter einer grossen Kinderschar gewürdigt. Die Darstellungen des 19. Jahrhunderts betonen vornehmlich diesen »bürgerlichen« Aspekt.

 

 

Griechenlandarro21n2.gif (960 Byte)

Der Tod des Leonidas bei den Thermopylen im Jahre 480 v. Chr.

Alexander der Große (356-323 v. Chr.)

Kein europäisches Land konnte im Prozeß der Nationsbildung so weit in die Geschichte zurückblicken wie Griechenland. Die Zeit der Antike, die kulturelle Hochblüte und die territoriale Ausdehnung des griechischen Herrschaftsbereiches hatten für das griechische Nationalbewußtsein eine ausnehmende Bedeutung. Zwei antike Helden genossen im Griechenland des 19. Jahrhunderts besondere Verehrung: der Spartanerkönig Leonidas, der 480 v. Chr. mit seinen Truppen gegen die Übermacht des Perserkönigs Xerxes kämpfte und fiel, und Alexander der Große, der in nur dreizehn Jahren sein Reich von Makedonien bis an den Indus auszudehnen und das Perserreich niederzuringen vermochte.

Die Verehrung des Leonidas galt jenem Helden, der sich für das Vaterland opferte. Vor allem im griechischen Freiheitskampf von 1821 bis 1830 war Leonidas ausgesprochen populär. Das Bild von Jean Evariste Fragonard zeigt einen erschöpften Soldaten, der vor einem Gedenkstein kniet, dessen Inschrift auf den heldenmütigen Leonidas und sein Opfer verweist.

Der Alexander-Mythos hat eine zweifache Funktion: Mit dem erfolgreichen Feldherrn wird an Griechenlands einstige Größe und Bedeutung erinnert. Dieser Ruhm sollte die Freiheitskämpfer des 19. Jahrhunderts anspornen, zumindest einen Teil dieses Reiches zurückzugewinnen. Es war insbesondere der Philhellenismus seit dem 18. und im Anfang des 19. Jahrhunderts, der über die bildende Kunst das Griechenlandbild und die griechische Antike popularisierte; in Griechenland selbst ist Alexander der Große vornehmlich durch die Volkskunst lebendig gehalten worden.

 

 

Niederlandearro21n2.gif (960 Byte)

Der Aufstand der Bataver in den Jahren 69 und 70 n. Chr.

Um etwa 50 v. Chr. siedelten sich die germanischen Bataver im Rheindelta der römischen Provinz Belgica an. Unter ihrem Anführer Claudius Civilis, einem Befehlshaber in römischen Diensten, revoltierten sie im Jahre 69 n. Chr. gegen die römische Oberherrschaft.

Der Aufstand, dem sich mehrere rechtsrheinische Stämme anschlossen und von dem schließlich der gesamte Nordosten Galliens erfaßt wurde, konnte ein Jahr später niedergeschlagen werden; doch erreichte Claudius Civilis für die Bataver einen günstigen Friedensschluß.

Nachdem zu Beginn des 16. Jahrhunderts der Humanist Cornelis Aurelius die Bataver zu den direkten Vorfahren der Niederländer erklärt hatte, diente der batavische Mythos bereits wenige Jahrzehnte später der jungen niederländischen Republik zur Legitimation des Aufstandes gegen den spanischen König Philipp II. Zugleich zog man Parallelen zwischen dem »Freiheitskämpfer« Claudius Civilis und Wilhelm von Oranien. Auch das 19. Jahrhundert griff auf den Anführer der Bataver zurück. Mit ihm wollte man beweisen, daß die Niederländer von jeher ein freiheitsliebendes und für die Freiheit kämpfendes Volk gewesen seien, das von Claudius Civilis über den Aufstand gegen Spanien bis zum Nationalstaat des 19. Jahrhunderts eine folgerichtige Entwicklung genommen habe.

Barend Wijnvelds Gemälde von 1854 zeigt die Wahl Claudius Civilis zum Anführer der Bataver: Aufrecht und mit herrischer Geste steht Claudius im Mittelpunkt des Geschehens, von einer unsichtbaren Lichtquelle dramatisch beleuchtet. Wijnvelds Gemälde war Teil der Sammlung von Jacob de Vos, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts 263 Kunstwerke zur Geschichte der Niederlande hatte anfertigen lassen.

 

 

Deutschlandarro21n2.gif (960 Byte)

Die Hermannsschlacht im Jahre 9 n. Chr.

Der Tod von Kaiser Friedrich Barbarossa 1190

Mit dem Cheruskerfürsten Arminius (Hermann) und dem Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa wurden im Deutschland des 19. Jahrhunderts zwei nationale Stifterfiguren verehrt. Während des bewegten Prozesses der Nationsbildung gewannen sie in unterschiedlichen Momenten prägende Kraft für das Selbstbild der Deutschen.

Der Cheruskerfürst Arminius hatte im Jahre 9 n. Chr. gemeinsam mit befreundeten germanischen Stämmen die Legionen des römischen Statthalters Varus geschlagen. Damit war die römische Expansion auf die Gebiete rechts des Rheins beendet. Aus der Sicht des 19. Jahrhunderts galt Arminius als der erste Deutsche und als Sinnbild der patriotischen Erhebung gegen die Fremdherrschaft. Wichtig wurde der Hermann-Mythos in der Zeit des Kampfes gegen Napoleon. Künstler wie Caspar David Friedrich oder Karl Friedrich Schinkel zogen direkte Parallelen zwischen der Schlacht im Teutoburger Wald und der Völkerschlacht bei Leipzig (1813).

Die Maler liebten ebenso wie die Schulbuchautoren die dramatische Verdichtung des Sieges in der Schlacht. Die bekannteste Darstellung, die ausgesprochen oft in Lehrbüchern für die Schule reproduziert wurde, ist Friedrich Gunkels Hermannsschlacht. Souverän beherrscht Hermann das Schlachtfeld. Durch die Betonung der Figur des Feldherrn nimmt Gunkel den Ausgang der Schlacht vorweg.

42.jpg (22910 Byte)Mit Friedrich I. dagegen wurde eine mittelalterliche Herrschergestalt verehrt, die schon von den Zeitgenossen als Vorbild für Ritterlichkeit und als Erneuerer des Reiches gerühmt worden war. Um seinen tragischen Tod (1190) während eines Kreuzzuges rankte sich die Sage, der Kaiser sei nicht wirklich gestorben. Er schlafe nur in einer Felsenhöhle im Kyffhäuser und warte dort auf seine Wiederkehr. Mit dieser mythischen Überhöhung wurden im 19. Jahrhundert nationalstaatliche Hoffnungen auf Wiedererstehung des vergangenen Ruhms von Kaisertum und Reich verbunden. Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 erlangte der Barbarossa-Mythos außerordentliche Popularität. Kaiser Wilhelm I. wurde als »Barbablanca« (Weißbart) zum Nachfolger Barbarossas stilisiert. Julius Schnorr von Carolsfeld zeigt in seinem Gemälde die Bergung des ertrunkenen Kaisers aus dem kleinasiatischen Fluß Saleph im Stil einer Kreuzabnahme. Mit dieser christlichen Metapher bringt er die Hoffnung auf die Auferstehung Barbarossas zum Ausdruck.

 

 

Frankreicharro21n2.gif (960 Byte)

Die Niederlage Vercingetorix' gegen Cäsar im Jahre 52 v. Chr.

Die Taufe Chlodwigs im Jahre 496

Entsprechend der politischen Orientierung wurden im Frankreich des 19. Jahrhunderts zwei verschiedene Persönlichkeiten als Stammväter der Nation verehrt.

Die Wahl des republikanisch-liberalen Lagers fiel auf den gallischen Feldherrn Vercingetorix, der sich 52 v. Chr. gegen Cäsar erhob.

Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen und ganz Gallien von dem Römern besetzt. Trotz der vernichtenden Niederlage wurde Vercingetorix im 19. Jahrhundert zum Urvater der Franzosen, da er allein Mut bewiesen und sich dem übermächtigen Feind entgegengestellt haben soll; er konnte zwar nicht das Vaterland, doch dessen Ehre retten. Deshalb zeigt Lionel-Noël Royer Vercingetorix in der Pose eines siegreichen Feldherrn, wie er seine Waffen Cäsar zu Füßen wirft. Besiegt, aber stolz zügelt er sein Pferd, um durch einen von hohen Palisaden begrenzten Weg auf den Imperator zuzureiten.

Die monarchistisch-katholische Partei erkor dagegen den Frankenkönig Chlodwig zum Stammvater der Nation. Dieser hatte im Jahr 496 bei Tolbiac (Zülpich bei Köln) den drohenden Einfall der Alemannen abgewehrt. Im Angesicht der Niederlage schwor er, sich im Falle eines Sieges zum Christentum zu bekehren; und tatsächlich gewann seine Streitmacht die Schlacht. Diese sowie die folgende Taufe Chlodwigs wurden entsprechend als die Gründungsereignisse der französischen Geschichte angesehen. Vor der Bekehrung galten die Franken als ein mutiges, doch barbarisches Volk. Der getaufte Chlodwig aber führte das von göttlicher Vorsehung geleitete Frankreich zu seiner Bestimmung: Zivilisation, Gründung der Monarchie und Gehorsam gegenüber der Kirche bezeichnen die Elemente der glorreichen Geschichte Frankreichs, der »ältesten Tochter der Kirche«.

 

 

Spanienarro21n2.gif (960 Byte)

Die letzten Tagen von Numantia im Jahre 133 v. Chr.

Die keltiberische Stadt Numantia (nahe dem heutigen Soria, Kastilien-León) wurde im Jahre 133 v. Chr. von den Truppen des ruhmreichen römischen Feldherrn Scipio Aemilianus eingenommen. 14 Jahre lang vermochten sich deren Bewohner den römischen Eroberungsversuchen zu widersetzen. Als nach langer Belagerung die Situation unerträglich geworden war, entschlossen sich die Numantiner, nach einem letzten fehlgeschlagenen Versuch den Belagerungsring zu durchbrechen, nicht zur Kapitulation, sondern zum kollektiven Freitod. Sie steckten ihre Häuser in Brand, erdolchten oder vergifteten sich und hinterließen den Siegern nichts als einen rauchenden Trümmerhaufen.

Zwei Jahrtausende später wurde diese Verzweiflungstat im Spanien des 19. Jahrhunderts als Ausdruck edlen Stolzes, unerschrockenen Mutes und unbedingten Freiheitswillens gedeutet. Man sah in den Einwohnern Numantias die »ersten Spanier«, galten die genannten Eigenschaften doch als typische Merkmale des spanischen Nationalcharakters. Seit den 1830er Jahren wurden Verbindungen zwischen dem Heldentod der Numantiner und dem spanischen Befreiungskampf gegen Napoleon hergestellt - ähnlich wie in Deutschland, wo Parallelen zwischen der Hermannsschlacht und der Völkerschlacht bei Leipzig gezogen wurden.

Alejo Vera y Estacas Gemälde »Numantia« gewann 1880 bei der Nationalausstellung der Schönen Künste in Madrid einen ersten Preis. Er setzte nicht nur Tod und Zerstörung in Szene, sondern auch das Entsetzen der Römer (rechts im Bild), die dem Opfertod ihrer Feinde fassungslos gegenüberstehen.

 

 

Tschechienarro21n2.gif (960 Byte)

Die Legende von Libussa und Premysl aus dem 7. Jahrhundert

Die Legende von der Fürstin und Weissagerin Libussa und dem Ackermann Premysl, dem mythischen Begründer der ersten böhmischen Herrscherdynastie, reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Nachdem sie wegen eines angeblichen Fehlurteils kritisiert worden war, soll die weise Fürstin Libussa Premysl zu ihrem Nachfolger bestimmt haben. Ihre Boten fanden den Ackermann beim Pflügen seines Feldes und beriefen ihn von dort auf den Thron.

45.jpg (14793 Byte)Die Legende ist seit dem 12. Jahrhundert Bestandteil der offiziellen premyslidischen Staatsideologie und nachfolgend ein Grundelement des böhmischen Patriotismus und seiner historischen Traditionspflege. Galt Premysl zunächst als Symbol und Vorbild für den weisen und gerechten Herrscher, wandelte sich die Sage unter dem Einfluß des Historikers und nationalen Führers Frantisek Palacky um die Mitte des 19. Jahrhunderts zum nationaltschechischen Mythos. Nunmehr stand sie für ein urdemokratisches, antifeudales Selbstverständnis des tschechischen Volkes, verkörpert durch einen Ackermann auf dem Thron. Zudem entsprach der bäuerliche Ursprung der Premysliden der Ideologie einer nationalen Wiedergeburt, die im ländlich-bäuerlichen Leben die Grundlage echten »Tschechentums« sah. In diesem Verständnis sind Libussa und Premysl zu Sinnbildern der sich emanzipierenden tschechischen Gesellschaft geworden.

Eine ausnehmende Bedeutung gewann in diesem Kontext Prag als tausendjähriger Mittelpunkt der böhmischen/tschechischen Staatlichkeit; der Sage nach prophezeite Libussa nicht nur den Ruhm Prags, sondern legte auch mit der Burg Vysehrad den Grundstein der Metropole.

 

 

Ungarnarro21n2.gif (960 Byte)

Die »Landnahme« der Magyaren in Ungarn am Ende des 9. Jahrhunderts

Die ungarische Staatsgründung und Krönung Stephans des Heiligen im Jahre 1001

Am Ende des 9. Jahrhunderts erreichten die aus dem Gebiet zwischen Don und Dnjepr vertriebenen Magyaren unter ihrem Stammesfürsten Árpád ihr neues Siedlungsgebiet zwischen Donau und Theiß. Wie von Mihály Munkácsy in seinem für das ungarische Parlament geschaffenen Historiengemälde dargestellt, wurde dieses im Laufe der Jahrhunderte legendenhaft ausgeschmückte Ereignis von der »Landnahme der Ungarn« im 19. Jahrhundert zum Ursprungsmythos von Nation und Staat verklärt.

Die tatsächliche Gründung des ungarischen Reiches vollzog sich im Verlauf des 10. Jahrhunderts. Sie wird vornehmlich mit Stephan I. verbunden. Er vollendete das Werk seines Vaters, des Großfürsten Géza, christianisierte das Land, baute eine Kirchenorganisation nach karolingischem Vorbild auf, schaltete die rivalisierenden Stammesfürsten aus und gliederte das Land dem christlichen Abendland an. Im Einvernehmen mit Kaiser und Papst nahm Stephan die Königswürde an und wurde am Weihnachtstag 1001 mit der von Silvester II. übersandten, in Ungarn als Reliquie verehrten Stephanskrone zum ersten ungarischen König gekrönt. Mehr als die Geschichtsschreibung rückt die ungarische Historienmalerei des 19. Jahrhunderts mit der Person Stephans die Christianisierung des Landes in den Mittelpunkt, so Gyula Benczúr die Taufe des um 973 zum Christentum bekehrten Patrons Ungarns.

 

 

Polenarro21n2.gif (960 Byte)

Die Piast-Legende aus dem 9. Jahrhundert

Mit Piast, dem legendären Stammvater der polnischen Könige, wird die Gründung der Dynastie um rund hundert Jahre vor die Erwähnung des tatsächlich ersten Herrschers Mieszko im Jahr 963 verlegt. Gleichzeitig werden in der Legende jene Tugenden formuliert, die die Polen von ihrem König erwarten: Volksnähe, Frömmigkeit und Weisheit. Piast soll, so heißt es in der Überlieferung, zwei Fremde gastlich aufgenommen haben, die zuvor vom König abgewiesen worden waren. Bei diesen Fremden handelte es sich um Engel, die ihm eine große Zukunft prophezeiten. Schließlich wurde Piast - nach anderen Versionen sein Sohn - zum König erhoben und regierte weise und gerecht.

47.jpg (16400 Byte)Die Berufung auf eine fiktive mythische Gründerpersönlichkeit, die in »graue Vorzeit« weist und volksverbunden herrscht, findet sich fast identisch in dem legendären böhmischen Königspaar Premysl und Libussa wieder. Und die Tugenden, die Piast für sein Amt qualifizierten, wurden auch anderen Herrschern zugesprochen. Besondere Nähe zu Gott wurde unter anderem dem habsburgischen Grafen Rudolf, dem schwedischen König Gustav Adolf und dem Franken Chlodwig nachgesagt. Berühmt für ihre Volksnähe waren etwa der Ungar Mátyás Hunyadi, der böhmische König und deutsche Kaiser Karl IV. und die »Kaiserin« Maria Theresia.

Die Vorverlegung der Dynastiegründung auf die Zeit um 860 kam den Polen im 19. Jahrhundert sehr zustatten. Sie machte eine 1000-Jahrfeier zu einer Zeit möglich, als der polnische Staat nicht existierte und der Nationalstolz nur durch das Gedenken an eine ruhmreiche Vergangenheit genährt werden konnte.

Die Kunstwerke, die Piast darstellen, thematisieren meist seine Begegnung mit den Fremden, die er mit einladender Gebärde zum Bleiben auffordert. Witold Pruszkowskis Gemälde zeigt seine Krönung durch Engel, dem Sinnbild für seinen göttlichen Herrschaftsauftrag, während das Volk dem neuen Monarchen zujubelt.

 

 

Die Schweizarro21n2.gif (960 Byte)

Der Rütlischwur von 1291

Kurz nach dem Tode Rudolfs von Habsburg (1291) schlossen die drei Talgemeinden Uri, Schwyz und Nidwalden einen ewigen Landfriedensbund. Dieses Bündnis, das zunächst zur Verhinderung von Fehden in den Tälern gedacht war, entwickelte sich zunehmend zu einem Verteidigungspakt gegen die habsburgische Vorherrschaft, von der sich die Eidgenossen nach mehreren Schlachten im 13. Jahrhundert befreiten.

Der als »Rütlischwur« 50.jpg (11266 Byte)bezeichnete Zusammenschluß der drei Talschaften galt den Schweizern des 19. Jahrhunderts als der Gründungsakt ihres Staates, der grundlegende Rechtsakt, aus dem die moderne Eidgenossenschaft erwuchs. Dieser Mythos einer quasidemokratischen Staatsgründung, die auf Vernunft und nicht auf Gewalt gründete, ist bis heute bezeichnend für das Selbstverständnis der Schweizer. In seinem Drama »Wilhelm Tell« verdichtete Friedrich Schiller diese Auffassung in der Schwurformel »Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern«.

Die zahlreichen Darstellungen des Bündnisses im 19. Jahrhundert sind in der Regel auf die drei Schwurgestalten konzentriert, so etwa in dem Gemälde von Jean Renggli d. Ä. oder bei einer Vielzahl von Gebrauchsgegenständen, die mit Rütlischwur-Abbildungen dekoriert wurden. Bezeichnend für das Renggli-Gemälde ist, daß die Schwörenden als Vertreter der drei Lebensalter dargestellt sind und damit symbolhaft für alle Schweizer stehen.

 

 

Dänemarkarro21n2.gif (960 Byte)

Königin Thyre Danebod errichtet im 10. Jahrhundert das Danewerk

Thyre Danebod lebte in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Sie war die Gemahlin des dänischen Königs Gorm. Um ihr Land vor den Einfällen des deutschen Königs Otto I. zu schützen, soll sie um 940 allen erwachsenen Männern des Reiches den Befehl erteilt haben, an dessen Südgrenze einen Schutzwall zu errichten. Diese mehr als dreißig Kilometer lange Verteidigungsanlage erhielt den Namen »Danewerk«. Heute weiß man, daß das Danewerk nicht auf Thyre zurückgehen kann, sondern erheblich älter ist. Im 19. Jahrhundert rühmte man jedoch den Weitblick der Königin, die ihr Reich dauerhaft nach außen gesichert und damit seinen Fortbestand garantiert haben soll. Als entschlossene Königin, die die Arbeiten an dem Wall mit vorwärtsweisender Gebärde dirigiert, zeigt sie auch Lorens Frølich in seinem Gemälde.

Dieser Gründungsmythos illustriert die Befindlichkeit der Dänen, deren permanente Furcht vor deutschen Eroberungen im 19. Jahrhundert durch zwei Kriege neue Nahrung fand und durch den Verlust der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg schließlich bestätigt wurde. Im Krieg von 1864 gegen Deutschland und Österreich empfand die dänische Bevölkerung die Aufgabe des Danewerks durch die eigenen Truppen daher auch als besondere Schmach, obwohl das Verteidigungswerk längst veraltet und strategisch nutzlos geworden war.

 

 

Großbritannienarro21n2.gif (960 Byte)

Die Schlacht bei Hastings 1066

In der Schlacht bei Hastings schlug ein normannisches Reiterheer unter Wilhelm dem Eroberer im Jahre 1066 die zu Fuß kämpfenden Angelsachsen. Deren König Harald fiel im Kampf, und Wilhelm errang die Krone. Diese Schlacht gilt in der britischen Geschichtsschreibung als die letzte erfolgreiche Eroberung Englands.

Im 19. Jahrhundert markiert das Jahr 1066 (gemeinsam mit der Magna Charta) den Beginn der britischen Nationalgeschichte. Betont wurde daher nicht in erster Linie der Verlust der angelsächsischen Vorrangstellung, sondern vielmehr die Kontinuität der geschichtlichen Entwicklung Britanniens. Wilhelm wurde nicht als Eroberer betrachtet, sondern als Bewahrer und Fortführer angelsächsischer Traditionen, die um normannische Errungenschaften wie das Lehnswesen bereichert worden seien.

Neben Darstellungen von der Schlacht bei Hastings war die Krönung Wilhelms I. ein beliebtes Motiv in der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts. Benjamin West zeigt die Szene, in der die Bürger Londons Wilhelm die Krone antrugen. Sie brachten damit die Zustimmung für einen Herrscher zum Ausdruck, der ihre Heimat zwar im Kampf erobert hatte, aber die Institutionen des Landes respektierte.

 

 

Norwegenarro21n2.gif (960 Byte)

Die Schlacht von Stiklestad 1030

Olav Haraldsson, genannt der Heilige, gilt als Reichseiniger und Begründer der norwegischen christlichen Nation. Kurz nach seinem Tod (1030) erklärte ihn der Bischof von Trondheim zum Heiligen und zum »Rex Perpetuus Norvegiae«, zu Norwegens ewigem König.

Als Olav 1015 von Wikingfahrten zurückkehrte, war Norwegen in Kleinkönigreiche zersplittert. Sein bedeutendster Widersacher, der Dänenkönig Knut, war zu dieser Zeit durch Kriegszüge gebunden, so daß es Olav gelang, die anderen Häuptlinge unter sich zu sammeln und seine Königsmacht zu begründen. Gleichzeitig begann er, das Christentum in Norwegen einzuführen. Die (gewaltsame) Christianisierung machte ihm jedoch Feinde, die sich mit dem Dänenkönig verbündeten und ihn zunächst außer Landes jagten. Im Jahr 1030 kam es zwischen Olavs Heer und seinen Widersachern bei Stiklestad zur Schlacht, in der Olav fiel. Die Sage will, daß der Leichnam des Königs nach einem Jahr noch unverwest war. Sein Tod und dieses Wunder sollen in ganz Norwegen zu einem Meinungsumschwung und zu einer tiefen Verehrung Olavs, auch durch seine ehemaligen Feinde, geführt haben.

Dies ist Gegenstand der Skizze von Olaf Isaachsen. Es ist der in der Schlacht gefallene König, der vom Strahl Gottes erleuchtet wird zu sehen. Ebenso zeigt ihn Isaachsens Gemälde »Der Leichnam Olavs des Heiligen wird in Leichentücher gehüllt« gemäß christlicher Ikonographie als den toten Heiland, der auferstehen wird. Damit ist er an die Stelle Thors getreten.

Die Größe und Bedeutung, die Olav für Norwegen gewann, liegt nach Auffassung des 19. Jahrhunderts nicht allein in der politischen Einigung Norwegens, sondern vor allem in der Einführung des Christentums. Damit sei dem Land eine geistige und kulturelle Grundlage gegeben worden, die zu innerer Ruhe und äußerer Machtentfaltung geführt habe. Nur darum habe die Reichseinigung durch Olav Bestand haben können, während alle vorhergehenden Versuche scheitern mußten.

 

 

Belgienarro21n2.gif (960 Byte)

Die Schlacht der Goldenen Sporen 1302

In der Schlacht der Goldenen Sporen setzte sich im Juli 1302 in der Nähe des westflandrischen Kortrijk ein zu Fuß kämpfendes Zunftaufgebot der flandrischen Städte gegen ein Ritterheer des französischen Königs durch. Die Sporen, die den getöteten französischen Rittern abgenommen wurden, gaben der Schlacht ihren Namen. Mit diesem vernichtenden Sieg gelang es den Flamen, den Eroberungsversuch Philipps des Schönen abzuwehren, der vor allem der Wirtschaftskraft der flandrischen Städte wegen unmittelbaren Einfluß auf das Land zu gewinnen trachtete. Gleichzeitig vermochten die flandrischen Zünfte ihre politische Macht auf Kosten des Patriziats zu stärken, das auf französischer Seite gekämpft hatte.

Bald nach der Gründung des belgischen Staates (1830/31) setzte eine intensive Beschäftigung mit der Schlacht der Goldenen Sporen ein. Sie wurde nun als ein Ereignis gerühmt, in dem zum ersten Mal die hervorstechendsten Merkmale des belgischen Nationalcharakters zum Vorschein gekommen seien: Patriotismus und Freiheitsliebe. Viele Historiker übertrugen dieses flämische Ereignis auf ganz Belgien und sahen darin ein Vorbild für den Freiheitswillen des gesamten (im 14. Jahrhundert noch inexistenten) Staates. Die Mitglieder der flämischen Bewegung schrieben den Sieg in der Schlacht bei Kortrijk dagegen allein auf die Fahnen ihrer Volksgruppe, während sie den frankophonen Wallonen Sympathien für die feindlichen Franzosen unterstellten.

Das monumentale und außerordentlich populäre Gemälde des Antwerpener Künstlers Nicaise de Keyser stellt den entscheidenden Moment der Schlacht dar, als ein Laienbruder aus der westflandrischen Abtei Ter Doest, Guillaume Vansaeftingen, den französischen Heerführer, Graf von Artois, erschlägt.

 

 

Schwedenarro21n2.gif (960 Byte)

Der Freiheitskampf Gustav Wasas von 1521 bis 1523

Die Union der drei Kronen Dänemark, Norwegen und Schweden, die 1397 in Kalmar beschlossen wurde, erwies sich schon bald als konfliktreiches Gebilde. Erhebungen gegen die dänische Vorherrschaft blieben jedoch erfolglos.

Erst Gustav Wasa gelang es in einem neuerlichen Aufstand, Schweden zu befreien und 1523 in die Eigenstaatlichkeit zurückzuführen. Im selben Jahr wurde er zum König erhoben. Gustav vollendete nach der äußeren Befreiung auch die innere Befriedung des Landes durch umfassende Reformen. Seither wird er in Schweden als Gründerpersönlichkeit verehrt, die die Nation zu Unabhängigkeit und Größe geführt habe. Insofern ist er mit dem norwegischen König Olav dem Heiligen zu vergleichen, dessen mythische Bedeutung ebenfalls auf die Verbindung von äußerem militärischen Erfolg und der Stiftung der inneren Einheit zurückgeführt wird.

Die oppositionelle Sture-Partei, der Gustav Wasa angehörte, hatte 1520 eine vernichtende Niederlage gegen die Dänen erlitten. Gustav floh unter dramatischen Umständen in die Provinz Dalarna, wo er versuchte, die Bauern zum Widerstand gegen den Dänenkönig zu bewegen. Sie folgten ihm jedoch erst nach einem Gemetzel, das die Dänen 1523 unter schwedischen Oppositionellen angerichtet hatten. Über diese dreijährige Flucht und Verfolgung wurden im Schweden des 19. Jahrhunderts viele abenteuerliche Geschichten verbreitet, die Gustavs Tapferkeit und politischen Weitblick priesen. In zahlreichen Kunstwerken wird Gustav als Redner vor einer Volksmenge dargestellt. Auch die Unterstützung einzelner tapferer Bauern, die ihn vor den dänischen Verfolgern versteckten, ist für die Künstler ein Thema. In Mora, jenem Ort im mittelschwedischen Dalarna, in dem Gustav Wasa seine Reden vor den Bauern hielt, wurde ihm 1903 ein von Anders Zorn entworfenes Denkmal gesetzt.

 

 

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