Berlin.Dokument
BERLIN.DOKUMENT – unter diesem Titel präsentiert das Zeughauskino in chronologischer Folge monatlich ein Programm mit dokumentarischen Aufnahmen von Berlin. Die Programme erzählen mosaikartig eine Geschichte Berlins, wie sie in oft unbekannten, an den Rändern der kommerziellen Filmindustrie entstandenen Aufnahmen überliefert ist. Im Januar stehen Produktionen auf dem Spielplan, die die Maßnahmen zum Wiederaufbau Berlins in den Jahren 1949 bis 1952 darstellen. Leo de Laforgues Film Berlin – Gigant der Arbeit, Stadt der Schönheit ist im Februar in zwei Fassungen zu sehen: in seiner ursprünglichen Fassung von 1939 und in der unter dem Titel Symphonie einer Weltstadt herausgebrachten, entnazifizierten Version von 1950. Das Programm im März versammelt Filme aus West- und Ost-Berlin, in denen die zunehmende politische Spaltung der Stadt zum Ausdruck kommt.
BERLIN.DOKUMENT entsteht in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und wird von Jeanpaul Goergen kuratiert.
Berlin.Dokument
"Berlin kommt wieder – Wiederaufbau 1949/52"
Wiederaufbau D (West) 1949, 36’ · 35 mm
Es wurde Licht BRD 1950, R: Friedrich Wollangk 10’ · DigiBeta
Das ist die Berliner Luft BRD 1950, R: Eva Kroll, 16’ · 35 mm
Wäre es schön? – „Es wird schön!“ DDR 1951, 4‘ · 35 mm
So darf es nicht mehr weitergehen DDR 1949, R: Bruno Kleberg, 6’ · 35 mm
Schloß-Straße Steglitz BRD ca. 1950, 2’ · 35 mm
Eine Empfehlung BRD 1950, 2’ · 35 mm
Flamingo’s BRD 1951, 2‘· 35 mm
Berlin kommt wieder BRD 1952, R: Hans Fritz Köllner, 15’ · 35 mm
Filme aus den Jahren 1949 bis 1952 über den Wiederaufbau Berlins. Im Westen stellen Firmen ihre Produktion auf dringend benötigte Güter wie Heizöfen und Universalkochgeräte um. Nach dem Ende der Blockade geht am 1. Dezember 1949 das mit Hilfe des Marshallplans wiederaufgebaute Kraftwerk West ans Netz und macht West-Berlin unabhängig von Stromlieferungen aus dem Osten. Auch Das ist die Berliner Luft (1950) und Berlin kommt wieder (1952) stellen den Beitrag des Marshallplans am wirtschaftlichen Aufschwung im Westteil der Stadt heraus. Erste Reklamefilme bewerben noch spärlich ausgestattete Läden in der Steglitzer Schloßstraße und im Wedding. Der DEFA-Film So darf es nicht weitergehen prangert nicht nur Schwarzmarkt und Schiebertum an, sondern wettert auch gegen den westlichen „Luxus”. Die SED wirbt für freiwillige Mitarbeit am „Nationalen Aufbauprogramm Berlin 1952”, das die Enttrümmerung und den Aufbau der Stalinallee als Vorbild für das neuerstehende Berlin vorsieht. (jg)
Einführung: Jeanpaul Goergen
am 17.01.2014 um 18.30 Uhr
am 21.01.2014 um 20.00 Uhr
Berlin.Dokument
"Spaltung"
Berlin hat sich entschieden! D (Ost) 1948, R: Bruno Kleberg, 7’ · 35 mm
Welt im Film Nr. 259 BRD 1950, 23‘ · 35 mm
Welt im Film Sonderdienst. Berlin wählt D (West) 1948, 6’ · 35 mm
Eine freie Universität BRD 1949, R: Wolfgang Kiepenheuer, Edith Lindner, 14’ · 35 mm
Der Augenzeuge Nr. 22/1950 DDR 1950, 23’ · 35 mm
Freiheitsglocke Berlin 1950 (Archivtitel) DDR 1950, 3’ · 35 mm
Nicht stören: Funktionärsversammlung BRD 1951, R: Hans Herbert, 14’ · 35 mm
Kommunistische Störungen der Berliner Stadtverordnetenversammlung führten am 5. Dezember 1948 zu Neuwahlen, die aber nur in den Westsektoren stattfinden konnten; sie zementierten die politische Spaltung der Stadt. Eine freie Universität schildert den Aufbau einer neuen Universität in West-Berlin als Reaktion auf die Einflussnahme der SED auf die Berliner Universität Unter den Linden. Der DEFA-Augenzeuge berichtet ausführlich über das „Deutschlandtreffen der Jugend” in Ost-Berlin zu Pfingsten 1950. Ein nicht verwendetes Sujet des Augenzeugen nimmt das Anbringen der Freiheitsglocke am Rathaus Schöneberg (am 21. Oktober 1950) zum Anlass für einen scharfen propagandistischen Rundumschlag. Nicht stören: Funktionärsversammlung mit Texten des Kabarettisten Günter Neumann führt den Kalten Krieg dagegen mit den Mitteln der Satire. (jg)
Einführung: Jeanpaul Goergen
am 14.03.2014 um 18.30 Uhr
am 18.03.2014 um 20.00 Uhr
Berlin.Dokument
"Ein Film – Zwei Fassungen"
Berlin – Gigant der Arbeit, Stadt der Schönheit
D 1936/39, R: Leo de Laforgue, 73’ · 35 mm
Zwischen 1936 und 1939 arbeitete Leo de Laforgue (1902-1980) als Ein-Mann-Filmemacher an einem abendfüllenden Dokumentarfilm über Berlin, den er als „eines der wirkungsvollsten Propagandamittel für die nationalsozialistische Reichshauptstadt” ansah. Sein Film sollte der Welt demonstrieren: „So ist Berlin, die Stadt Adolf Hitlers!” (Film-Kurier, 23.3.1939). Der von der Tobis nur mit Musikbegleitung fertiggestellte Film kam aber nie in die Kinos. Neben politischen Gründen dürften auch Einwände gegen künstlerische Mängel eine Rolle gespielt haben: Laforgue kann nie an seine erklärten Vorbilder Walter Ruttmann und Leni Riefenstahl anknüpfen. Der Film kam erst 1950 in West-Berlin in einer entnazifizierten, von Friedrich Luft kommentierten Fassung als Symphonie einer Weltstadt heraus. – Wir zeigen eine vom Bundesarchiv-Filmarchiv neugezogene Kopie. (jg)
Einführung: Jeanpaul Goergen
am 20.02.2014 um 20.00 Uhr
Berlin.Dokument
Symphonie einer Weltstadt. Berlin wie es war
D 1942 / BRD 1950, R: Leo de Laforgue, Kommentar: Friedrich Luft, 77’ · 35 mm
Anmut und Kraft. Die Welt des Berliner Bildhauers Georg Kolbe
BRD 1950, R: Leo de Laforgue, 11’ · 35 mm
Berlin am 1. Oktober 1950 (Archivtitel)
BRD 1950, 5’ · 35 mm
Am 1. Oktober 1950 erlebte Leo de Laforgues Berlin-Film von 1942 in einer entnazifizierten und mit einem Kommentar des Film- und Theaterkritikers Friedrich Luft versehenen Fassung als Symphonie einer Weltstadt eine feierliche Premiere. Die Aufnahmen des „unversehrten Berlin” (Der Kurier) wurden anstandslos und ohne jeden Hinweis auf das „Dritte Reich” in die westdeutsche Filmgeschichtsschreibung integriert. – Das Programm rekonstruiert die Uraufführung mit Laforgues Kurzfilm Anmut und Kraft über die Plastiken Georg Kolbes im Vorprogramm. Im Anschluss an Symphonie einer Weltstadt liefen zudem noch aktuelle Aufnahmen von drei Ereignissen des gleichen Tages: der feierlichen Verabschiedung der neuen West-Berliner Verfassung, der Eröffnung der Großen Deutschen Industrieausstellung sowie dem Beginn der nur zwei Stunden zuvor stattgefundenen Filmpremiere. (jg)
Einführung: Jeanpaul Goergen
am 23.02.2014 um 18.30 Uhr
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