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    WIEDERENTDECKT

 

WIEDERENTDECKT

Wiederentdeckt – so heißt unsere filmhistorische Reihe, kuratiert von CineGraph Babelsberg, die einmal im Monat vergessene Schätze der deutschen Filmgeschichte vorstellt. Zu sehen sind Werke, die oftmals im Schatten jener Filme stehen, die den deutschen Filmruhm begründet haben. Sie sind Zeugnisse einer wirtschaftlich leistungsfähigen und handwerklich ambitionierten Filmindustrie. Erstaunlich viele dieser Filme „aus der zweiten Reihe“ sind erhalten. In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen recherchieren die Mitarbeiter von CineGraph Babelsberg diese Filme und analysieren sie im historischen Kontext. Sie erstellen Begleitblätter für das Publikum, führen in die Filme ein und dokumentieren ihre Forschungsergebnisse im Filmblatt, der Zeitschrift von CineGraph Babelsberg.
Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg, dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

 

 

WIEDERENTDECKT
Der Kaiser von Kalifornien
D 1936, B/R: Luis Trenker, D: Luis Trenker, Viktoria von Ballasko, August Eichhorn, Reinhold Pasch, 101’ 35 mm

Noch über 20 Jahre nach seinem Tod ist das Werk von Luis Trenker einerseits weitgehend vergessen und andererseits umstritten. Diese Ambivalenz liegt vorrangig im umfangreichen Œuvre und in der Persönlichkeit dieses Schauspielers, Regisseurs und Autors begründet. Zu  Ruhm gelangte Trenker anfangs der 1930er Jahre als Bergfilmer, der auch gewagteste Stunts im Gletschereis selbst gestaltete und kein Double duldete. Später wechselte er die Genres mit Professionalität und Leidenschaft, schrieb auch Romane und gab Fotobücher heraus. Zeitgenossen beschrieben ihn als rigorosen Individualisten von strotzender Vitalität, der flexibel auch ungewöhnliche Mittel einsetzte und wechselte, um seine künstlerischen Ziele zu erreichen.
In Der Kaiser von Kalifornien sind viele Facetten der Persönlichkeit Trenkers vereint. Die Genrebezeichnungen für diesen Film fallen deshalb auch höchst unterschiedlich aus: Expeditionsfilm, Abenteuerfilm, Western, zudem historisch und exotisch. Und tatsächlich ist von jedem etwas in dem Film enthalten. Der Kaiser von Kalifornien erzählt die Geschichte von Aufstieg und Niedergang des deutschen Abenteurers Suter, der im Amerika des 19. Jahrhunderts in der Gegend, die später Kalifornien genannt wird, Siedlungen mit Ackerbau und Viehzucht gründet und sich allmählich so vergrößert, dass er bald „Kaiser von Kalifornien“ genannt wird. Doch dann wird auf seinem Land Gold gefunden und das massenhafte Goldfieber zerstört alle moralischen Bindungen... (ga)

Einführung: Tobias Hochscherf (Fachhochschule Kiel)
am 1.4.2011 um 18.30 Uhr

 

 

WIEDERENTDECKT
Pest in Florenz
D 1919, R: Otto Rippert, B: Fritz Lang, Bauten: Hermann Warm, Franz Jaffé, Walter Reimann, Walter Röhrig, P: Erich Pommer, D: Theodor Becker, Marga Kierska, Julietta Brandt, 101’ 35 mm

Nur vier Monate nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, nach Revolution und Republikgründung, in einer Zeit der Unruhe, des Hungers und des Aufbruchs beginnt in Weißensee die Produktion von Pest in Florenz, einem Gegenstück zu Ernst Lubitschs Revolutionsoperette Madame Dubarry aus dem gleichen Jahr. Voller Pracht und Spektakel erhebt dieser erste Film der Decla-Weltklasse den Anspruch, mit den Monumentalfilmen aus Hollywood gleichzuziehen. Die Außenaufnahmen wurden unter anderem im Park von Schloss Linderhof gedreht. Das Drehbuch schrieb Fritz Lang, Pest in Florenz ist eines seiner wenigen erhaltenen Frühwerke. Erzählt wird eine Geschichte aus dem Florenz der Renaissance, wo die wunderschöne Kurtisane Julia dem Machthaber der sittenstrengen Stadt wie auch seinem Sohn den Kopf verdreht. Als der Vater sie aus Eifersucht foltern lässt, erschlägt ihn der Sohn, und es beginnt eine Zeit des Sinnenrausches, der freien Liebe und Zügellosigkeit. Dann aber hält eine andere weibliche Macht Einzug: die Pest, die das lebenslustige Florenz in eine Stätte des Grauens verwandelt. Wie in seinen späteren Filmen misst Lang auch schon in Pest in Florenz der Ausstattung großes Gewicht bei, gewinnt der vertikalen architektonischen Ordnung besondere dramaturgische Spannung ab und spinnt ein ganzes Netz kunsthistorischer Verweise, die bis zu den Gemälden Arnold Böcklins reichen. Zudem kreist sein Film bereits um zwei Hauptmotive, die Lang in Metropolis (1927) erneut aufgreift: den ödipalen Konflikt des Mannes und das dämonische Wesen der Frau. Gezeigt wird die restaurierte Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. (ps, uvk)

Pest in Florenz wird eingeführt von Ursula von Keitz, die als Professorin für Film-/AV-Medienwissenschaft an der Universität Bonn lehrt.

Klavierbegleitung: Eunice Martins
Einführung: Ursula von Keitz

am 6.5.2011 um 18.30 Uhr

 

 

 

 

 

 

 
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