Zeughauskino

 

Kino im Zeughaus | Programm | Programmarchiv


April | Mai
Berlin.Dokument | Das Schiffchen | Film Polska | Lebende Bilder | Umbrüche
S wie Sonderprogramm | Unter Vorbehalt | Wagner-Kino | Wiederentdeckt

 


  WIEDERENTDECKT

 

WIEDERENTDECKT

 

Wiederentdeckt – so heißt unsere filmhistorische Reihe, kuratiert von CineGraph Babelsberg e.V., die einmal im Monat vergessene Schätze der deutschen Filmgeschichte vorstellt. Zu sehen sind Werke, die oftmals im Schatten jener Filme stehen, die den deutschen Filmruhm begründet haben. Sie sind Zeugnisse einer wirtschaftlich leistungsfähigen und handwerklich ambitionierten Filmindustrie. Erstaunlich viele dieser Filme „aus der zweiten Reihe“ sind erhalten. In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen recherchieren die Mitarbeiter von CineGraph Babelsberg e.V. diese Filme und analysieren sie im historischen Kontext. Sie erstellen Begleitblätter für das Publikum, führen in die Filme ein und dokumentieren ihre Forschungsergebnisse im Filmblatt, der Zeitschrift von CineGraph Babelsberg e.V.
Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg e.V., dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

 

WIEDERENTDECKT

Was wäre, wenn…?
DDR 1960, R: Gerhard Klingenberg, B: Hedda Zinner, Gerhard Klingenberg, nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Hedda Zinner, K: Erich Gusko, D: Willi Narloch, Gerd Ehlers, Heinz Frölich, 90‘ 35 mm

Ein uraltes Motiv in der Kunst stellt sich vor, durch einen Zauber ließen sich alle Lebens- und Daseinsverhältnisse umkehren. Auch die Filmproduktionsfirma der DDR, die DEFA, nahm diese spielerische Utopie als Vorlage für einen Spielfilm: was wäre, wenn sich alltägliche Lebensbedingungen in einem mitteldeutschen Dorf Ende der 1950er Jahre in ihr Gegenteil verkehren würden? Nach einem seinerzeit in der DDR vielgespielten Theaterstück von Hedda Zinner (1905-1994) gestalteten die Autorin und der Regisseur Gerhard Klingenberg den Film Was wäre, wenn…?, der von einem Dorf erzählt, in dem Großbauern im Clinch liegen mit Kräften, die die Kollektivierung der Landwirtschaft vorantreiben wollen. Die heftigen Debatten gehen hin und her. Plötzlich erscheinen skurrile Leute im Ort, suchen und messen überall herum, und es entsteht das Gerücht, das Dorf werde gegen ein Gebiet „aus dem Westen“ ausgetauscht. Diese Aussicht verunsichert, erfreut, mobilisiert die Leute, und keiner aus dem Dorf kann sich vor einer Stellungnahme drücken. Mutmaßungen, Eifersüchteleien, Gerüchte schießen ins Kraut, zumal auch der Graf zurückkommen soll... Im Abstand der Jahre wirkt Klingenbergs Komödie – bei aller zeitbedingten Naivität – wie ein groteskes Abziehbild, das – ein Jahr vor dem Mauerbau – an aller Realität vorbeigeht und doch viel von einem weit verbreiteten Wunschdenken verrät. (ga)
Einführung: Günter Agde

am 5.4.2013 um 19.00 Uhr

WIEDERENTDECKT


Alles für Geld
D 1923, R: Reinhold Schünzel, P: Emil Jannings-Film, B: Hans Kräly, Rudolf Stratz, D: Emil Jannings, Dagny Servaes, Ulrich Bettac, Walter Rilla, ca. 98‘ 35 mm, span. + dt. ZT

„Geht hin und schauet: dies ist der Film unserer Zeit“, schreibt der Film-Kurier nach der Premiere von Alles für Geld am 6. November 1923. Die Hyperinflation in Deutschland hat in diesen Tagen ihren Höhepunkt erreicht: Die Preise für Lebensmittel steigen ins Unermessliche, selbst Kinokarten kosten Milliarden Mark, und die Spareinlagen der bürgerlichen Mittelschicht schmelzen dahin. Die Inflation bedeutet Armut und totale Unsicherheit, den Verlust jedes Vertrauens in Finanzmärkte und politische Schutzmechanismen. Seither fürchten die Deutschen kaum etwas so sehr wie die Inflation: Ein Trauma, das bis heute fortwirkt, dessen Echo im Kino jedoch kaum mehr hörbar ist.
Alles für Geld erweist sich hier mit seiner bizarren Mischung aus Groteske und Tragödie zugleich als Produkt und Spiegel der Inflationszeit. Emil Jannings spielt die Figur des Raffke, des milliardenschweren Kriegsgewinnlers und Spekulanten, der über Leichen geht, kalt, berechnend und brutal ist, aber auch verliebt und unbeholfen. Für Béla Balázs besteht die große Kunst von Jannings (der den Film auch produzierte) darin, dass er die plumpe Einteilung in gute und schlechte, ernste und unernste Charaktere überwindet. Hingerissen schreibt er: „Dieser mit dem derbsten Naturalismus dargestellte Haifisch wird nicht erst sympathisch, als wir zuletzt sehen, wie er leidet und bereut, sondern wir fühlen diese menschlichen Möglichkeiten in ihm von vornherein auch in den Szenen, wo er seinen Opfern den Hals abschneidet. Bei Jannings ist es das ewig Kindliche, was sich unsere Sympathie über alle Scheußlichkeiten hinweg sichert.“ (Der Tag, 14.11.1923). (ps)
Am Flügel: Eunice Martins
Einführung: Philipp Stiasny und Sarah Kordecki

am 3.5.2013 um 18.30 Uhr

 

 
  Filmarchiv