Erika Mann 1905-1969

Schauspielerin, Schriftstellerin

  • 1905
    9. November: Erika Julia Hedwig Mann wird als erstes Kind des Schriftstellers Thomas Mann und dessen Frau Katia (geb. Pringsheim) in München geboren.
  • 1919
    Mit ihrem um ein Jahr jüngeren Bruder Klaus Mann gründet sie eine Kindertheaterbühne, den "Laienbund deutscher Mimiker".
  • 1922
    Sie ist Schülerin des Landschulheims Hochwaldhausen, das nach den Prinzipien der Reformpädagogik geführt wird.
  • 1922-1924
    Erika Mann ist Schülerin des Luisen-Gymnasiums in München.
    Achtzehnjährig, noch vor dem Abitur, erstes Engagement als Schauspielerin bei Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin.
  • 1924
    22. Oktober: Nach dem Abitur beginnt Mann ein Schauspielstudium in Berlin. Es folgen Engagements in Berlin und Bremen.
  • 1925
    Uraufführung von Klaus Manns Stück "Anja und Esther" in Hamburg. Erika Mann übernimmt neben ihrem Bruder, ihrem Verlobten Gustaf Gründgens und Pamela Wedekind (1906-1986) eine Rolle in diesem Stück, durch das die Geschwister populär werden.
  • 1926
    24. Juli: Heirat mit Gründgens.
  • 1926-1932
    Für Engagements in München und Gastspiele unter anderem in Berlin, Frankfurt/Main und Hamburg gibt sie das Schauspielstudium auf.
  • 1927
    Oktober: Beginn einer neunmonatigen Weltreise mit Klaus. Die Erlebnisse dokumentieren die Geschwister in ihrem Reisebericht "Rundherum. Das Abenteuer einer Weltreise".
  • 1928
    Arbeit für den Rundfunk und erste journalistische Veröffentlichungen. Erika Mann schreibt vor allem in den "Münchner Neuesten Nachrichten" und im Berliner Magazin "Tempo". Damit beginnt ihr lebenslanges politisches Engagement.
  • 1929
    Die Ehe mit Gründgens wird geschieden.
  • 1931
    Mai/Juni: Die leidenschaftliche Autofahrerin gewinnt eine 10.000 km lange Autorallye durch Südeuropa.
  • 1932
    13. Januar: Beteiligung an einer von der "Internationalen Liga für Frieden und Freiheit" organisierten pazifistischen Veranstaltung. Heftige Beschimpfungen und Drohungen in der nationalsozialistischen Presse sind die Folge. Mann strengt einen Prozess wegen Beleidigung an, den sie auch gewinnt: Der "Illustrierte Beobachter" und die "Front" werden zu einer Geldstrafe verurteilt.
    Juni: Nationalsozialisten verhindern ihr Auftreten bei den "Weißenburger Festspielen", indem sie die Veranstalter unter Druck setzen. Weitere massive Angriffe bedeuten für sie das Ende ihrer Theaterlaufbahn.
    "Stoffel fliegt übers Meer", das erste von zahlreichen Kinderbüchern, erscheint.
  • 1933
    1. Januar: Gemeinsam mit Therese Giehse und einem Musiker gründet das Geschwisterpaar in München das literarisch-politische Kabarett "Die Pfeffermühle". Erika Mann schreibt den Großteil der Texte und steht auch auf der Bühne. Zu den literarischen Vorbildern gehören Christian Morgenstern, Klabund und Joachim Ringelnatz. Im Mittelpunkt des Programms steht die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit.
    13. März: Auf unterschiedlichen Wegen gehen Erika Manns Eltern, ihr Onkel Heinrich Mann, ihre fünf Geschwister und sie selbst ins Exil. Erste gemeinsame Zufluchtsstätte der Familie wird Sanary-sur-Mer in Südfrankreich. Danach lässt sich Erika Mann mit einem Teil der Familie in Küsnacht in der Schweiz nieder. Erika Mann organisiert den Familienzusammenhalt.
    Sie nimmt eine sehr deutschlandkritische Haltung ein, die sie ihr Leben lang beibehalten wird. In politischen Fragen gewinnt sie einen immer größeren Einfluss auf ihren Vater, der sich nur schwer von seinem deutschen Publikum zu trennen vermag. Thomas Manns offizielle Solidarisierung mit den deutschen Exilanten im Jahr 1936 ist auf ihre Beeinflussung zurückzuführen.
    September: "Die Pfeffermühle" nimmt ihren Spielbetrieb in Zürich wieder auf und wird zum Exilkabarett gegen Hitler.
  • 1935
    Juni: Erika Mann wird als "geistiger Urheberin" der "deutschfeindlichen Pfeffermühle" die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
    15. Juni: Durch ihre Heirat mit dem homosexuellen englischen Dichter Wystan H. Auden, dem sie zuvor nie begegnet ist, erlangt sie die britische Staatsangehörigkeit.
  • 1936
    14. August: Letzte Vorstellung der "Pfeffermühle" auf europäischem Boden nach 1.034 meist sehr gut besuchten Aufführungen in sieben Ländern des Kontinents.
  • 1937
    Januar: "The Peppermill" wird in New York fortgesetzt, kann jedoch nicht an den Erfolg in Europa anknüpfen.
    Juli: Als erstes Mitglied der Familie lässt Erika Mann sich offiziell in den USA nieder. Die Eltern und Klaus Mann folgen im Jahr darauf.
  • 1938
    Ihr Bestseller "Zehn Millionen Kinder (School for Barbarians)", ein Pamphlet über die Kindererziehung unter dem NS-Regime, erscheint.
    Juni/Juli: Erika und Klaus Mann sind als Berichterstatter im Spanischen Bürgerkrieg tätig. Gemeinsam geben sie den Augenzeugenbericht "Back from Spain" heraus.
  • 1938-1948
    Immer wieder unternimmt Erika Mann Vortragsreisen durch die USA, um über das nationalsozialistische Deutschland zu informieren.
  • 1939
    Sie und ihr Bruder veröffentlichen "Escape to Life", einen Bericht über bekannte deutsche Emigranten.
  • 1940
    "The other Germany", eine weitere Gemeinschaftsarbeit der Geschwister, in der sie sich mit der Situation in Deutschland auseinandersetzen, erscheint.
    August-Oktober: Erika Mann hält sich in England auf und ist an Sendungen für den deutschen Sender der British Broadcast Corporation (BBC) beteiligt.
  • ab 1940
    Während des Zweiten Weltkriegs ist sie als Korrespondentin diverser amerikanischer, kanadischer und britischer Zeitungen sowie der amerikanischen Armee in verschiedenen kriegführenden Staaten tätig.
  • 1941
    Juni-Oktober: Mann arbeitet bei BBC London.
  • 1942
    Sie ist im "Office of War Information" in New York tätig.
  • 1943
    Sie verfasst "I of all people", eine fragmentarische Autobiografie, die unveröffentlicht bleibt.
  • 1945/46
    Tätigkeit als Korrespondentin in Europa. Als einzige Frau beobachtet sie die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Trotz des aufkommenden Kalten Kriegs berichtet sie auch aus Osteuropa. Ihre Reportagen stoßen wegen ihrer unabhängigen Sicht der Dinge auf Kritik in den USA.
  • 1947
    Mit den Kürzungen an Thomas Manns Roman "Doktor Faustus" beginnt die Zusammenarbeit mit ihrem Vater. Sie wird eine seiner engsten Vertrauten.
  • 1949
    Sie unternimmt eine Europareise.
    21. Mai: Nach dem Freitod ihres Bruders Klaus Mann widmet sie sich seinem Nachlass.
  • 1950
    Sie gibt "Klaus Mann zum Gedächtnis" heraus.
  • 1951
    Erneute Europareise.
  • 1952
    Gemeinsam mit den Eltern verlegt sie ihren Wohnsitz von den USA in die Schweiz. Hauptgrund für die Übersiedlung ist die Kampagne des Senators Joseph McCarthy (1908-1957) gegen Liberale und Kommunisten, von der auch Erika Mann und ihr Vater betroffen sind.
    Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem Vater. Sie gilt als seine "kongeniale Mitarbeiterin" und berät ihn unter anderem bei der Fortsetzung des Romanfragments "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull".
  • 1955
    12. August: Nach dem Tod ihres Vaters Bevollmächtigte für den Nachlass, mit dem sie sich intensiv beschäftigt.
  • ab 1955
    Mitwirkung bei der Verfilmung von Werken Thomas Manns.
  • 1956
    "Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater" erscheint.
  • 1961-1965
    Sie gibt die dreibändige Ausgabe der Briefe Thomas Manns heraus.
  • 1969
    27. August: Erika Mann stirbt in Zürich im Kantonsspital, in dem vierzehn Jahre zuvor auch ihr Vater gestorben war.
Claudia Prinz
14. September 2014

lo