AusstellungHintergrundZeittafelNavigationn_vordhm.gif (100 Byte)zurück zum Deutschen Historischen Museum
Kalter KriegDDRBRDÄtherkriegBroschürenFilm
 
Die Bundesrepublik
im Kalten Krieg
(von Wolfgang Benz)

1

2 3 4 5 6 7
Zusammenschluß der Westzonen?
   

Der CDU-Politiker Schlange-Schöningen hatte mit seinen Empfehlungen vorweggenommen, was ein Jahr später Kurt Schumacher vor dem Parteivorstand und anderen Spitzenpolitikern der SPD propagierte:

"Die Prosperität der Westzonen ... kann den Westen zum ökonomischen Magneten machen. Es ist realpolitisch vom deutschen Gesichtspunkt aus kein anderer Weg zur Erringung der deutschen Einheit möglich, als diese ökonomische Magnetisierung des Westens, die ihre Anziehungskraft auf den Osten so stark ausüben muß, daß auf die Dauer die bloße Innehabung des Machtapparates dagegen kein sicheres Mittel ist. Es ist gewiß ein schwerer und vermutlich langer Weg..."

(Kurt Schumacher, 31. 5. 1947; Wortlaut in: Acht Jahre Sozialdemokratischer Kampf um Einheit, Frieden und Freiheit. Ein dokumentarischer Nachweis der gesamtdeutschen Haltung der Sozialdemokratie und ihrer Initiativen, hg. vom Vorstand der SPD, Bonn 1953, S. 26)

Dieses politische Konzept, besser gesagt: Diese Formel, die Pragmatismus und Wunschdenken im Kalten Krieg unter einen Hut bringen sollte, beherrschte als "Magnet-Theorie" lange Jahre die politische Diskussion und half auch, den späteren Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik zu untermauern.

                    

Noch stärker an den Realitäten orientiert und sehr frühzeitig auf Abgrenzung bedacht, votierte Konrad Adenauer schon im August 1946 in einem Referat auf einer Tagung des Zonenausschusses der CDU der britischen Zone für einen Zusammenschluß der drei Westzonen:

"Für uns bedarf es wohl keiner Erörterung, daß es sehr wünschenswert ist, wenn nun Rußland den eisernen Vorhang nicht hochzieht und wir infolgedessen kein einheitliches Wirtschaftsleben in ganz Deutschland haben können, wir dann als zweitbeste Lösung das einheitliche Wirtschaftsleben in den drei nicht von Rußland besetzten Zonen möglichst bald verlangen müssen und dabei auch der Hoffnung Ausdruck geben dürfen, daß England, Frankreich und Amerika dann nun auch, wenn sie diesen entschiedenen Schritt gegenüber Rußland getan haben, nun auch nicht zögern werden, das Wirtschaftsleben in diesen drei westlichen Zonen wirklich zur Entfaltung kommen zu lassen."

(Wortlaut in: Konrad Adenauer und die CDU der britischen Besatzungszone 1946-1949. Dokumente zur Gründungsgeschichte der CDU Deutschlands, bearb. von Helmuth Pütz, Bonn 1975, S. 171)

                                             

Solche Einschätzungen und Abgrenzungen waren freilich noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Es war der Vorsitzende der SPD in Bayern, Wilhelm Hoegner, der im Juli 1947 eine Erklärung abgab, die an das Publikum gerichtet war und in der er unverblümt einen Separatfrieden zwischen den Westmächten und den Westzonen propagierte:

"Die Einigung der Alliierten erfordert offensichtlich viel zu viel Zeit, als daß Deutschland in seiner heutigen ernährungspolitischen und wirtschaftlichen Lage darauf noch lange warten könnte. Infolgedessen bleibt nichts anderes übrig, als zunächst den Versuch zu einer bizonalen oder allenfalls Drei-Zonen-Regelung zu machen. Das ist der nächste Schritt, auf den die Menschen in den Westzonen mit brennender Ungeduld warten. Die wirtschaftliche Einigung müßte über kurz oder lang notwendig auch eine gewisse politische Organisation nach sich ziehen. Um alle Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung der Westzonen zu beseitigen, wäre dann wohl auch der Abschluß eines Sonderfriedens erforderlich, wenn ein allgemeiner Friede in absehbarer Zeit nicht erreicht werden kann. Das soll aber selbstverständlich keine dauernde Trennung der Ostzone nach sich ziehen; vielmehr ist zu hoffen, daß die Konsolidierung der Verhältnisse in den Westzonen zwangsläufig den Anschluß der Ostzone nach sich zieht."

(Wortlaut im Nachlaß Wilhelm Hoegner, Institut für Zeitgeschichte München, ED 120 ).

4/7

zum Deutschen Historischen MuseumGästebuchMailvorherige Seitenächste SeiteSeitenanfang

 © Deutsches Historisches Museum