DIE WELT IN WAFFEN – ITALIEN
In unregelmäßiger Folge erzählt die Reihe DIE WELT IN WAFFEN eine Geschichte des Zweiten Weltkriegs dies- und jenseits des 8. Mai 1945, der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Dabei folgt DIE WELT IN WAFFEN weniger der Idee eines radikalen historischen Bruchs, als welcher die deutsche Kapitulation im öffentlichen Bewusstsein vor allem präsent ist. Vielmehr interessiert sie sich für eine Zusammenschau von Konflikten, die mit der Niederlage der deutschen Wehrmacht und dem Ende des nationalsozialistischen Vernichtungsprogramms keineswegs gelöst waren und die die Geschichte Europas und der Welt auf unabsehbare Zeit prägten. Anlässlich des 70. Jahrestags des Waffenstillstands von Cassibile widmet sich das dritte Programm der Reihe, das in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Kulturinstitut Berlin stattfindet, der Geschichte Italiens. DIE WELT IN WAFFEN wird kuratiert von The Canine Condition
DIE WELT IN WAFFEN
Paisà
I 1946, R: Roberto Rossellini, B: Klaus Mann, Marcello Pagliero, Sergio Amidei, Federico Fellini, Roberto Rossellini, Vasco Pratolini, K: Otello Martelli, D: Carmela Sazio, Robert Van Loon, Alfonsino Pasca, 134‘ 35 mm, OmU
Rossellinis zweiter Film seiner Kriegstrilogie erzählt in sechs Episoden die Geschichte Italiens in der Zeitspanne zwischen der alliierten Landung auf Sizilien im Juli 1943 bzw. dem Putsch der faschistischen Eliten gegen Mussolini und dem nahenden Ende des Krieges im Winter 1944. Im Zentrum von Paisà stehen die Beziehungen zwischen den vor allem amerikanischen Truppen und der italienischen Bevölkerung, deren gemeinsamer Kampf gegen die Deutschen und die oft verschlungenen Wege der Verständigung und Annäherung. Eine nicht reibungslose Kommunikation begleitete Paisà auch bei der Berichterstattung – nach der deutschen Premiere meldete das Magazin Der Spiegel: „Der Regisseur heißt Roberto Rossellini. Er ist jetzt für die Defa verpflichtet.“ (33/1947). (ft)
Mit freundlicher Unterstützung des Centro Sperimentale di Cinematografia – Cineteca Nazionale.
Eintritt frei
Einführung: Fabian Tietke
am 1.9.2013 um 19.30 Uhr
DIE WELT IN WAFFEN
Italiani brava gente
Italiener, gute Menschen
I/UdSSR 1964, R: Giuseppe De Santis, B: Giuseppe De Santis, Ennio De Concini, Sergej Smirnov u.a., K: Antonio Secchi, D: Arthur Kennedy, Andrea Checchi, Tatjana Samoilova, Peter Falk, 139‘ 35 mm, OmeU
Ein zugleich kraftvoller und obskurer Film. Statt die Beteiligung am Krieg an der Ostfront in dem Mittelpunkt zu stellen, konzentriert sich Italiani brava gente auf die Verbrüderung kriegsunlustiger Italiener mit der geschundenen Sowjetbevölkerung. De Santis Schilderung der Kriegserfahrungen italienischer Soldaten in der Sowjetunion weist den Regisseur damit als einen der wichtigsten kommunistischen Filmemacher im Italien der Nachkriegszeit aus. Italiani brava gente kommt einem Denkmal für die im Krieg unter die Räder Geratenen und deren Widerstand gleich. Trotzdem konnte sich die italienische Nachkriegsgesellschaft, die sich für die Kriegsverbrechen an der Ostfront ebenso wenig interessierte wie für die Kolonialkriege, nicht mit Italiani brava gente anfreunden. - „Ein Volkstotenlied, gesummt von einem, der sich mittlerweile so fremd vorkam und unerwünscht wie die italienischen Invasoren auf der Sowjet-Erde.“ (Olaf Möller). (ft)
am 16.9.2013 um 20.00 Uhr
DIE WELT IN WAFFEN
La donna nella Resistenza
I 1965, R: Liliana Cavani, K: Mario Dolci, Kommentar: Paolo Glorioso, Mitarbeit: Rina Macrelli, Erzähler: Riccardo Cucciolla, 48' BetaSP, OmU
Anfang der 1960er Jahre realisierte Liliana Cavani für das italienische Fernsehen eine Reihe von zeithistorischen Dokumentationen. Die heute bekannteste Produktion ist La donna nella Resistenza, Cavanis feministische Intervention in den Prozess der Mystifizierung der Resistenza. Während der bewaffnete Kampf der meist männlichen Partisanen nach 1945 landesweit Anerkennung fand, wurde der Beitrag, den Frauen im Kampf gegen die deutschen Besatzer und die verbliebenen italienischen Faschisten leisteten, zumeist vernachlässigt. In den Interviews mit Frauen, die „ohne Waffen im Krieg“ (Anna Maria Bravo) waren, wies Liliana Cavani vor allem auf die spontane Beteiligung vieler Frauen aus Norditalien hin. (ft)
Mit freundlicher Unterstützung von Rai und Cristaldi Film.
Eintritt frei
Einführung: Cecilia Valenti
am 3.9.2013 um 20.00 Uhr
DIE WELT IN WAFFEN
Il dito nella piaga
Die Leoparden kommen
I 1969, R: Tonino Ricci, B: Piero Regnoli, Tonino Ricci, K: Sandro Mancori, M: Riz Ortolani, D: Klaus Kinski, George Hilton, Ray Saunders, Betsy Bell, 98' 35 mm, DF
Nachdem die Hinrichtung der beiden Marodeure Brian Haskins (Klaus Kinski) und John Grayson (Ray Saunders) fehlgeschlagen ist, sind die beiden zum Tode Verurteilten und der kommandierende Offizier des Erschießungskommandos auf der Flucht, sowohl vor den Deutschen wie auch vor den Amerikanern. Riccis Versuch, das in allen europäischen Ländern populäre Thema „Zweiter Weltkrieg“ mit der Bildsprache des Italowestern zu verbinden, stößt bei der Kritik auf wenig Gegenliebe. Das Filmlexikon Zweitausendeins schreibt: „Westernähnlicher Kriegsfilm, der seine Schießwütigkeit vergeblich durch aufgesetzte kritische Äußerungen zu übertünchen versucht.“ – Filme wie Riccis schufen jedoch die Grundlagen einer europäischen Erinnerungskultur: Dass unter anderem ein deutscher Schauspieler (Kinski), ein US-B-Star (Saunders) und ein Italowestern-Schauspieler (Hilton) die Rolle von US-Soldaten übernahmen, die auf Nazis schossen und sich am Ende gegen den Krieg aussprechen, verkleisterte die Geschichte der Kriegsteilnehmer so sehr, dass damit alle leben konnten. (ft)
am 6.9.2013 um 21.00 Uhr
DIE WELT IN WAFFEN
La conquista dell'impero
Die Eroberung des Imperiums
I 1973, R: Ugo Gregoretti, 80' 16 mm, OmU
Seit der Beteiligung des faschistischen Moviemento sociale italiana an einer italienischen Regierung Anfang der 1960er Jahre gewann die Auseinandersetzung mit dem Faschismus zwischen 1922 und 1943/5 an Bedeutung für die italienische Politik. Diese Verlagerung schlug sich auch in einer Reihe von filmischen Arbeiten zu den Bildwelten des Faschismus nieder. La conquista dell'Impero ist die kritische Auseinandersetzung mit dem 1937 entstandenen Propagandafilm Italia vittoriosa (Siegreiches Italien), der unter den Exilitalienern vor allem in den USA für den italienischen Überfall auf Äthiopien werben sollte. Der Regisseur dieser filmischen Analyse gehört zu den wichtigsten und heute im Ausland weitgehend vergessenen Regisseuren aus dem Kontext der italienischen Neuen Linken. (ft)
am 8.9.2013 um 20.30 Uhr
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