Nach der Gründung der DDR sah die SED-Führung ein
Ziel der Volksbildungspolitik darin, die Geschichtswissenschaft
nach dialektisch-materialistischen Gesichtspunkten auszurichten.
Grundlage bildete die marxistisch-leninistische Ideologie.
Aus dem im Zeughaus geplanten "Haus der deutschen Kultur"
wurde das am 18. Januar 1952 gegründete Museum für
Deutsche Geschichte (MfDG). Der klar umrissenen Aufgabe als
sozialistisches Geschichtsmuseum waren Ausstellungsarbeiten
und Sammlungskonzeption angepaßt. Bereits die mit der
Abwicklung befaßten ehemaligen Zeughausmitarbeiter hatten
sich unter der Leitung von Professor Paul Post Verdienste
um das Sichern und Auffinden von Zeughausgut erworben. Recherchen
nahm ebenfalls eine 1951 für das künftige MfDG gebildete
Ausstellungsgruppe auf.
Nach einer im gleichen Jahr gefertigten Inventarliste waren
unter den aufgespürten und vorhandenen 4.950 Zeughausobjekten
keine Orden und Ehrenzeichen. Anknüpfend an die Sammlungstradition
des Zeughauses wurde 1952 am MfDG ein Sektor Militaria gebildet.
Entsprechend der Aufgabe, die Geschichte des deutschen Volkes
darzustellen und zu vermitteln, sollte die neue Sammlung im
Unterschied zu der des Zeughauses auch Auszeichnungen für
zivile Verdienste einschließen. Ab 1953 konnten Mitarbeiter
des MfDG große Teile der Waffen- und Uniformsammlung
des verstorbenen Kirchenrates Franz Bonsack von der Erbin
käuflich erwerben. Der einst in Gotha ansässige
Bonsack hatte 1891 mit dem Sammeln von militärischen
Gegenständen des 19. Jahrhunderts begonnen und im Schloß
Friedenstein sowie auf der Wachsenburg seine Sammlung der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie wurde damals
als die größte und umfangreichste in privater Hand
eingeschätzt. Durch den Krieg hatten die Bestände
kaum Verluste erlitten.
Nach 1945 respektierten die sowjetischen Militärbehörden
die als Museum ausgewiesene Privatsammlung und stellten sie
unter Schutz. Verluste, mutwillige Zerstörungen und Beschlagnahmen
gingen 1953 auf das Konto von Angehörigen der Staatssicherheit,
die bei der Gelegenheit auch die Besitzerin verhafteten. Obwohl
Schlüssel vorhanden waren, wurden Schlösser aufgebrochen
und Vitrinen eingeschlagen. Den Umstand, daß ein Großteil
der Sammlung zu diesem Zeitpunkt nach Besichtigung vorab bereits
vom MfDG mit finanzieller Unterstützung der Kasernierten
Volkspolizei angekauft worden war, ignorierte die Staatssicherheit.
Museumsmitarbeiter intervenierten nach Bekanntwerden dieser
Nachricht und konnten zur Klärung des Sachverhaltes beitragen.
In diesem Zusammenhang muß Oscar Bluth erwähnt
werden, der 1954 aus dem Auszeichnungsbestand Bonsacks, der
hauptsächlich deutsche Ehrenzeichen umfaßte, 485
Stück auswählte (Abb. 1 u. 2). Ähnlich wie
bei dem 1889 vom Zeughaus getätigten Ankauf wurde auch
vom MfDG die Auszeichnungssammlung mit einem umfangreichen
Erwerb von Ehrenzeichen aus Privatbesitz begründet. Einen
Schwerpunkt dieses Ankaufs bildeten Ehrenzeichen der thüringischen
Staaten.
Nach einer aus der Aufgabenstellung des Museums resultierenden
Sammlungskonzeption sollten vom Militariabestand vor allem
solche Sachzeugen erworben werden, die progressive und revolutionäre
Ereignisse sowie den Klassenkampf in der deutschen Geschichte
verdeutlichen konnten. Da das auch auf die Befreiungskriege
zutraf, stellte der Erwerb von Auszeichnungen des zu den Reformkräften
zählenden Militärs Hermann von Boyen einen herausragenden
Sammlungszuwachs dar (Vgl. Merta, Boyen, 16-24). In verschiedenen
Ausstellungen waren diese 9 Objekte immer wieder zu sehen
(Abb. 3). Nach Oscar Bluth wurden die Bestände an Uniformen
und Auszeichnungen durch Dr. Fritz Kunter betreut, der die
Sammlungstätigkeit fortführte. 1960 erwarb er die
restlichen etwa 500 Orden und Ehrenzeichen von der Bonsack-Erbin
(Abb. 4).
Gerade in den 50er Jahren waren am MfDG die Bedingungen für
eine Sammlungstätigkeit günstig. Da das Museum im
Entstehen war, fand die Erwerbspolitik von der Leitung gebührende
Aufmerksamkeit, und den zuständigen Mitarbeitern wurden
diesbezüglich Freiräume zugestanden. Eine wissenschaftlich-inhaltliche
Unterstützung durch Generalmajor Dr. Otto Korfes stärkte
Ansehen und Position des Sektors Militaria. Die für einen
Erwerb zuständigen Mitarbeiter saßen in den einzelnen
Sektoren der Abteilung Sammlung, arbeiteten direkt an den
Objekten und kannten die Bestände. Bis 1960 konnte eine
beachtliche Auszeichnungssammlung aufgebaut werden, deren
Schwerpunkt auf zivilen und militärischen Ehrenzeichen
der deutschen Länder vor 1918 lag. An die Qualität
und die Quantität des Bestandes vor 1945 war jedoch nicht
zu denken, dennoch lag mit rund 1.650 Auszeichnungen wieder
eine für das Museumswesen führende Sammlung im Zeughaus
vor. Dazu zählten auch Zugänge aus Münzkabinetten
in Halle und Berlin. Hohe Klassen von Orden waren jedoch kaum
zu beschaffen. Viele Familien der einstmaligen Träger
und Beliehenen waren adliger Herkunft und hatten aufgrund
der Enteignungen durch die Bodenreform oder wegen erlittener
Repressalien und Diskriminierungen die DDR verlassen. Der
Ankauf der Boyen-Auszeichnungen von der Familie von Tümpling
blieb eine Ausnahme. Neben hochwertigen sächsischen Orden
(Abb. 5) aus dem Nachlaß des sächsischen Hofjuweliers
Scharffenberg konnte vor allem ein Teil seines beachtlichen
Literaturbestandes für wissenschaftliche Bearbeitungszwecke
angekauft werden. Zu den faleristischen Realien zählen
nicht nur die Dekorationen selbst, sondern auch Urkunden,
Besitzzeugnisse, Stiftungsdokumente, die in der Sammlung jedoch
nur in wenigen Exemplaren vorhanden sind. Gleiches trifft
auf Schatullen und Etuis zu. An Werkzeugen zur Herstellung
von Medaillen konnte ein zweiteiliger Prägestempel angekauft
werden (Abb. 6). Zum Dritten Reich wurde keine Vollzähligkeit
angestrebt. Hier beschränkte sich die Sammlungstätigkeit
auf das Beschaffen von einigen Auszeichnungen für Kriegs-
und Zivilverdienste, die als Belegexemplare in der Sammlung
lagen (Abb. 7). Nach Ansicht der Mitarbeiter der Fachabteilung
1917-1945 sollten solche Auszeichnungen nicht in die Ausstellungen
gelangen, da sie als Beispiele für die Verherrlichung
des nationalsozialistischen Systems gelten konnten. Des weiteren
sind auch Auszeichnungen europäischer Länder erworben
worden. In erster Linie handelt es sich um Ehrenzeichen. Außereuropäische
Stücke gelangten eher "zufällig" in die
Sammlung, wurden also ohne System zusammengetragen (Abb. 8).
Aber auch Insignien nichtstaatlicher Organisationen und Gemeinschaften
zählen durchaus zum Bestandsprofil (Abb. 9).
Zwischen 1957 und 1958 kehrte nach Verhandlungen museales
Kulturgut in die DDR zurück, das von den Trophäenkommissionen
nach 1945 sichergestellt und in die Sowjetunion verbracht
worden war. Darunter befanden sich auch Objekte aus dem Zeughaus,
die das Museum für Deutsche Geschichte erhielt. So konnten
fast 8.000 Waffen, Uniformstücke und Feldzeichen in die
Militaria-Sammlung aufgenommen werden. Obwohl sich derzeitig
noch eine Vielzahl von Zeughausgut in Sonderdepots der GUS-Staaten
befinden dürfte, erfuhr die Sammlung zweifelsohne durch
diese Geste der sowjetischen Seite eine Aufwertung und erlangte
einen nationalen und internationalen Stellenwert. Für
die Qualität der Auszeichnungssammlung hatten die Rückführungen
jedoch kaum Bedeutung. Neben einigen personengebundenen Auszeichnungen
(Abb. 10), die sich zum Teil an Uniformen
befanden, gehörten zu den 99 überführten Objekten
hauptsächlich Einzelstücke, die nicht aus der in
sich geschlossenen Ehrenzeichensammlung stammten. Es bleibt
nach der Aktenlage fraglich, ob die Ehrenzeichensammlung des
Zeughauses überhaupt von sowjetischer Seite sichergestellt
und in die UdSSR verbracht worden ist. Nach Kisten- und Auslagerungslisten
gelangte dieser Sammlungsteil ebenfalls nach Kaiseroda/Merkers
in der Rhön. Wie bereits erwähnt, hatte die amerikanische
Besatzungsmacht das Kulturgut aus diesem Bergungsort in einem
"Art Collecting Point" zusammengeführt. Spätere
Listen geben jedoch über Ehrenzeichen keinen Aufschluß.
Somit muß dieser Teil der Auszeichnungssammlung des
Zeughauses weiter als verschollen gelten.
Zu den Aufgaben des MfDG gehörte auch das Darstellen
der DDR-Geschichte. Die Konzeption beinhaltete das Sammeln
und Bewahren, Bearbeiten und Ausstellen von Sachzeugen aus
der DDR. Anläßlich der Jahrestage der Republik
erarbeiteten mehrere Museen Sonderausstellungen, in denen
Aufbauleistungen und andere Errungenschaften des sozialistischen
Staates gewürdigt und propagiert worden sind. Die zentralen
Ausstellungen veranstaltete immer das MfDG in Form groß
angelegter und aufwendig gestalteter Propagandaschauen. Die
DDR besaß seit 1950 ein neu geschaffenes und eigenständiges
Auszeichnungswesen, das inhaltlich am sowjetischen Vorbild
ausgerichtet war. Bis 1964 gab es 65 verschiedene staatliche
Auszeichnungsstiftungen von Orden, Preisen, Ehrentiteln und
Medaillen für Zivil- und Militärverdienste. Inhalte
und Verleihungsmodalitäten, Titel und Gestaltung der
Auszeichnungen entsprachen der politisch-ideologischen Ausrichtung
des Landes und orientierten sich an den Erfordernissen des
sozialistischen Aufbaus. Gleichzeitig belegen sie das Traditionsverständnis
der SED-Führung. Die Gründe, warum bisher keine
dieser Auszeichnungen in der Sammlung vorhanden war, lassen
sich nicht eindeutig benennen. Im Zusammenhang mit DDR-Auszeichnungen
fand eine Ausstellung des Historischen Museums in Dresden
allgemeine Beachtung. Zu der aus Anlaß des 15. Jahrestages
der Republik erarbeiteten Ausstellung heißt es im dazugehörigen
Katalog: "Es ist die erste Schau, die sämtliche
staatliche Auszeichnungen und darüber hinaus auch die
wesentlichsten Ehrenzeichen der Parteien und Organisationen
unserer Republik den Besuchern vorstellt. Gleichzeitig erfaßt
vorliegender Katalog erstmalig alle staatlichen Auszeichnungen
und die Ehrenzeichen der Parteien und Organisationen und bildet
sie in Originalgröße ab." Die Beispielwirkung
dieser Ausstellung und des Kataloges muß am nationalen
Geschichtsmuseum in Berlin im Zusammenhang mit dem Jahrestag
wie ein Schock gewirkt haben. Nach diesen Versäumnissen
wurde eiligst Kontakt zum Ministerrat aufgenommen, und 1965
gelangten dann erstmals staatliche Auszeichnungen der DDR
in das MfDG. Die Übergabe der 189 Stücke wurde als
offizieller Auftrag einer übergeordneten Dienststelle
verstanden, Auszeichnungen des eigenen Landes zu sammeln.
Zu den übergebenen Auszeichnungen gehörten vor allem
Erstprägungen aus der unmittelbaren Stiftungszeit (Abb.
11 u. 12).
Historisch bedingte Anlässe und politische Hintergründe
führten zum Austausch von Inschriften oder zur Änderung
in der Gestaltung von Auszeichnungen. Als 1959 das Staatswappen
in die Staatsflagge kam, wurde nach und nach die auf den Rückseiten
vieler Auszeichnungen befindliche Friedenstaube durch das
neue Symbol ersetzt. Neue Stempel machten sich auch durch
die Verwendung billigerer Materialien für die Prägung
erforderlich. Deshalb zählt die Erwerbung von Erstprägungen
aus den 50er Jahren zu den Seltenheiten im Bestand. In den
folgenden Jahren gelang es, die staatlichen Auszeichnungen
kontinuierlich zusammenzutragen. Nichtstaatliche Ehrenzeichen
und Abzeichen von Parteien, Organisationen und Betrieben ergänzen
den Bestand. Die im Jahr 1967 erfolgte Übernahme der
Auszeichnungen des 1960 verstorbenen Präsidenten Wilhelm
Pieck (Abb. 13) gab für die Museumsleitung
den Anstoß, verstärkt Nachlässe von Arbeiterveteranen,
Widerstandskämpfern, sogenannten Aktivisten der ersten
Stunde und Aufbauhelfern zusammenzutragen. Im Zusammenhang
mit Entwicklungsetappen der Wirtschaft und mit Ereignissen
aus Politik und Kultur, die nach Ansicht der SED-Führung
einer Würdigung bedurften, wurden solche Auszeichnungsgruppen
auch immer wieder in Ausstellungen gezeigt. Das trifft gleichermaßen
auf die Orden und Ehrenabzeichen Otto Grotewohls und Walter
Ulbrichts zu. Sie gelangten 1969 bzw. 1975 in das Museum.
Im Laufe seiner politischen Amtszeit hatte Ulbricht alle Orden
und eine Vielzahl von Preisen, Ehrentiteln und Medaillen erhalten,
die die DDR zu vergeben hatte. Insgesamt brachte er es auf
69 Stück.
Immer wieder vorgenommene Stiftungen neuer Auszeichnungen
und eine ausufernde Verleihungspraxis führten zu einer
inflationären Entwertung des Auszeichnungswesens in der
DDR. Nicht nur die Auszeichnungen selbst, sondern auch die
Stiftung und die Verleihung sind Zeugen für die Höhen
und Tiefen der gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen
Entwicklung der DDR. Mit Hilfe des musealen Bestandes an Auszeichnungen
lassen sich Partei- und Staatsgeschichte nachvollziehen. Das
Land war politisch und wirtschaftlich an die Sowjetunion gebunden
und fest in das sozialistische Lager integriert. Ein Vorhandensein
von Auszeichnungen anderer sozialistischer Länder (Abb.
14 u. 15) gehörte
zur Sammlungskonzeption. Dagegen spielten neuere Auszeichnungen
nichtsozialistischer Staaten eine untergeordnete Rolle. Beachtung
fanden vor allem solche Ehrenzeichen, Medaillen und Abzeichen,
die für Verdienste um den Widerstand gegen die nationalsozialistische
Herrschaft und für die Teilnahme am Kampf gegen die faschistische
Unterdrückung und Besetzung gestiftet worden sind (Abb.
16).
Im Unterschied zur DDR hat die Bundesrepublik Deutschland
staatliche Auszeichnungen nur in bescheidenem Umfang gestiftet
(Abb. 17). Das vom Bundestag am 26. Juli
1957 verabschiedete Gesetz über "Titel, Orden und
Ehrenzeichen" bestimmte die Möglichkeit des offiziellen
Tragens einer ganzen Reihe von Auszeichnungen des Dritten
Reiches. Vor allem handelt es sich um solche Orden und Ehrenzeichen,
die für Kriegsverdienste von 1939 bis 1945 geschaffen
worden waren. Da laut Gesetz in der Gestaltung die Hoheitszeichen,
Adler und Hakenkreuz, entfernt und durch neutrale Symbole
ersetzt werden mußten (Abb. 18), konnten
sich die Träger die Stücke neu beschaffen. Vor dem
politischen Hintergrund des Kalten Krieges ist diese national
und international auf Kritik stoßende Verfahrensweise
des "Klassengegners BRD" von der Museumsleitung
bereitwillig für propagandistische Ausstellungszwecke
aufgegriffen worden. Voraussetzung war jedoch das Beschaffen
einer ganzen Reihe dieser "entnazifizierten" Dekorationen.
Da für einen Erwerb keine Devisen zur Verfügung
standen, gab es sogar die Genehmigung zum Tausch mit einem
anerkannten Westberliner Sammler.
Daß eine umfassende DDR-Sammlung am Museum zusammengetragen
werden konnte, war vor allem das Verdienst des in der DDR-Abteilung
für Militaria zuständigen wissenschaftlichen Bestandsbearbeiters.
Trotz vieler Lücken vor allem bei den nichtstaatlichen
Auszeichnungen handelt es sich heute um die größte
DDR-Sammlung in einem deutschen Museum.
Seit den 70er Jahren gelangten kaum noch altdeutsche Orden
und Ehrenzeichen in das Museum. Es wurde immer schwieriger,
Lücken durch Ankauf oder Tausch zu schließen. In
Auktionen erschien hauptsächlich zweit- und drittklassige
Ware zu überteuerten Preisen, die in keinem Verhältnis
zum historischen Wert standen. Die Hauptursache für den
unterentwickelten Markt bildete die unter Honecker betriebene
Politik eines das ganze Land erfassenden Kulturgutexportes,
die einen Import ausschloß. Davon waren hauptsächlich
private Ordenssammlungen betroffen. Als durch Beschluß
des Ministeriums für Kultur im Dezember 1989 die mit
dem Export beauftragte Kunst und Antiquitäten GmbH aufgelöst
wurde, erhielten kompetente Museumsmitarbeiter Berufungsurkunden
zur Auswahl von Kulturgut für den Museumsfonds. Für
das Zeughaus konnten auf diesem Weg mehrere Auszeichnungen
gesichert werden (Abb. 19).
Die wissenschaftliche Erschließung des Auszeichnungsbestandes
litt vor allem unter einer gegen Ende der 60er Jahre vollzogenen
Strukturänderung innerhalb des MfDG. Bisher war ein Wissenschaftler
für das Sammeln und Bearbeiten der Auszeichnungen zuständig,
der im Sektor Militaria direkt bei den Objekten seinen Arbeitsplatz
hatte. Nach der neuen Struktur zog man die Bestandswissenschaftler
in historischen Fachabteilungen zusammen. Aus diesen Abteilungen
heraus sollten sie sowohl die Bestände betreuen als auch
inhaltlich und konzeptionell Ausstellungen erarbeiten und
aufbauen. Im neu geschaffenen Fundus verblieben technische
Verwaltungskräfte. Eine räumliche Trennung der Wissenschaftler
von den historischen Sachzeugen und ihre arbeitsorganisatorische
Gebundenheit an die Aufgaben der Fachabteilungen führten
zu einer Vernachlässigung der Kontinuität im Sammeln,
Erschließen und Bearbeiten. Für den Auszeichnungsbestand
innerhalb der Militaria-Sammlung gab es, aufgegliedert nach
historischen Zeitabschnitten, mehrere Bearbeiter, die durch
die Erfüllung der Aufgaben in den Fachabteilungen zunehmend
den Kontakt zum Bestand verloren und zu einer wissenschaftlichen
Betreuung und Koordinierung untereinander nicht in der Lage
waren. Da die Waffen- und Uniformsammlung ohnehin größere
Bedeutung für das Museum hat, liegt hier eine weitere
Ursache für die Vernachlässigung der Arbeiten am
Auszeichnungsbestand. Aus der Erkenntnis dieser Mängel
entschloß sich die Leitung, Mitarbeitern des Fundus
die Möglichkeit einer Qualifizierung einzuräumen,
so daß ab Mitte der 80er Jahre wieder ein Wissenschaftler
den gesamten Auszeichnungsbereich direkt betreuen konnte.
Gegenüber der Qualität des wiederaufgebauten Auszeichnungsbestandes
sowie dem fachlichen Kenntnisstand der mit der Sammlung betrauten
Mitarbeiter nahm sich die Publikationstätigkeit kläglich
aus. Sieht man von einigen Abbildungen und Beschreibungen
in Ausstellungskatalogen ab, so erschien in den Jahren von
1953 bis 1989 lediglich eine 15 Fotos umfassende Bildserie
im Postkartenformat, die deutsche Auszeichnungen vor 1918
vorstellt. Die Kartenmappe enthält einen Kurztext zur
historischen Bedeutung von Auszeichnungen sowie inhaltliche
Angaben zu den abgebildeten Orden. Die Ursachen dafür,
daß über die Auszeichnungen des MfDG nichts publiziert
wurde, lagen nicht im Desinteresse des Museums und seiner
Mitarbeiter oder in politisch-ideologisch motivierten Aversionen
gegenüber der Thematik historischer Auszeichnungen begründet.
Wegen der beständig beschränkten Papierkontingente
sowie ausgebuchter Druckerei- und Verlagskapazitäten
waren Schwerpunkte für Museumsveröffentlichungen
zu setzen. Entsprechend dem internationalen Stellenwert der
Waffen- und Uniformsammlungen konzentrierte sich die Forschungs-
und Veröffentlichungstätigkeit mit Erfolg auf diese
Themenkreise.
Im Zeughaus waren vor 1945 Neuerwerbungen an Auszeichnungen
gleich in der Ausstellung für die Besucher zu sehen,
das heißt, der Gesamtbestand wurde nahezu vollständig
gezeigt. Das ließ die Konzeption des MfDG nicht zu.
Entsprechend der Aufgabe, die deutsche Geschichte unter Berücksichtigung
der Klassenkämpfe umfassend darzustellen, wurden Auszeichnungen
in den Ausstellungen zielgerichtet in einer Auswahl bestimmten
historischen Ereignissen und Personen zugeordnet. Für
Studien-, Vergleichs- und Forschungszwecke war der geordnet
untergebrachte Bestand zugänglich. Der Entschluß
von 1953, eine Auszeichnungssammlung völlig neu anzulegen,
aufzubauen und konzeptionell zeitlich umfassend und territorial
übergreifend mit Kontinuität fortzuführen,
ist ein nicht zu unterschätzendes Verdienst der Mitarbeiter
des MfDG. Wenn auch dieser eigenständige Teilbestand
nach der historischen Bedeutung von Auszeichnungen in den
Ausstellungen unterrepräsentiert war, so wurde durch
das Sammeln und Bearbeiten die museale Aufgabe der Bewahrung
doch erfüllt.