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Zukunft im DHM
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Abb.
1
Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz mit durchschossenem unterem Kreuzarm,
Deutschland, 1944; getragen von Major Wolf-Werner Graf von der
Schulenburg
(Kat.-Nr. 75) |
Die Konzeption des im Jahr 1987 im Westteil Berlins angesiedelten
Deutschen Historischen Museums (DHM) sah keine eigenständige,
systematisch aufzubauende Auszeichnungssammlung vor. Der Erwerb
von Einzelstücken scheint mehr zufällig vorgenommen worden
zu sein und widerspiegelt nicht annähernd den Stellenwert von
Auszeichnungen in der Gesellschaft und in der Geschichte. Als ein
für Museen herausragender Erwerb soll das durchschossene Ritterkreuz
zum Eisernen Kreuz von 1939 aus dem Besitz des Majors Wolf-Werner
von der Schulenburg erwähnt sein (Abb. 1). Die Militaria-Sammlung
des im September 1990 aufgelösten MfDG brachte in die deutsche
Einheit einen rund 6.500 Stücke zählenden Auszeichnungsbestand
ein. Damit wurde dem Deutschen Historischen Museum ein erfaßter,
bearbeiteter und geordnet untergebrachter Orden- und Ehrenzeichenbestand
übertragen. Die Übernahme der für diesen zuständigen
Mitarbeiter sicherte die Kontinuität im Sammeln und Bearbeiten.
Von der Museumsleitung wurden und werden Möglichkeiten eingeräumt,
in Anlehnung an die bisherige Konzeption das Profil des Auszeichnungsbestandes
zu vervollkommnen. Auf der Grundlage der Zielstellung sowie nach
dem bereits vorhandenen Profil der Sammlung sind Schwerpunkte Nachlässe
und Andenken von Persönlichkeiten und Auszeichnungen deutscher
Länder vor 1918. Lücken bestehen vor allem bei Auszeichnungen
für humanitäre Verdienste sowie für wissenschaftliche
und kulturelle Leistungen. Der Umstand, daß das Auszeichnungswesen
der DDR als abgeschlossen zu betrachten ist, erleichtert es, die
Qualität dieses Teilbestandes zu verbessern. Für ein Museum
der deutschen Geschichte sollten ebenfalls Auszeichnungen der Bundesrepublik
und ihrer Länder vorhanden sein. Nachholebedarf besteht auch
im Beschaffen von Kriegsauszeichnungen der Alliierten für den
Zweiten Weltkrieg.
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Abb.
2
Gedenkzeichen für Flügeladjutanten König (Kaiser)
Wilhelms II., Preußen, um 1919; verliehen an Hauptmann
Friedrich W. Mewes am 26. 08. 1919
(Kat.-Nr. 77) |
Der Erwerb der Kollane mit Kleinod des Hohen Ordens vom Schwarzen
Adler aus dem Besitz des Prinzen Karl von Preußen erfolgte
im Jahr 1993 in Ergänzung zu seiner 1883 durch das Zeughaus
erworbenen Waffensammlung, die in ihren historisch bedeutsamen Teilen
vorhanden ist. Aus Familienbesitz erstand das DHM Auszeichnungen,
Urkunden, Dokumente und Fotos eines der letzten Flügeladjutanten
von Kaiser Wilhelm II., Oberstleutnant Friedrich W. Mewes (Abb.
2). Anhand dieses ansehnlichen Konvolutes läßt sich der
Lebensweg eines Offiziers der wilhelminischen Ära aus sozialer
und militärischer Sicht nachvollziehen. Außerdem befinden
sich im Bestand bereits Uniformstücke des letzten Kaisers,
unter anderen seine im Krieg getragene feldgraue Uniform. Zusammen
mit den vom DHM von 1987 bis 1990 erworbenen und nach dem Einzug
ins Zeughaus eingebrachten Auszeichnungen, den als Leihgaben durch
die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zur Verfügung gestellten
Restbeständen des ehemaligen Zeughauses sowie den Neuerwerbungen
seit 1990 verfügt diese in den Militaria-Bestand integrierte
Teilsammlung über etwa 8.000 Orden und Ehrenzeichen. Sie ist
damit die umfangreichste und vielfältigste an einem staatlichen
Museum in Deutschland, die in wesentlichen Teilen der Aufgabenstellung
eines nationalen Geschichtsmuseums, im DHM, gerecht wird.
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