Ausstellung
| I. Calvin und Genf
| II. Das Bekenntnis
| III. Die reformierten Allianzen in Europa
IV. Disziplin und Republik
| V. Bildersturm und neue Bildwelten
VI. Das Wort Gottes
| VII. Die neue Ordnung des Lebens
| VIII. Traditionen
Seit Mitte des 16. Jahrhunderts breiteten sich die Lehren Calvins in ganz Europa aus. Von Genf drangen sie in die Eidgenossenschaft, nach Frankreich und Deutschland, in die Niederlande, nach England und Schottland, ebenso erreichten sie Ungarn, Siebenbürgen und Polen. Zur Verbreitung der Lehre nutzte der Reformator persönliche Kontakte und Korrespondenzen. Seine Bibelkommentare und Streitschriften wurden rasch in die verschiedenen Landessprachen übersetzt. Theologen und Prediger vertraten seine Lehren in ganz Europa. Mehrere Jahrzehnte ging vom Calvinismus höchste Anziehungskraft aus: Keine andere Konfession fand in kurzer Zeit so viele neue Anhänger. Der reformierte Protestantismus prägte Gesellschaft, Kultur, Politik, Wissenschaft und Ökonomie.
Der Calvinismus entfaltete sich unter verschiedenen Bedingungen und fand unterschiedliche Ausprägungen: In einigen Teilen Europas wurden seine Anhänger verfolgt, nicht nur ihres Glaubens wegen, sondern weil sie bestehende Machtverhältnisse zu erschüttern drohten. In anderen Regionen begünstigten und förderten die Landesherren hingegen die Ausbreitung der Reformation. Sie profitierten von der gewerblichen Betriebsamkeit der Reformierten und ihrer Disziplin. Strukturen reformierter Kirchen wirkten ferner auf die Formation frühneuzeitlicher Staaten ein. Oft verband sich der Calvinismus mit der Idee der Republik. Die presbyterial-synodale Organisation reformierter Gemeinden und die Prinzipien der Gewaltenteilung und der Wahl boten den sich konstituierenden Republiken ein Vorbild.