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Politische Broschüren
im Kalten Krieg
1967 bis 1963
(von Klaus Körner)

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"Augen auf! Kommunismus
durch die Hintertür"
Titel einer antiamerikanischen Broschüre   

Die Entscheidung des US-Hochkommissars McCloy, offensiv gegen die Kommunisten vorzugehen, war das Startsignal für eine Gruppe Hamburger Journalisten. Am 29. August 1950 gründeten sie den "Volksbund für Frieden und Freiheit" (VFF). Die Bezeichnung Volksbund war insofern irreführend, als die Satzung vorsah, daß dem Verein nicht mehr als acht Personen angehören durften. Damit wollte man eine Unterwanderung durch Kommunisten ausschließen. Seele des Volksbunds war der zweite Vorsitzende und Generalsekretär Dr. Eberhard Taubert. Er sah sich durch die politische Entwicklung in seinen Prognosen, die er dem britischen und US-Geheimdienst seit 1947 in Hamburg geliefert hatte, voll bestätigt. Alle Gründe, die vor der Wende von 1950 gegen seine Wiederverwendung gesprochen haben mochten, sprachen jetzt für ihn. Mit Taubert kehrte ein Profi in Sachen Antikommunismus auf die politische Bühne der Bundesrepublik zurück. In einer Denkschrift aus dem Jahre 1948 hatte er die antikommunistische Arbeit des Propagandaministeriums als Vorbild für jede zukünftige Arbeit auf diesem Gebiet bezeichnet. Und dafür hatten die Amerikaner jetzt grünes Licht gegeben. Als Jahresetat hatten sie einen Betrag von etwa sieben Millionen Mark in Aussicht gestellt. Da traf es sich gut, daß in Hamburg im "Büro Woischnik" noch weitere ehemalige Berliner NS-Propagandamacher und Pressezeichner auf eine Wiederverwendung warteten.

                    

Der Bildjournalist Bernhard Woischnik hatte in Berlin einen Verlag für politische Werbung und eine Bildagentur betrieben und war im Krieg in die Bildstelle der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes verpflichtet worden. Als Manager für sein neues Pressebüro in Hamburg konnte Woischnik seinen früheren Berliner Nachbarn Erich Fischer gewinnen, den letzten Pressesprecher der Reichsregierung. Wichtiger noch war die Ausstellung des Graphikers Rudolf Fust, der für die Gestaltung der vorgesehenen politischen Broschüren zuständig sein sollte. Im Herbst 1950 erschien die erste Plakatserie des Volksbundes. Arbeiter und Ingenieure sollten damit vor kommunistischen Saboteuren gewarnt werden.

Broschüre, 1947Im amerikanisch gesponsorten Ruhr-Verlag in Gelsenkirchen eröffnete Taubert eine antikommunistische Broschürenreihe "Schriften zum Zeitgeschehen" mit dem Titel "Die trojanische Taube. Kommunistische Friedenspropaganda ohne Maske". Anfang 1951 siedelten Volksbund und auch Woischnik nach Bonn über. Ihr wichtigster Ansprechpartner wurde das Gesamtdeutsche Ministerium. Das Ministerium stellte dem Volksbund seinen Behördenverteiler zur Verfügung und erteilte Broschürenaufträge. Der Volksbund vertrieb dafür über sein Netz von Landesund Ortsbeauftragten die Schriften des Ministeriums. Eine der ersten Broschüren, "Die rote Flut. Tatsachen und Zahlen über die Bolschewisierung der Sowjetzone", erregte den Unmut der SPD, weil Rot auch ihre Parteifarbe war. Gegen den illegalen Interzonenhandel wandte sich die Schrift "Dunkle Geschäfte über die Grenze". Auf der Rückseite wird die damals noch grüne Grenze der DDR als rote Backsteinmauer abgebildet. Durch die geöffneten Fluttore werden in östliche Richtung Maschinenteile verschoben, und nach Westen eilen rote Ratten, womit die Reisekader der DDR gemeint waren.

            

Mit der Broschüre "Augen auf! Kommunismus durch die Hintertür" kam Taubert zu seinem Hauptthema, den angeblichen Taktiken der kommunistischen Infiltration. Im Innern ist ein Organigramm eingeklebt, das den Weg der kommunistischen Propaganda von Stalin und der KPdSU über Ostberlin und die Tarnorganisationen in der Bundesrepublik bis zu den westdeutschen Zielgruppen anschaulich machen sollte. Diese Schrift wurde zum Prototyp antikommunistischer Abwehrbroschüren, wie sie bis 1956 in der Bundesrepublik üblich waren. Die starke Ähnlichkeit mit den Schriften des "Antikomintern" der 30er Jahre störte damals kaum jemand. Die Kultivierung eines unbestimmten Gefühls des Grauens gegenüber der Sowjetunion entsprach durchaus dem Zeitgeist der 50er Jahre. Im Rückblick bemerkt der langjährige Staatssekretär im Gesamtdeutschen Ministerium, Franz Thedieck, dazu: "Mir gefallen diese Schriften heute auch nicht. Bedenken Sie aber, daß damals andere Zeiten waren, Kalter Krieg. Und verglichen mit dem, was von der anderen Seite zu uns herüberkam, haben wir uns doch große Zurückhaltung auferlegt."

                  

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