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Politische Broschüren
im Kalten Krieg
1967 bis 1963
(von Klaus Körner)

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"Die trojanische Herde"

"Die Kaserne"        

Neue Zielgruppe der DDR-Agitation wurde ab 1957 die Bundeswehr. Für die jungen Wehrpflichtigen produzierte die DDR eigens die Zeitschriften "Kaserne", "Soldatenfreund" und "tabu". Diese Magazine enthielten eine bunte Mischung von Antimilitarismus, Politsatire und Soft-Porno. Die Generäle der Bundeswehr wurden darin durchweg als Kriegsverbrecher und NS-Schergen dargestellt. Derartige Angriffe wie auch die Anfangserfolge der Protestbewegung "Kampf dem Atomtod" überzeugten Verteidigungsminister Franz Josef Strauß von der Notwendigkeit einer "Psychologischen Verteidigung" der Bundesrepublik in der geistigen Auseinandersetzung mit dem "Weltkommunismus".

Bundeskanzler Adenauer wurde ein lebhafter Befürworter einer entsprechenden Propagandaorganisation auf NATO-Ebene, also einer Art demokratischem "Antikomintern". Die Zustimmung der Westmächte blieb jedoch aus. So schuf das Verteidigungsministerium im August 1958 im Führungsstab der Bundeswehr ein Referat "Psychologische Kampfführung" (PSK). Durch dieses wurden neben der internen Arbeit innerhalb der Bundeswehr zahlreiche Broschüren und Bücher gefördert, die in den Hausverlagen des Ministeriums erschienen. Typisch für diese Broschürenart ist die Schrift "Papageien" aus dem Severus Verlag, einer Filiale des Harald Boldt Verlages. Ein Mitarbeiter des Volksbundes beschreibt darin die Arbeit der Deutschland vertriebenen Tarnzeitschriften der DDR. Den Umschlag zieren zwei Papageien, die nachsprechen, was ein dritter Vogel, der von Walter Ulbricht gelenkt wird, ihnen vorspricht. Propagandistische Unterstützung lieferten die Rotbücher des "Komitees "Rettet die Freiheit", die von der Bundeszentrale für Heimatdienst verbreitete Verfassungsschutzschrift "Die trojanische Herde" und das Auftreten des austro-amerikanischen Publizisten William S. Schlamm.

                  

DDR-Zeitschrift für den WestenEine neue Aufgabe wuchs der PSK nach dem Bau der Berliner Mauer zu. Flugblätter gaben den Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR an der Grenze Ratschläge, wie sie auf Flüchtlinge schießen könnten, ohne zu treffen. Bunte Bälle trieben an die DDR Ferienstrände der Ostsee mit der Parole "Freiheit kennt keine Mauer". Daneben wurden mit Ballons auch in der Tradition des Ostbüros der SPD - komplette Sachbücher in die DDR expediert. Diese Ballonschriften hatten das Format von Taschenkalendern mit Plastikeinband, waren auf Bibeldruckpapier gedruckt und hatten keine Aufschrift. Anstelle eines Impressums war eine Tarnadresse des Militärischen Abschirmdienstes der Bundeswehr eingedruckt. Versandt wurden z.B. Carola Sterns Ulbricht-Biographie, Arthur Londons Bericht über den Slansky-Prozeß in Prag, und die Erinnerungen von Ginsburg: "Marschroute eines Lebens". 1969 kam es im Rowohlt Verlag zu einer Debatte darüber, ob man sich an solchen Ballonaktionen beteiligen solle. Mit dem Abschluß des Grundlagenvertrages wurde diese Art von Broschürenkrieg 1972 eingestellt.

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