Politische Broschüren
im Kalten Krieg
1967 bis 1963
(von Klaus Körner) |
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Berlin bleibt
frei |
Die große Zeit des innerdeutschen
Broschürenkriegs war allerdings schon 1959 zu Ende. Im November 1958 hatte die
Sowjetunion mit einer Frist von sechs Monaten die bestehenden Berlin-Abkommen
aufgekündigt und die Umwandlung West-Berlins in eine sogenannte "entmilitarisierte
Freie Stadt" verlangt. Mit einem Schlage mußten die westdeutschen Politiker
erkennen, daß kurzfristig an eine Wiedervereinigung überhaupt nicht zu denken war,
sondern die Bewahrung des Status quo sich als das einzig erreichbare Ziel anbot. Nach 1950
hatte man zunächst mit großen Entscheidungen im Kalten Krieg binnen Monaten gerechnet.
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Doch welchen
Sinn hatten jetzt noch Maßnahmen, die darauf abzielten, die DDR zu destabilisieren? In
ihrer Berlin-Note hatten die Sowjets die von West-Berlin ausgehende
"Wühltätigkeit" beanstandet. Der Berliner Senat ließ dazu einen zweiteiligen
Bericht anfertigen. Teil 1: "Östliche Untergrundarbeit gegen West-Berlin", wurde im Juni 1959 als
Broschüre auf einer Pressekonferenz des Innensenators verteilt; Teil 2: "Tätigkeit
von angeblichen Spionage- und Diversionsgruppen in Westberlin" wird dagegen bis heute
als Verschlußsache behandelt. Willy Brandt, der als Bundestagsabgeordneter 1950 diese
Organisationen gerechtfertigt hatte, sprach als Berliner Bürgermeister jetzt von den
"Mistvereinen, die wir hier haben". Der amerikanische Geheimdienst zog aus den
veränderten Verhältnissen die Konsequenz, seine Organisationen kurzfristig abzuschalten.
Die Landesorganisation des Volksbundes
wurde auf Rat des Gesamtdeutschen Ministeriums ebenfalls aufgelöst. Stattdessen begann
1959 unter der Regie des Bundespresseamts eine umfangreiche Werbeaktion für die Freiheit
West-Berlins. Den Verteiler für den Versand von Berlin-Broschüren und Einladungen an
Journalisten arbeitete das Institut für Publizistik an der Freien Universität aus. Er
wurde als "Handbuch der Auslandspresse" 1960 in Buchform veröffentlicht. Die
Freiheit Westberlins konnte in der Tat gesichert werden, jedoch nicht durch die
westdeutschen Broschüren, sondern durch die amerikanische Militärpräsenz.
Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 wuchs erst langsam auf beiden
Seiten die Erkenntnis, daß man die 1945 geschaffene Grenze zwischen Ost und West mit den
Mitteln des Kalten Krieges nicht überwinden könne.
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10/10
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