Das Eingeständnis
Der Prozeß der kritischen Aneignung der Geschichte des Zweiten Weltkrieges verlief nicht linear. Er ist bis heute nicht abgeschlossen. Die Rezeption der Vergangenheit verläuft in Phasen, die sich zwischen Aneignung und Schweigen, Neukonfiguration der Mythen oder auch der Wiederkehr der Kriegsmythen bewegen.
Die Diskussion um die Meistererzählung, ihre allmähliche Infragestellung bis hin zur Entstehung eines neuen Gedächtnisses war und ist abhängig von den gesellschaftlichen Entwicklungen. Diese konnten die kritische Aneignung befördern wie behindern. Die Stabilisierung der westeuropäischen Gesellschaften ließ diesen Prozeß dort bereits in den 60er Jahren einsetzen. Ausgangspunkt war zumeist die beginnende Auseinandersetzung mit dem Völkermord an den europäischen Juden. In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage nach der eigenen Rolle und in der Folge nach der Kollaboration.
Dagegen schien es in der östlichen Hälfte des Kontinents bis in die späten 80er Jahre, als bliebe die zur Staatsideologie gewordene Deutung des Krieges als gemeinsamer Kampf gegen den Faschismus von Kritik weitgehend unberührt. Dort kündigte sich die kritische Neudeutung der Mythen zumeist damit an, daß die individuelle Erinnerung an das Kriegsleid den Heldenkult der frühen Jahre zu verdrängen begann.
In vielen Ländern stand zuerst der Mythos vom gemeinsamen Widerstehen im Vordergrund und verdeckte lange das Ausmaß der Kollaboration. In manchen Ländern hat erst die zweite und dritte Nachkriegsgeneration die Defizite der Meistererzählung heftig diskutiert. Nicht immer führte der Streit um Kollaboration und Widerstand, Opfer- und Heldentum zu einer neuen Leiterzählung, einige Gesellschaften kehrten danach zu den alten Mythen zurück.
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