Die USA haben die Chance
für die Schaffung einer kooperativen Nachkriegsordnung,
die in der pragmatisch-vorsichtigen, auf Kooperation
mit den Westmächten setzenden Nachkriegspolitik
Stalins steckte, freilich nicht genutzt. Außenpolitisch
wenig erfahren und auf die Vereinfachung komplizierter
internationaler Sachverhalte gegenüber einem idealistisch
gesonnenen Publikum angewiesen, mißdeuteten die
amerikanischen Verantwortlichen die Repressionen
im Machtbereich der Roten Armee als Ausdruck eines
grundsätzlichen sowjetischen Eroberungswillens,
der an den bei Kriegsende gezogenen Demarkationslinien
nicht halt machen würde. Den Linksruck im politischen
Kräftefeld des kriegszerstörten Europa betrachteten
sie in ziemlicher Verkennung der europäischen Realitäten
als Auftakt zur Sowjetisierung des ganzen alten
Kontinents: Wie die Weltwirtschaftkrise den Triumpf
des Nationalsozialismus ermöglicht hatte, so schien
nun die Nachkriegs-Wirtschaftkrise im befreiten
Europa dem Sieg des Sowjetkommunismus den Weg zu
bereiten.
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Im Streit um den undemokratischen
Charakter der osteuropäischen Regime versäumte es
die Truman-Regierung 1945/46, die Sowjetunion mit
einer Wiederaufbauhilfe - die unter Roosevelt schon
in Aussicht gestellt worden war - auf den Weg der
Entstalinisierung zu bringen. Ebenso ließ sie die
Chance für eine Internationalisierung der Atomwaffe
verstreichen. Als sie dann 1946/47 auch noch ein
Programm zur "Eindämmung" der sowjetischen
Expansion entwickelte, verwies sie die Sowjetunion
vollends auf den Weg der Abschließung und der dogmatischen
Verhärtung: In sowjetischer Sicht erschien das Programm,
das so gar nicht zum amerikanisch-sowjetischen Kräfteverhältnis
und zur komministischen Praxis im westlichen Europa
paßte, fast notwendigerweise als Ausdruck amerikanischen
Dominanzstrebens, dem man am besten mit der Abschottung
des eigenen Lagers begegnete.
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Insofern waren es tatsächlich
die USA, die den ersten und entscheidenen Anstoß
zur Entwicklung das Kalten Krieges gaben. Soviel
bleibt von der "revisionistischen" Interpretation
des Kalten Krieges, die die traditionelle westliche
Selbstinterpretation in den Jahren der 68er Bewegung
erschütterte. Sie taten es freilich nicht aus einer
politikbestimmenden ökonomischen Notwendigkeit heraus;
und sie waren auch keineswegs allein für diese Enwicklung
verantwortlich.
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