Georg Ledebour 1850-1947

Politiker

  • 1850
    7. März: Georg Ledebour wird in Hannover als Sohn des Kanzleiinspektors Ernst Ledebour und dessen Frau Caroline (geb. Lübrecht) geboren.
  • ab 1858
    Infolge einer Beinerkrankung ist er zeitlebens gehbehindert.
  • 1859/60
    Ledebours Eltern sterben kurz hintereinander.
  • 1870/71
    Er nimmt als Sanitäter am Deutsch-Französischen Krieg teil.
  • 1874-1876
    Nach einer kaufmännischen Lehre ist er als Privatlehrer und Journalist tätig.
  • 1876-1882
    Während seines Aufenthalts als Auslandskorrespondent der "Berliner Blätter" in England beschäftigt er sich intensiv mit dem politischen System und insbesondere mit dem Parlamentarismus des Landes.
  • 1882
    Ledebour findet in den Reihen der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine ein erstes Betätigungsfeld für sein in England ausgeprägtes Engagement für sozial schwache Gruppen.
    Er tritt der Deutschen Fortschrittspartei bei.
  • 1884-1886
    Ledebour, nach eigenem Verständnis gemäßigter Sozialreformer, beteiligt sich am Aufbau der Demokratischen Partei.
  • 1886
    Er tritt mit weiteren Mitgliedern der Fortschrittspartei in die neu gegründete Demokratische Partei ein und gründet das Sprachrohr der Partei, die "Demokratischen Blätter", die er auch redigiert.
  • 1890
    Ledebour tritt aus der Demokratischen Partei aus. Er ist enttäuscht über die Unfähigkeit der liberal orientierten Partei, umfassende politische und soziale Reformen umsetzen zu wollen.
  • 1891
    Für einige Monate arbeitet er unter Franz Mehring bei der linksliberalen Berliner "Volks-Zeitung".
    Ledebour wird Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
  • ab 1891
    In der SPD gehört Ledebour zu den scharfen Kritikern des Herrschafts- und Gesellschaftssystems des Kaiserreichs. Eine Annäherung der Sozialdemokraten an die bürgerlichen Parteien lehnt er entschieden ab.
  • 1892-1899
    Ledebour ist Redakteur bei den sozialdemokratischen Zeitschriften " Vorwärts " und "Sächsische Arbeiter-Zeitung".
  • 1894
    Er verfasst im Auftrag des SPD-Vorstands das Grundsatzwerk "Die deutsche Kolonialpolitik".
  • 1895
    Ledebour heiratet Minna Stamfuß.
  • 1900-1918
    Für die SPD ist er Abgeordneter im Reichstag.
  • 1913
    Er wird in den Fraktionsvorstand der Partei gewählt. Hier gehört er dem marxistisch orientierten Parteizentrum an.
  • 1914-1918
    Während des Ersten Weltkriegs gehört Ledebour zur parteiinternen Opposition, die sich gegen die Kriegskredite ausspricht.
  • 1916
    Er wird zum Vorsitzenden der neu gebildeten " Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft " gewählt, die sich aus dem Oppositionsflügel der Partei formiert.
  • 1917
    8. April: Ledebour übernimmt den Vorsitz der neu gegründeten Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Er versucht in Kontakt zur SPD zu bleiben.
  • 1918
    November: Während der Novemberrevolution gibt Ledebour seine frühere Zurückhaltung gegenüber außerparlamentarischen Mitteln auf. Er drängt auf Durchführung von Streiks und Massenaktionen.
    14. November: Ledebour lehnt den ihm angebotenen Eintritt in den Rat der Volksbeauftragten ab, dessen SPD-Mitglieder Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Otto Landsberg in seinen Augen durch ihre Kriegspolitik kompromittiert sind.
    Ledebour engagiert sich statt dessen als Mitglied des Berliner Vollzugsrats der Arbeiter- und Soldatenräte .
  • 1919
    Januar: Ledebour beteiligt sich am Spartakusaufstand und wird verhaftet.
    Der Prozess gegen ihn endet mit einem Freispruch.
  • 1920
    März: Ledebour wird als Vorsitzender der USPD bestätigt.
    6. Juni: Bei den Reichstagswahlen erhält er ein vierjähriges Mandat als Abgeordneter der USPD.
    Sommer: Er lehnt den vom linken Flügel der USPD geforderten Anschluss an die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ab und kritisiert Wladimir I. Lenins Einheitspartei der Bolschewiki.
    16. Oktober: Auf dem Parteitag der USPD in Halle beschließt der zahlenmäßig starke linke Flügel der Partei, sich der Kommunistischen Internationale anzuschließen. Der sozialdemokratische Flügel in der Rest-USPD plädiert für das Ziel, eine parlamentarische Demokratie zu unterstützen.
  • 1921
    Ledebour versucht, der Rest-USPD einen politischen Weg zwischen SPD und KPD zu weisen.
  • 1922
    Es kommt zur Wiedervereinigung des sozialdemokratischen Flügels der Rest-USPD und der SPD. Ledebour widersetzt sich mit kleinen sozialistischen Splittergruppen der Rest-USPD der Vereinigung.
  • 1924
    Er wird Vorsitzender des aus den Splittergruppen hervorgehenden Sozialistischen Bunds.
  • 1931
    Unter seiner Führung schließt sich der Sozialistische Bund der nur kurzzeitig existierenden Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) an.
  • 1933
    Februar: Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigriert Ledebour in die Schweiz. Er erkrankt stark.
  • 1934-1937
    Trotz schlechten gesundheitlichen Zustands wendet er sich publizistisch gegen den Terror des NS-Regimes.
  • 1939-1945
    Während des Zweiten Weltkriegs muss er sich aus gesundheitlichen Gründen in ein Sanatorium zurückziehen.
  • 1946
    21./22. April: Mit einem Grußwort befürwortet Ledebour in seiner ersten öffentlichen Äußerung seit neun Jahren den Vereinigungsparteitag von KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in der Sowjetischen Besatzungszone.
  • 1947
    31. März: Georg Ledebour stirbt in Bern (Schweiz).
Alexander Mühle, Arnulf Scriba
14. September 2014

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