Wir haben gemeinsam widerstanden
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mußten die Staaten nicht nur die Probleme des Wiederaufbaus bewältigen, viel schwerer wog die Frage, wie die zerrissenen Gesellschaften, mehrfach gespalten zwischen Kollaboration, Widerstand und Mitläufertum, wieder geeint würden. 1945 ging es deshalb – bewußt oder unbewußt – darum, ob es den Nationen gelingen würde, mit sich Frieden zu schließen, oder ob sie sich in Bürgerkriegen wiederfinden würden.
Der Weg zur Einheit führte nach 1945 über die Konstruktion eines Widerstandsmythos. Für alle Länder, die von Deutschland besetzt worden oder seine Verbündeten gewesen waren, aber auch für Deutschland selbst, bot diese nationale, heroische Sicht des Konfliktes viele Vorteile. Sie trug dazu bei, die durch den Krieg oft stark gefährdete innere Einheit des Landes wiederherzustellen, sie gab den unermeßlichen Opfern einen Sinn. Und sie schuf die Basis für den Neubeginn, eröffnete den oft umstrukturierten Ländern eine Zukunftsperspektive.
Der Mythos vom Widerstehen half über die dunklen Seiten der eigenen Vergangenheit hinweg. Er ermöglichte schließlich die stillschweigende Reintegration der Personen und Gruppen, die sich während des Krieges kompromittiert hatten. Die Kollaborateure wurden einer kleinen Minderheit von Verrätern zugeordnet, die letztendlich ein Fremdkörper innerhalb des Volkes geblieben seien. Das Volk, die Nation hatte demzufolge geschlossen die deutsche Besatzung abgelehnt und auf der Seite des Widerstands gestanden.
Im Osten wie im Westen, vor oder hinter dem Eisernen Vorhang, war damit die Schuldfrage zunächst geklärt, unabhängig davon, ob es sich um die Deutschen, ihre Verbündeten oder um die okkupierten Länder handelte. Selbst neutrale Länder hatten sich eine Widerstandserzählung konstruiert.
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