Prolog
| Portugal im Mittelalter
| Ausgangsbedingungen
| Entdeckungsreisen
Kartographie und Nautik
| Neue Welten – Alte Reiche
| Portugal in Übersee
| Kunst- und Wunderkammern
Portugal im 16. Jahrhundert
| Internationale Konflikte
| Fremdbilder
1. Seefahrt und portugiesische Kartografie
Die überseeischen Entdeckungen Portugals wurden von entscheidenden Fortschritten in Nautik und Kartografie begleitet. Mit dem Beginn der Afrikafahrten unter Heinrich „dem Seefahrer“ entstanden in Portugal erste hochseetaugliche Schiffstypen. Portugiesische Mathematiker und Astronomen entwickelten Methoden zur Positionsbestimmung auf dem offenen Ozean. Bereits Mitte des 15. Jahrhunderts konnten die Navigatoren den Breitengrad ihres Schiffes anhand der Gestirne bestimmen. Zeitgleich beschäftigten sich auch deutsche Wissenschaftler mit den Möglichkeiten der Orientierung an den Himmelskörpern. Einen wichtigen Beitrag hierfür leistete Johannes Regiomontanus mit der Berechnung der Ephemeriden, derPlanetentabellen. Umgekehrt wirkten die neuen Techniken und die praktischen Erfahrungen der Seefahrer auf die europäische Kartografie zurück. Unbekannte Regionen erhielten erstmals geografisch genaue Konturen. Die aus den Entdeckungsreisen gewonnenen Erkenntnisse führten zur umfassenden Korrektur und Erweiterung des ptolemäischen Weltbildes.
Seekarte
João Teixeira Albernaz (gest. nach 1652)
Portugal, 17. Jahrhundert
Illuminiertes Pergament
Lissabon, Instituto dos Arquivos Nacionais / Torre do Tombo
Ostasien im Atlas des Fernão Vaz Dourado, Portugal, um 1576
Lissabon, Biblioteca Nacional
2. Rezeption und Weiterentwicklung in Mitteleuropa
Auch in Süd- und Mitteleuropa stießen die Ergebnisse der portugiesischen Entdeckungen auf großes Interesse. Neben Kaufleuten sorgten vor allem die Humanisten durch wissenschaftliche Rezeption, Übersetzung und Drucklegung
der Berichte für eine rasche Verbreitung der neuen Kenntnisse. Für den Eiderhall der Entdeckungsreisen in Deutschland ist die Stadt Nürnberg sicherlich das prominenteste Beispiel. Martin Behaim, der sich lange Zeit in Portugal aufgehalten hatte, ließ hier 1492/93 den ältesten erhaltenen Erdglobus bauen. Jobst Ruchamer übertrug die erste Sammlung mit Berichten der frühen portugiesischen Entdeckungsreisen ins Deutsche. Im Humanistenkreis am Gymnasium Vosagense im lothringischen Städtchen Saint Dié erarbeitete Martin Waldseemüller zu Beginn des 16. Jahrhunderts seine wegweisenden Beiträge zur Kartenkunst.
Globus des Martin Behaim (Faksimile), Ende 19. Jahrhundert (Original Nürnberg 1492–1493/94)
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Weltchronik des Hartmann Schedel, Nürnberg, 1493
Berlin, Deutsches Historisches Museum