Deutschland: 1871–1914 | 1914–1918 | 1918–1933 | 1933–1945 | 1945–1970 | 1970–1989 | 1989–2009
Frankreich: 1871–1914 | 1914–1918 | 1918–1940 | 1940–1945 | 1945–1970 | 1970–1983 | 1983–2009
Die Anthropologie, die Wissenschaft vom Menschen, stieg bis Ende des 19. Jahrhunderts zu einer akademischen Disziplin nach naturwissenschaftlichem Leitbild auf. Sie schuf die Grundlage für eine systematische Erfassung des »Anderen« und ordnete die Menschen aufgrund ihrer körperlichen Merkmale in klar umrissene Kategorien und ein Wertesystem ein.
Bereits seit dem 17. Jahrhundert hatten Wissenschaftler versucht, die Menschheit in verschiedene »Arten« oder »Rassen« aufzuteilen, deren Existenz sie durch Reihenuntersuchungen belegen wollten. Körper und Skelettteile wurden vermessen, Haut- und Haarfarben bestimmt. Damit war auch eine Hierarchisierung der »Rassen« verbunden. Der »kaukasischen« oder »weißen Rasse« wies die Anthropologie den höchsten Entwicklungsstand zu.
Im Zuge der kolonialen Expansion im 19. Jahrhundert gerieten immer neue Völker der verschiedenen Kontinente in das Blickfeld der europäischen Wissenschaftler. Zugleich verlieh die Rassentheorie dem Herrschaftsanspruch der europäischen Kolonialmächte Autorität und Legitimation, indem sie deren Überlegenheit als natürlich gegeben darstellte.