Deutschland: 1871–1914 | 1914–1918 | 1918–1933 | 1933–1945 | 1945–1970 | 1970–1989 | 1989–2009
Frankreich: 1871–1914 | 1914–1918 | 1918–1940 | 1940–1945 | 1945–1970 | 1970–1983 | 1983–2009
Im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 entstand das Kaiserreich als erster deutscher Nationalstaat. Die offizielle Erinnerungspolitik stellte die Neugründung in die Tradition des mittelalterlichen Kaiserreiches. So sollte der Eindruck historischer Kontinuität und Legitimation des Machtsystems vermittelt werden. 1913 trat ein Gesetz zur einheitlichen Regelung der deutschen Staatsangehörigkeit in Kraft. Es beruhte auf dem Abstammungsprinzip.
Repressive Maßnahmen gegen Minderheiten sollten das Reich in eine ethnisch und kulturell homogene Einheit verwandeln. Die restriktive Ausländerpolitik ließ nur Saisonarbeiter einreisen. Jüdische Kaufleute, Industrielle und Akademiker kamen zu Anerkennung, Besitz und Wohlstand. Dennoch blieben sie von Teilen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen. Scharfe Ablehnung entstand gegenüber der Zuwanderung von Juden aus dem jetzt geteilten Polen. Der Antisemitismus trug nun auch rassistische Züge.
Unter Kaiser Wilhelm II. schlugen sich die nationalistischen Ziele auch in einer ehrgeizigen Kolonialpolitik nieder Diese bot den Rahmen für die anthropologische Erfassung des »Fremden« auf der Grundlage eines »wissenschaftlichen« Rassismus, der die Menschen verschiedenen Wertigkeiten zuordnete.
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