Schüler der Erweiterten Oberschule
(EOS), Studenten und Großstädter wünschten sich
die geringste Kinderzahl, nämlich durchschnittlich nur ein
Kind.
Die meisten Jugendlichen wollten heiraten;
nach der Studie von Borrmann und Schille (1980) waren es insgesamt
etwa 97 Prozent. Die wenigen Jugendlichen, die nicht diese Absicht
hatten, stammten häufiger aus großen Städten mit
über 100.000 Einwohnern und waren überwiegend männlichen
Geschlechts. Der Wunsch nach einer harmonischen Ehe mit gesunden
Kindern und nach Treue in der Partnerschaft wurde von den Mädchen
noch häufiger geäußert als von den Jungen.
Das gewünschte Alter für die Eheschließung
lag durchschnittlich zwischen 18 und 20 Jahren bei männlichen
und weiblichen Jugendlichen und somit tendenziell noch unter dem
im Statistischen Jahrbuch der DDR ausgewiesenen durchschnittlichen
Heiratsalter von 22,7 Jahren bei den weiblichen und 24,8 Jahren
bei den männlichen jungen Erwachsenen. Das entsprach dem
relativ frühen Abschluß der Jugendphase und der frühzeitigen
Eingliederung in den Erwachsenenstatus bei der Mehrzahl der Jugendlichen
in der DDR. Dementsprechend begann auch die generative Phase,
in der die Kinder geboren wurden, sehr früh und war bei der
Mehrzahl der Frauen auf eine relativ kurze Altersspanne zwischen
19 und 25 Jahren begrenzt. Differenzen nach der schulischen und
beruflichen Qualifikation ließen sich hierbei nicht eindeutig
nachweisen.
Generell hatte
die Familie für die junge Generation in der DDR eine ordnende
und stabilisierende Funktion. So spielten auch die Eltern für
die Jugendlichen eine wichtige Rolle als Vertrauenspersonen in
wichtigen Lebensfragen. Die Familie bot einen Schutzraum gegenüber
den vielfältigen Ansprüchen und Einflußnahmen
des politischen Systems. Zugleich gab die seitens des Staates
erwünschte und geförderte frühe Familiengründung
neben der beabsichtigten Steigerung der Geburtenraten auch eine
Gewähr, das bei Jugendlichen latent vorhandene Protestpotential
zu verringern und jugendliche Unruhe und Experimentierfreudigkeit
frühzeitig zu kanalisieren.