Die Abbildung 1 zeigt, wie viele unter jeweils
zehn deutschen Männern und Frauen zu verschiedenen Zeitpunkten
zwischen 1871/80 und 1981/83 ein Alter von 60, 80 oder 85 Jahren
erreichten. Gewiß ist eine derartige Alterseinteilung, die
nur nach Jahren fragt, willkürlich. Sie sollte deshalb auch
nicht zu eng ausgelegt werden. Weder ist ein sechzigjähriger
Metallarbeiter dasselbe wie ein sechzigjähriger Hochschullehrer,
noch eine achtzigjährige Kriegerwitwe oder Trümmerfrau
in Berlin oder Hamburg das gleiche wie eine achtzigjährige
Bäuerin in Schwaben. Auch kann man Sechzigjährige von
1880 nicht mit Sechzigjährigen von 1980 gleichsetzen - wobei
ein merkwürdiger Widerspruch zutage tritt. Auf Anhieb neigt
man vielleicht zur Ansicht, daß Sechzigjährige heute
wesentlich "jünger" seien als vor hundert Jahren.
Man kann aber auch umgekehrt argumentieren und behaupten, daß
Sechzigjährige damals körperlich rüstiger gewesen
wären als Sechzigjährige heute, einfach deshalb, weil
die weniger rüstigen damals mit sechzig Jahren gar nicht
mehr unter den Lebenden weilten. Seinerzeit handelte es sich um
eine relativ kleine Auswahl besonders robuster Personen, heute
dagegen um die Mehrheit.
Mir geht es in dieser und in der folgenden
Abbildung einzig darum aufzuzeigen, wie viele Menschen zu verschiedenen
Zeitpunkten "alt" und "sehr alt" wurden, und
wie viele gar bis gegen die Grenzen der biologischen Lebenshülse
vorstießen. Gemäß heutigem Sprachgebrauch gelten
die 60- bis 80jährigen (manchmal auch nur bis 75jährigen)
als die "jungen Alten" oder die "Jungsenioren",
die über 80(oder über 75-)jährigen dagegen als
die "alten Alten", die "Hochbetagten".
In den obersten beiden Teilfiguren von Abbildung
1 läßt sich ablesen, daß 1871/80 von zehn Männern
drei und von zehn Frauen vier "alt" wurden. Je einer
und je eine vermochten sich auch noch unter die "Hochbetagten"
einzureihen, während in der Regel niemand seine physiologische
Lebenshülse erreichte. 1901/10 wurden vier Männer und
fünf Frauen "alt", 1924/26 sechs Männer und
sieben Frauen, 1949/51 sieben Männer und acht Frauen, 1981/83
schließlich acht Männer und neun Frauen. Um die Jahrhundertwende
könnten es neun oder zehn Männer und zehn Frauen sein.
In ähnlicher Weise nahm die Zahl der Hochbetagten zu sowie
die Anzahl derjenigen, die ihre physiologische Lebensspanne ausleben
konnten und 85 Jahre alt wurden.
Wie nun aus der Abbildung 2 hervorgeht,
verlief die Zunahme bei den Achtzig-, vor allem aber bei den Fünfundachtzigjährigen
am dramatischsten. 1981/83 wurden im Vergleich zu 1871/80 "nur"
zweieinhalb Mal mehr Männer und Frauen "alt", jedoch
fast sechsmal mehr Männer und fast achtmal mehr Frauen "sehr
alt". Die Zahl der 85jährigen Männer aber nahm
um das 8,6fache, die der Frauen sogar um das vierzehnfache zu.
Bezogen auf je hunderttausend Männer und Frauen heißt
dies, daß in der Bundesrepublik Deutschland 1981/83 81.367
Männer und 90.154 Frauen ihr 60. 29.068 Männer und 51.593
Frauen ihr 80. und 14.000 Männer und 31.147 Frauen ihr 85.
Lebensjahr vollenden konnten. Noch anders ausgedrückt lebten
in der Bundesrepublik Ende 1984 3.865.000 "Jungsenioren"
und 6.552.400 "Jungseniorinnen" sowie 570.500 "hochbetagte"
Männer und 1.384.300 "hochbetagte" Frauen. Davon
wiederum waren 172.600 Männer und 507.700 Frauen jenseits
der 85. Auf Grund der höheren Lebenserwartung für Frauen
befanden sich 1984 unter den Gestorbenen 128.788 Witwen über
80 Jahren, dagegen nur 40.870 Witwer im selben hohen Alter. Unter
den verstorbenen Frauen über 80 waren sogar nur 12.755 noch
verheiratet.