Deutschland um 1900
Zeughaus Berlin, 26. März - 15. Juni 1993
 
   
Geburt und Taufe Einschulung Konfirmation und Lehre
Gymnasium und Universität

Die Entdeckung der Jugend

Militärdienst
Frauen zwischen Beruf und Ehe Ehe Aussenseiter
Alter Tod und Trauer

Katalog

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Einführung

Deutschland um 1900



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Kinder, die um 1900 geboren wurden, kamen in den meisten Fällen zu Hause zur Welt. Eine Hebamme oder Nachbarinnen halfen der werdenden Mutter. Eine Klinikgeburt war sozial anrüchig. Nur die allerärmsten Frauen aus den städtischen Unterschichten, Ledige, Frauen ohne feste Bleibe, gingen in die Gebäranstalt oder ein Spital.

Der "Schritt ins Leben" war höchst unsicher, denn viele Kinder überlebten das erste Lebensjahr nicht. Die Säuglingssterblichkeit war um die Jahrhundertwende immer noch hoch. Zwar hatte sie um 1870 ihren Höhepunkt erreicht und war dann wieder gesunken, aber um 1900 starben im Deutschen Reich jährlich noch etwa vierhunderttausend Kinder. Damit überlebte jeder fünfte Säugling (bei den unehelichen sogar jeder dritte) das erste Lebensjahr nicht. Je mehr Kinder in einer Familie geboren wurden, desto mehr verstarben. Wer als elftes oder weiteres Kind in eine Bergarbeiterfamilie hineingeboren wurde, hatte eine Überlebenschance von weniger als 50 Prozent. Kaum anders war es in altbayerischen ländlichen Gebieten, wo man die Letztgeborenen mit gewollter Gleichgültigkeit "himmeln gehen" ließ.

Die Säuglingssterblichkeit ging zuerst im "neuen Mittelstand" zurück, in den Familien der Beamten, Angestellten und Freiberufler, aber auch in der Facharbeiterschaft. Hier wuchs das Bewußtsein für Hygiene und kindgemäße Bedingungen des Rufwachsens am ehesten.
Die meisten Kinder wurden getauft. In katholischen Gegenden fand die Taufe spätestens eine Woche nach der Geburt in Abwesenheit der Mutter statt. Für diese rasche Taufzeremonie war die hohe Säuglingssterblichkeit sicher ein wichtiger Grund, denn ein ungetauftes Kind galt als verlorene Seele, die nicht in den Himmel gelangen konnte. Wichtig war die Auswahl der Paten, denn diese sollten als Beschützer und Begleiter des Kindes nicht nur im religiösen Bereich, sondern auch in Fragen der Lebensplanung und -entscheidung dienen.
Exponate
                   
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