Ein Mensch, der um 1900 starb, starb im
allgemeinen zu Hause. Der Tod war damit präsenter als heute,
wo er oft in Heime, Krankenhäuser bzw. bestimmte für
das Sterben vorgesehene Räume verlagert ist. Auch die Trauer
war in der Öffentlichkeit viel gegenwärtiger, denn
spezielle Kleidung wies den Trauernden über einen längeren
Zeitraum als solchen aus.
Wenngleich nicht alle Verstorbenen gläubige
Menschen gewesen waren, war eine kirchliche Beisetzung selbstverständlich.
Unabhängig davon, welchem konfessionellen Ritus die Beisetzung
folgte, war eines doch typisch: das Bemühen, durch eine
würdevolle, oft pompöse Bestattung die Bedeutung und
den Rang des Verstorbenen herauszustreichen. Dem korrespondiert
eine strenge Hierarchie der Bestattungen nach Klassen, wobei
die Wahl der Klasse nicht immer der eigenen Sozialschicht, sondern
mehr dem Wunsch nach Respektabilität entsprach.
Auffällig ist die Orientierung auch
der unteren Schichten an den bürgerlichen Standards, denn
selbst bei Begräbnissen einfachster Kategorie bemühte
man sich um eine würdige Erscheinung, wenngleich anstelle
kostbarer Metallapplikationen am Sarg oft nur Papp-Surrogate
verwandt wurden.
Die übliche Beisetzungsform
um die Jahrhundertwende war ein Erdbegräbnis. Die Feuerbestattung,
heftig angegriffen von der Kirche und dem konservativen Bürgertum,
wurde nur von einer kleinen, weltlich orientierten Minderheit
verfochten.