Rosmarie Beier
Zeughaus Berlin, 26. März - 15. Juni 1993
Deutsch-deutsche Befindlichkeiten -
Die Besucherbücher der Ausstellung "Lebensstationen in Deutschland" als Spiegel der mentalen Lage der Nation
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Teil 4 Teil 5 Teil 6

Katalog

Vorwort
Einführung

Deutschland um 1900

DDR
BRD


Aufsätze



Ausstellungsarchitektur



Besucherreaktionen

GWU


Virtueller Spaziergang



Ausstellungsgrundriss



Weitere Informationen


 

2. Eine Geschichtsquelle entsteht: Die Besucherbücher

Die Reaktion auf das Angebot der Besucherbücher war enorm: Während der zehnmonatigen Laufzeit der Ausstellung wurden mehr als ein Dutzend dickleibige Folianten vollgeschrieben. Diese Niederschriften zur deutsch-deutschen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft haben eine ganz eigene Choreographie. Auswahl und Zusammenschau sind ebenso zufällig wie selektiv: Nicht jeder Besucher traute sich, zum Stift zu greifen, und nicht alle Besucher waren motiviert, sich zu äußern. Viele Anmerkungen wurden spontan formuliert, waren Eingebungen des Augenblicks; doch sehr viel mehr Einträge geben eine Grundhaltung oder eine Einstellung des Schreibenden wieder.

"Mich hat die Ausstellung sehr zum Nachdenken angeregt. Sie war sehr gut. Kerstin S." (4: 13.11.93, w, Ostdeutschland)

"Gegenseitiges Kennenlernen ist zum gegenseitigen Verständnis wichtig. Dazu trägt diese Ausstellung bei!" (7: 11.6.93, w, Berlin-Steglitz)

"Man wird sehr nachdenklich, überprüft vieles bei sich selbst und in seinem Denken, schaut auf die Menschen, denen man jetzt ohne Mauer und frei begegnen kann - und versteht hoffentlich einiges mehr." (1: 4.10.93, m, Jg. 1929)

Wenn auch die Einzelstatements dominieren, so ist es doch ebenso erstaunlich wie zentral, daß zahlreiche Niederschriften in den Besucherbüchern nicht isoliert voneinander zu lesen sind, sondern mit anderen in Beziehung stehen. So fand in den Büchern auch eine Art Dialog, eine zeitversetzte Diskussion statt. Die Besucherbücher wurden sehr schnell zum genuinen Teil der Austellung - wie es auch ganz in der Absicht der Ausstellungsmacherinnen gelegen hatte. Auch die Medien erkannten sehr schnell, daß die Besucher hier einen Ort sahen, wo sich "Volkes Stimme" äußern konnte.

 

 
           
 
 
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