9. 2. 1946 |
In
einer öffentlichen Rede spricht Stalin von dem andauernden
Antagonismus zwischen Kapitalismus und Kommunismus,
aus dem solange Kriege hervorgehen werden, bis der
Kommunismus den Kapitalismus als weltwirtschaftliche
Organisationsform abgelöst hat.
Die Rede bezieht sich auf den neuen, noch
nicht verabschiedeten Fünfjahrplan der Sowjetunion und auf die damit zu treffende
Entscheidung über einen Vorrang der Schwerindustrie vor der Konsumgüterindustrie. Die
darin referierten Grundmaßnahmen marxistisch-leninistischer Theorie werden in durchaus
moderatem Ton vorgetragen, erhalten aber für westliche Zuhörer vielleicht besondere
Brisanz, weil Stalin eine Serie von Fünfjahrplänen und eine Verdreifachung der
jährlichen Stahlproduktion ankündigt. Diese im Hinblick auf einen noch nicht besiegten
Imperialismus für notwendig erklärte neuerliche Mobilisierung des Landes wird jedenfalls
von vielen amerikanischen Beobachtern als Ausdruck "weltrevolutionärer"
Eroberungsabsichten verstanden; das Nachrichtenmagazin Time charakterisierte sie als die
"kriegerischste Äußerung irgend eines führenden Staatsmannes" seit Beendigung
des Zweiten Weltkrieges.
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22. 2. 1946 |
George
F. Kennan schickt aus Moskau sein "Langes
Telegramm" nach
Washington, eine Analyse der "Grundzüge des
sowjetischen Verhaltens seit Kriegsende" von
rund 8000 Wörtern, das in amerikanischen Regierungskreisen
mit größter Aufmerksamkeit aufgenommen wird.
Das "Lange Telegramm" liefert der
Truman-Regierung in dem Moment eine Interpretation der sowjetischen Politik, als diese
sich darauf einrichtet, gegenüber dem Kongreß einen harten Antikommunismus zur Schau zu
stellen, um die Mittel für die eigene Politik der Auslandshilfen zu erhalten. Es löst
intensive Diskussionen aus und beeinflußt die künftige US-Politik erheblich. "Der
Weltkommunismus ist ein bösartiger Parasit, der sich nur noch von erkranktem Gewebe
ernährt. Das ist der Punkt, in dem Innen- und Außenpolitik sich treffen." Mit
solchen Feststellungen verschafft Kennan der Truman-Administration eine Legitimation für
die fortan nach innen wie außen demonstrierte antikommunistische Härte.
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2. 3. 1946 |
Iran-Krise - Die Sowjetunion hält den vereinbarten Termin zum
Abzug ihrer Truppen aus dem Iran nicht ein.
Schon seit dem 19. Januar des Jahres hat
die persische Regierung den Aserbeidschan-Konflikt mit der UdSSR vor den
UNO-Sicherheitsrat gebracht. Die schwelende Krise spitzt sich weiter zu, als der
zugesicherte Truppenabzug hinausgezögert wird, weil die Regierung der Sowjetunion vorher
noch ein Abkommen über eine Beteilung an der iranischen Ölförderung zum Abschluß
bringen will.
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5. 3. 1946 |
Rede
Churchills in Fulton/Missouri; darin spricht der britische Politiker
erstmals öffentlich von einem "Eisernen
Vorhang" ("iron curtain"), der "von Stettin
an der Ostsee bis nach Triest an der Adria"
den europäischen Kontinent teile.
Die Rede ist mit führenden amerikanischen
Politikern vorher abgestimmt worden; die starke Hervorhebung einer sowjetischen Bedrohung
dient auch dem Zweck, die Abgeordneten des US-Kongresses auf eine Bewilligung von Krediten
in Milliardenhöhe für Großbritanien einzustimmen. In einem Prawda-Interview vom 13. des
Monats äußert sich Stalin zur Fulton-Rede Churchills: "Dem Wesen der Sache nach
stellten Mr. Churchill und seine Freunde in England und in den Vereinigten Staaten den
nicht Englisch sprechenden Nationen eine Art Ultimatum: Erkennt ihr unsere Herrschaft
freiwillig an, so wird alles in Ordnung sein, im entgegengesetzen Fall ist der Krieg
unvermeidlich."
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28. 3. 1946 |
Der Industrieplan des
Allierten Kontrollrates wird veröffentlicht.
Der Plan ist in langwierigen Verhandlungen
des Alliierten Kontrollrats vereinbart worden. Für alle vier Zonen gemeinsam legt er die
für eine künftig zugelassene Industriekapazität sowie Produktionsbeschränkungen für
einzelne Branchen fest; die besonders umstrittene Stahlerzeugung soll durch eine Quote von
39 Prozent der Vorkriegsproduktion kleingehalten werden, der chemischen Industrie werden
40 Prozent, der Leichmetallproduktion 54 Prozent zugestanden; 1800 Betriebe sind zur
Demontage vorgesehen.
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21. bis
22. 4. 1946 |
Auf
dem Vereinigungsparteitag der KPD und SPD in Berlin
wird die Gründung der
Sozialistischen Einheitspartei (SED) Deutschlands
beschlossen; anstelle der vorherigen Parteiblätter
"Das Volk" (SPD) und "Deutsche Volkszeitung"
(KPD) erscheint nun seit dem 23. April "Neues
Deutschland" als Zentralorgan der SED.
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Gründungsparteitag
der SED in Berlin:
Der Vorsitzende Wilhelm
Pieck trägt das Banner
mit dem Emplem der
Einheitspartei |
25. 4. bis
12. 7. 1946 |
Zweite
Außenministerkonferenz in Paris
Die Konferenz beschäftigt sich in zwei
Sitzungsperioden mit der Situation Deutschlands. US-Außenminister Byrnes fordert am 11.
Juli den wirtschaftlichen Zusammenschluß der vier Besatzungszonen und lädt die anderen
Besatzungsmächte zur ökonomischen Vereinigung mit der US-Zone ein; nur die Briten zeigen
Interesse an diesem Angebot, während Außenminister Molotow auf den sowjetischen
Reparationsansprüchen beharrt und die Besatzungspolitik der Westmächte kritisiert. Die
Konferenz endet einen Tag später mit der Abreise der sowjetischen Delegation. Die
Amerikaner wiederholen ihre Einladung am 20. Juli im Alliierten Kontrollrat, und der
britische Militärgouverneur nimmt sie kurz darauf offiziell an; damit wird der Prozeß
zur Bildung einer "Bizone" in Gang gesetzt.
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25. 5. 1946 |
General
Clay verkündet die Einstellung der Reparationslieferungen
aus der amerikanischen Besatzungszone an die UdSSR.
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8. bis
10. 6. 1946 |
In
Brandenburg (Havel) veranstaltet die Freie Deutsche
Jugend (FDJ) ihr erstes Parlament.
Die sozialistische Jugendorganisation wird
schon am 7.März des Jahres im Sowjetischen Sektor Berlins gegründet, allerdings nur mit
Lizenz der Sowjetischen Militärverwaltung. Da sie mit monopolistischem Anspruch auftritt,
verweigern die westlichen Besatzungsmächte zunächst ihre Genehmigung. Der bereits im
März mit dem Vorsitz betraute Erich Honecker wird vom 1. Parlament bestätigt.
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6. 9. 1946 |
Im
Stuttgarter Staatstheater
erläutert der amerikanische Außenminister Byrnes
in einer Rede vor Mitgliedern der US-Militärregierung und den Ministerpräsidenten
aus der Amerikanischen Besatzungszone die Grundsätze
der amerikanischen Besatzungspolitik in Deutschland.
In der Rede werden bekannte Prinzipien und
Forderungen der amerikanischen Politik mit neuer Entschiedenheit vorgetragen. Ihr
besonderes Gewicht erhält sie aber vor allem durch die Erklärung, daß die USA sich
möglicherweise noch lange in Europa engagieren würden: "Wir werden uns unseren
Pflichten nicht entziehen. Wir ziehen uns nicht zurück. Wir bleiben hier und werden
unseren Anteil an Sicherheitskräften zur Verfügung stellen."
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1. 10. 1946 |
Der Internationale Gerichtshof in Nürnberg verkündet
die Urteile im Hauptkriegsverbrecherprozeß.
Von den 22 hohen Funktionären des
NS-Regimes, die als "Hauptkriegsverbrecher" angeklagt sind, werden drei
freigesprochen, sieben erhalten Freiheitsstrafen, zwölf werden zum Tode durch den Strang
verurteilt. Die Todesurteile werden am 16. Oktober 1946 vollstreckt.
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Passanten informieren
sich auf der Straße
über die Urteile im
Nürnberger
Hauptkriegs-
verbrecher-
Prozeß |
20. 10. 1946 |
In
Berlin finden die
ersten freien Wahlen
seit 1933 statt, für die von der Alliierten Kommandantur
eine gleichmäßige Behandlung aller Parteien in allen
Sektoren der Stadt angeordnet und kontrolliert wird.
Wahlsieger wird die SPD mit 48,7 Prozent der Stimmen;
die SED erhält in Berlin 19,8 Prozent, in den gleichzeitig
stattfindenden Landtagswahlen in der Sowjetischen
Besatzungszone 47,6 Prozent der Stimmen.
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2. 12. 1946 |
Das
"Bizonen-Abkommmen"
wird von den Außenministern der USA, Byrnes, und
Großbritanniens, Bevin, unterzeichnet.
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4. 11. bis
11. 12. 1946 |
In New York findet die dritte
Konferenz der Außenminister der vier Alliierten statt. |