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23. 1. 1960

Walter Ulbricht schlägt in einem Schreiben an den Bundeskanzler Adenauer vor, in ganz Deutschland eine Volksabstimmung über Abrüstung, einen Friedensvertrag und eine deutsche Konförderation abzuhalten; er fordert erneut den Status einer freien Stadt für West-Berlin.

                 

4. bis 13. 2. 1960

Der stellvertretende sowjetische Ministerpräsident Mikojan besucht Kuba; ein Wirtschaftsabkommen mit der UdSSR wird vereinbart.

               

10. 2. 1960

Die Volkskammer der DDR beschließt das Gesetz zur Bildung eines Natioanalen Verteidigungsrates.

              

14. 3. 1960

Während eines USA-Besuches spricht Bundeskanzler Adenauer in New York mit UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld und mit dem israelischen Ministerpräsidenten Davis Ben Gurion; die Gespräche bedeuten einen wichtigen Schritt zur deutsch-israelischen Verständigung.

                   

Gespräch   

Adenauer im Gespräch
mit dem israelischen
Ministerpräsidenten
Ben-Gurion in New York

14. 4. 1960

Die seit 1957 in der DDR verstärkt betriebene Kollektivierung der Landwirtschaft wird abgeschlossen und vielfach gefeiert.

Auf der 33. ZK-Sitzung im Oktober 1957 propagierte Ulbricht den Aufbau des Sozialismus auf dem Lande als "große revolutionäre Umwälzung". Im folgenden Jahr entstehen daraufhin 3.000 Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften. Angetrieben von Agitationstrupps, die von der SED auf die Dörfer geschickt werden, kommt der "freiwillige" Zusammenschluß der Bauern in einer LPG schließlich im Bezirk Karl-Marx-Stadt zum Abschluß; mit dem 31. Mai 1960 bestehen 19.345 LPG, die insgesamt 83,6 Prozent der landwirtschaftlich genutzen Flächen in der DDR bewirtschaften. Bundestag und Bundesregierung verurteilen die von der SED erzwungene Überführung von bäuerlichen Privatbetrieben in sozialistisches Eigentum schon am 6. April; am 26. April erscheint ein Weißbuch der Bundesregierung über "Die Zwangskollektivierung des selbstständigen Bauernstandes in Mitteldeutschland".

Demo       

Demostrative Bekannt-
machungen der vollzogenen
Kollektivierung der Land-
wirtschaft in der DDR,
April 1960

14. 4. 1960

Der "Deutschlandplan des Volkes" wird als offener Brief des Zentralkommitees der SED an die Arbeiterschaft Westdeutschlands im Neuen Deutschland veröffentlicht.

Der Plan ist sicher ein Versuch, von Schwierigkeiten abzulenken, die aufgrund eines verschärften Kurses der SED und insbesondere durch die forcierte Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR auftreten; er setzt jedoch auf den nach Chruschtschows USA-Besuch viel beschworenen "Geist von Camp David". Das Problem der Wiedervereinigung lag nach Auffassung der Plan-Autoren "nicht in dem Vorhandensein zweier gesellschaftlicher Systeme in Deutschland, sondern in der Tatsache, daß der heutige westdeutsche Staat ein militaristischer Staat mit aggressiven Plänen ist, während die DDR ein sozialistischer Friedensstaat ist, dem jede aggressive Absicht und Handlung grundsätzlich fernliegt".

 

19. bis 26. 4. 1960

Studentenunruhen in Südkorea richten sich gegen die Regierung Syngman Rhee, der am 15. März für eine vierte Amtsperiode als Staatspräsident gewählt wurde.

Gegen das polizeistaatliche Regime in Südkorea hat sich viel Unzufriedenheit angestaut. Als ruchbar wird, das der Staatspräsident versuche, sich mittels Wahlfälschung an der Macht zu halten, gehen die Studenten auf die Straße. Am 27. April des Jahres erfolgt daraufhin der Rücktritt Rhees; einen Monat später geht er freiwillig ins Exil.

    

29. 4. 1960

Nach einem in Abwesenheit des Angeklagten geführten Prozesses gegen den Bundesminister Theodor Oberländer, dem während der NS-Zeit begangene Verbrechen vorgeworfen werden, ergeht vor dem Obersten Gericht der DDR das Urteil; es wird auf lebenslängliche Zuchthausstrafe erkannt.

    

1. 5. 1960

Der sowjetischen Luftabwehr gelingt es, ein amerikanisches U2-Aufklärungsflugzeug während eines Spionagefluges über der Sowjetunion abzuschießen.

Diese Art der Luftaufklärung über dem Territorium der UdSSR betreiben die Amerikaner schon seit geraumer Zeit, da sie ihre sehr hoch fliegenden Aufklärungsflugzeuge außerhalb der Reichweite sowjetischer Luftabwehrsysteme wähnen. Der erfolgreiche Raketeneinsatz der Sowjets erschüttert ein weiteres Mal den Glauben an die technologische Überlegenheit des Westens; er liefert der sowjetischen Führung zudem ein Druckmittel in die Hand, da sie den Piloten der abgeschossenen Maschine lebend bergen und zu Aussagen über seinen Spionageauftrag veranlassen können. Diesen Vorteil nutzt Chruschtschow wenig später, um die Amerikaner auf der Pariser Gipfelkonferenz zu demütigen.

    

Abschuß      

"Das Geheimnis der U2.
Ein Bericht über die
Hintergründe des
amerikanischen
Luftpiratentums",
Titel einer vom MfS
der DDR 1960
herausgegebenen
Propagandabroschüre

7. 5. 1960

Die UdSSR nimmt diplomatische Beziehungen zu Kuba auf und schaltet sich wenig später (am 9. Juli) in den "Zuckerkrieg" zwischen USA und Kuba ein.

                     

16. 7. bis
17. 5. 1960

Die Pariser Gipfelkonferenz scheitert schon vor Beginn wegen des U2-Zwischenfalls, da Präsident Eisenhower eine von Chruschtschow geforderte Entschuldigung wegen der erwiesenen Spionage über dem Territorium der UdSSR ablehnt.

            

19. bis
25. 7. 1960

Polen fordert die NATO-Staaten in gleichlautenden Noten auf, zur Frage der Oder-Neiße-Grenze Stellung zu nehmen.

               

29. 8. 1960

Das Inneministerium der DDR erläßt eine "Anordnung über das Betreten der Hauptstadt der DDR Berlin durch Bürger der deutschen Bundesrepublik".

Die Maßnahme ist zunächst auf fünf Tage beschränkt und erfolgt zur "Abwehr der sich aus den ... in West-Berlin stattfindenen Revanchistentreffen für die DDR ergebende Gefährdung der Ordnung und Sicherheit des friedlichen Lebens der Bevölkerung"; sie schreibt vor, daß ein Besuch im Ostteil der Stadt zwischen dem 31. August und 4. September nur mit einer gültigen Aufenthaltsgenehmigung gestattet wird. Am 8. September wird die Genehmigungspflicht für Bundesbürger, die Ostberlin besuchen wollen, auf unbefristete Zeit ausgedehnt.

                  

1. bis 3. 9. 1960

Verbandstag des "Verbandes der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermißtenangehörigen Deutschlands" (VdH) in der Kongreßhalle in Westberlin

Die Versammlung wird an einem Tag auch von Bundespräsident Heuss besucht. Auf der Abschlußkundgebung spricht der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt; er protestiert gegen die seitens der DDR wegen der Veranstaltung verhängten Reisebeschränkungen und warnt davor, sich diese gefallen zu lassen.

                      

3. bis 4. 9. 1960

Zum "Tag der Heimat" in Westberlin fordert eine Versammlung von Vertretern des "Bundes der Vertriebenen" und Delegierten aus allen Landtagen in der Bundesrepublik, das Recht auf Selbstbestimmung, das als elementares Grundrecht jedem Volke zustehe, müsse auch den Deutschen zugebilligt werden.

Eine Großkundgebung mit 15000 Teilnehmern in der Waldbühne findet wegen der "Abwehrmaßnahmen der DDR" großes Interesse bei den in- und ausländischen Medien. Der Regierende Bürgermeister Brandt wendet sich gegen die "Kümmerlinge aus dem Kreis um Ulbricht" und stellt fest, die deutsche Jugend sei in ihrer überwältigenden Mehrheit vom Geiste der Völkerfreundschaft durchdrungen. Begriffe wie Revanchismus, Militarismus und Kriegshetze gehörten für sie genauso der Vergangenheit an wie für diejenigen, die in Deutschland Verantwortung tragen.

                 

12. 9. 1960 Walter Ulbricht wird Vorsitzender des neugeschaffenen Staatsrates der DDR.

                         

30. 9. 1960

In Reaktion auf die in der DDR angeordneten Beschränkungen für Berlin-Reisende kündigt die Bundesregierung das soeben erst neu verhandelte Interzonen-Handelsabkommen.

Die DDR bezeichnet diese Maßnahme als "Wirtschaftskrieg". Bis zum Ende des Jahres kommen beide Staaten überein, das Abkommen am 1. Januar wieder in Kraft zu setzen; durch eine Widerrufsklausel hat die Bundesregierung nun jedoch ein Junktim zwischen dem ungehinderten Berlin-Verkehr und dem Interzonenhandel hergestellt.

              

25. 10. 1960 Die SPD nominiert Willy Brandt zum Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahlen 1961.

             

15. 12. 1960

Der Vorsitzende des Staatsrates der DDR schlägt einen zehnjährigen Gewaltsverzicht zwischen der DDR und der Bundesrepublik vor.

                      

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