8. 2. 1952 |
Der
Bundestag debattiert über einen deutschen Verteidigungsbeitrag
und befürwortet - gegen die Stimmen der Opposition
- eine Beteiligung an der EVG.
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10. 3. 1952 |
Die
Regierung der UdSSR richtet eine Note
an die Regierungen Frankreichs, Großbritanniens
und der USA; sie enthält
neue sowjetische Vorschläge zur Regelung der Deutschlandfrage.
Um eine Wiederbewaffnung der Bundesrepublik
im Rahmen der EVG zu verhindern, hat die Regierung der Sowjetunion anfangs an die
Viermächte-Verantwortung appelliert und auf die in Potsdam verabschiedete
Entmilitarisierungsmaßnahmen verwiesen. In gleicher Absicht hat die DDR gegenüber der
Bundesregierung gedrängt, "Deutsche an einen Tisch" zu bringen und einen
"Gesamtdeutschen Rat" zu bilden. Als das nichts fruchtet und ein erfolgreicher
Abschluß der EVG-Verhandlungen absehbar wird, unterbreitet die Sowjetunion den drei
Westalliierten Vorschläge für einen Friedensvertrag mit einem vereinigten, neutralen
Deutschland. Die Westmächte reagieren zurückhaltend und mit der Gegenforderung nach
gesamtdeutschen freien Wahlen, wovon in der "Stalin-Note" keine Rede war. Doch
schon am 9. April räumt Moskau auch diese Möglichkeit ein. Es werden noch weitere Noten
gewechselt, und in der Bundesrepublik entsteht darüber eine heftige öffentliche
Auseinandersetzung. In Übereinstimmung mit den Westmächten sieht die Bundesregierung in
den sowjetische Vorschlägen nur ein Störmanöver, um den Prozeß der Westintegration der
Bundesrepublik aufzuhalten. Die Gegenmeinung, für die sich prominente Politiker und
Journalisten einsetzen sieht hingegen die vielleicht letzte Chance durch Verzicht auf
Wiederbewaffnung und Militärbündnisse die Wiedervereinigung zu erreichen. Entsprechend
fordert sie, die Ernsthaftigkeit des sowjetischen Angebotes durch Verhandlungen zu
prüfen.
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25. 3. 1952 |
Die
Antwortnote der Westmächte
an die UdSSR macht freie Wahlen unter UNO-Kontrolle
in Deutschland zur Vorbedingung für Verhandlungen
über einen Friedensvertrag.
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9. 4. 1952 |
In
einer weiteren Note an die Westmächte beharrt die
UdSSR weiterhin auf deutscher Bündnisfreiheit, geht
aber auf die Bedingung ein, freie Wahlen in Deutschland
zuzulassen; diese sollen allerdings nicht von der
UNO, sondern von den vier Mächten kontrolliert werden.
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11. 5. 1952 |
Bei
der von Komministen veranstalteten "Jugendkarawane"
in Essen mit 30 000 Teilnehmern kommt es zu schweren
Auseinandersetzungen mit der Polizei, in deren Verlauf
Philipp Müller, ein einundzwanzigjähriger Mann aus
München, erschossen wird.
Die kommunistische Propaganda schlachtet
diesen Vorfall vielfältig aus. Viezehn Tage später heißt es im "Manifest" des
IV. FDJ-Parlaments in Leipzig: "Wir müssen verhindern, daß dem Mord an Philipp
Müller der Mord an Hunderttausend junger deutscher Patrioten folgt".
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Der KPD-Vorsitzende
Max Reimann spricht
auf der Beerdigung von
Philipp Müller in München |
26. 5. 1952 |
In Bonn wird der Deutschlandvertrag unterzeichnet.
Unmittelbar vor der Unterzeichnung kommt es
noch zu einer Debatte über die sogenannte "Bindungsklausel" des Vertrages, die
vorsieht, daß auch ein wiedervereintes Deutschland an das westliche Verteidigungsbündnis
gebunden bliebe. Diese - für die Sowjetunion unannehmbare - Bestimmung hatte
Bundeskanzler Adenauer schon akzeptiert; durch die erst kurz vor Unterzeichnung
aufkommende Diskussion sieht er sich dann zu Nachverhandlungen mit den Alliierten
veranlaßt.
Der Ministerrat der DDR erläßt die "Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der
Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands".
Damit wird das Ministerium für
Staatssicherheit mit der Kontrolle und verstärkten Bewachung der Grenzen der DDR
beauftragt, "um eine weiteres Eindringen von Diversanten, Spionen, Terroristen und
Schädlingen" in die DDR zu verhindern; in der Folgezeit kommt es zur Anlage einer 5
km breiten Sperrzone entlang der Demarkationslinie.
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Absperrung
mit Warnschild
an der
innerdeutschen
Grenze |
27. 5. 1952 |
Die
Außenminister der sechs Montanunion-Staaten unterzeichnen
in Prag den Vertrag
über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft
(EVG).
Der EVG-Vertrag, hervorgegangen aus dem
französischen Pleven-Plan, sieht den Aufbau der französischen Verteidigungsstreitkräfte
mit Einschluß eines deutschen Truppenkontingents nach den Grundsätzen der Gleichheit und
Integration vor. Er ist an den Deutschlandvertrag gekoppelt. Beide Vertragswerke werden
schließlich nicht wirksam, weil die französische Nationalversammlung am 30. August 1945
eine Ratifizierung des EVG-Vertrages mehrheitlich ablehnt.
In Berlin trennen Arbeiter der Ostberliner
Postverwaltung die Fernsprechnetze zwischen beiden Teilen der Stadt und zwischen
Westberlin und der Sowjetischen Besatzungszone.
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27. bis
30. 5. 1952 |
IV.
Parlament der FDJ in Leipzig. Walter Ulbricht erklärt
in einer Ansprache, die Jugendlichen sollten das
Waffenhandwerk erlernen, "um unser Vaterland
mit der Waffe zu verteidigen".
Es findet ein Aufmarsch bewaffneter
FDJ-Gruppen statt, auf den die KgU in einer Plakataktion mit den Schlagworten wie
"Friedenskämpfer?" - "Flintenweiber!" reagiert. In den Beschlüssen
vom 1. Juni verpflichtet sich die FDJ, "die deutsche Jugend zum Schutz unserer
demokratischen Errungenschaften und zur Verteidigung der Heimat zu organisieren".
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FDJ-Mitglieder
während des IV.
FDJ-Parlaments
in Leipzig |
9. bis
12. 7. 1952 |
Zeite
Parteikonferenz der SED;
Walter Ulbricht hält ein Referat über die "planmäßige
Errichtung der Grundlagen des Sozialismus in der
DDR" und eröffnet damit eine Politik der beschleunigten
Sowjetisierung.
Die Konfernez beschließt die
Kollektivierung der Landwirtschaft "auf völlig freiwilliger Grundlage", die
Bildung von Produktionsgenossenschaften des Handwerks, die Organisierung bewaffneter
Streitkräfte in der DDR sowie - "zur Stärkung der demokratischen Staatsmacht"
- Änderungen der Verwaltungsstruktur der DDR. Sie erklärt eine "Verscharfung des
Klassenkampfes" sei unvermeidlich; gegen die "Vasallenregierung in Bonn",
die rechtssozialdemokratischen Führer und Gewerkschaftsführer wird zum "nationalen
Befreiungskampf" aufgerufen. Diese Kampfparolen stehen in einem tendeziellen
Widerspruch zu den Friedens- und Vereinigungsangeboten, die nicht erst seit der
sowjetischen Deutschlandnote vom 10. März in verschiedener Form von östlicher Seite
unterbreitet werden. Die innepolitischen Aufgaben - Schaffung einer regulären Armee,
Verwaltungsumbau und Kollektivierung - kosten viel Geld und zwingen die DDR zur
"äußersten Ausschöpfung der Ressourcen". Deren Auswirkungen auf den
Lebensstandard der Bevölkerung schüren in der Folgezeit Unzufriedenheit und
Krisenbewußtsein.
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22. 7. 1952 |
Die Verfassung der VR Polen tritt in Kraft.
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23. 7. 1952 |
Entsprechend
den Forderungen der II. Parteikonferenz der SED
werden die fünf Länder der DDR aufgehoben und an
ihrer Stelle vierzehn Verwaltungsbezirke mit insgesamt
217 Kreisen eingerichtet.
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25. 7. 1952 |
Die
Vereinbarungen über die Montanunion
erhalten Gültigkeit. Damit werden die im Ruhrstatut
vorgesehenen Kontrollen und Beschränkungen der westdeutschen
Schwerindustrie aufgehoben.
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19. bis
20. 9. 1952 |
Eine Abordnung der
Volkskammer unter der Leitung von Hermann Matern besucht Bonn und wird von
Bundestagspräsident Ehlers empfangen. Die Volkskammer wählt am 5. September die Mitglieder der Delegation: Hermann
Matern, Otto Nuschke, Dr. Karl Harmann, Heinrich Homann, Ernst Goldenbaum. Die Vorschläge
der Volkskammer an den Deutschen Bundestag, die Bundestagspräsident Dr. Hermann Ehlers am
19. September von der fünfköpfigen Delegation übergeben werden, beziehen sich auf zwei
"für unser Volk entscheidene Fragen: 1. Die Entsendung von Vertretern der Deutschen
Demokratischen Republik und der westdeutschen Bundesrepublik zur Teilnahme an einer
Viermächtekonferenz, die eine friedliche Regelung aller Deutschland betreffenden Fragen
zum Ziel haben soll, und 2. die Bildung einer deutschen Prüfungskommission für freie
gesamtdeutsche Wahlen einschließlich des Beginns ihrer Tätigkeit".
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20. bis
27. 11. 1952 |
Slansky-Prozesse in Prag Angeklagt sind vierzehn führende Kommunisten -
Spanienkämpfer, Mitglieder des antifaschistischen Widerstandes, Überlebende der
Konzentrationslager. Angeblich bildeten sie die "Leitung des staatsfeindlichen
Verschörungszentrums mit Rudolf Slansky an der Spitze". Der Prozeß steht im
Zusammenahng mit den Säuberungsmaßnahmen, die nach dem Ausschluß Jugeslawiens aus dem
KOMINFORM im gesamten Ostblock eingeleitet werden. Schon 1950/51 werden in der DDR 150000
SED-Mitglieder aus der Partei ausgeschlossen; unter den Führungskadern trifft es Paul
Merker, Leo Bauer, Willy Kreikemeyer, Lex Ende u.a. Ihnen werden Verbindungen zu dem
angeblichen US-Agenten Noel Field vorgeworfen, dem zuvor in Budapest ein Schauprozeß
gemacht worden ist. Nach dem Urteil im Slansky-Prozeß zieht das ZK der SED im Dezember
1952 wiederum "Lehren aus dem Prozeß gegen das Verschwörerzentrum Slansky"; es
folgen weitere Parteiausschlüsse sowie die Entmachtung von Franz Dahlem, dem
einflußreichsten Gegenspieler Ulbrichts in der SED-Führung.
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