Die industrielle Entwicklung in Deutschland erlangte nach der Revolution von 1848/49 eine bis dahin ungekannte Dynamik. Treibende Kraft waren neben dem Eisenbahnbau und der Schwerindustrie auch bedeutende Entdeckungen in Wissenschaft und Forschung sowie bahnbrechende technische Innovationen. Begünstigt durch eine liberale Wirtschaftspolitik im Deutschen Bund wurden nach 1850 zahlreiche neue Unternehmen, Banken und Aktiengesellschaften ins Leben gerufen. Mit der Reform des Deutschen Zollvereins 1867 entstand zudem ein Großwirtschaftsraum, der den Aufstieg des 1871 gegründeten Kaiserreichs zur industriellen Großmacht einleitete. Zu Beginn der 1850er Jahre trat Deutschland in die Phase der Hochindustrialisierung ein. Bis 1873 erlebte es eine Hochkonjunktur, die nur kurzfristig durch eine Wirtschaftskrise 1857 und eine Rezession 1866 unterbrochen wurde. Österreich konnte nicht in gleichem Maße wie Preußen oder Sachsen an der rasanten industriellen Entwicklung partizipieren.
Von den rund 19 Millionen Einwohnern Preußens lebte 1865 nur noch knapp die Hälfte von der Landwirtschaft, im Habsburgerreich waren es hingegen mehr als zwei Drittel der rund 38 Millionen Einwohner. Die preußische Roheisenproduktion lag in jenem Jahr bei etwa 850.000 Tonnen, die österreichische bei rund 460.000 Tonnen. Während in Preußen 1865 bereits 15.000 Dampfmaschinen eingesetzt wurden, waren es lediglich 3.400 in Österreich, wo das Eisenbahnnetz erst 6.600 Kilometer gegenüber rund 11.000 Kilometern in Preußen umfasste.
Die Eisenbahn ermöglichte schnellere Transporte, senkte die Kosten dafür und forcierte den grenzübergreifenden Warenverkehr. In Berlin stieg das 1837 von August Borsig (1804-1854) gegründete Werk zum größten Lokomotivenhersteller Europas auf. Im Jahr seines Todes 1854 fertigte es die 500. Lokomotive. Schon vier Jahre später feierte das Unternehmen die 1.000 Lokomotive. Der Eisenbahnbau stimulierte in Deutschland die Montan- und Maschinenbauindustrie und trug entscheidend zur wirtschaftlichen Dynamik bei. Die Rohstoffnachfrage machte aus dem Ruhrgebiet mit seiner Steinkohleförderung und Stahlproduktion das größte Industrierevier Europas. Von 1850 bis 1875 stieg die Kohleförderung des Ruhrgebietes von knapp 2 auf rund 17 Millionen Tonnen, die Zahl der im Bergbau Beschäftigten von 12.300 auf fast 82.000. Aber auch Schlesien, das Saargebiet, Sachsen und der Berliner Raum entwickelten sich zu wichtigen industriellen Zentren.
Auch abseits dieser Industriezentren konnte sich nach Erlass der Gewerbefreiheit in vielen deutschen Staaten ein vielfältiges Gewerbe außerhalb der Zünfte entwickeln. Träger des wirtschaftlichen Wachstums waren gewerbliche Unternehmen im Verkehrs-, Banken- und Versicherungswesen sowie in der Güterproduktion, wo massenhaft neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Die meisten Arbeiter und die noch vergleichsweise geringe Zahl an Angestellten waren in den 1850er und 1860er Jahren in kleinen und mittleren Unternehmen mit stark familiärer Prägung beschäftigt. In den entstehenden großen Fabriken fanden die Menschen oft nur zu miserablen Arbeitsbedingungen eine Beschäftigung. Soziales Elend gehörte für das so genannte Fabrikproletariat zum Alltag.
Trotz der Industrialisierung blieb Deutschland noch lange agrarisch geprägt: Über 51 Prozent der Beschäftigten arbeiteten 1867 in der Land- und Forstwirtschaft, während in Industrie, Handwerk und Bergbau nur etwa 27 Prozent tätig waren. Die Gründung des Norddeutschen Bundes 1866/67, aber auch die beginnende Vereinheitlichung der Münzen durch den bereits 1857 eingeführten Vereinstaler begünstigten den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands, das weltumspannende Handelsbeziehungen unterhielt. Zu Beginn der 1870er Jahre waren - abgesehen von noch unerschlossenen Gebieten in Afrika - die wesentlichen Verkehrsverbindungen über Land und Meer etabliert. Schiffe transportierten Rohstoffe und Nahrungsmittel nach Europa, das im Gegenzug seine Fertigprodukte in alle Welt exportierte. Die wichtigsten deutschen Überseelinien waren die 1847 gegründete "Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actiengesellschaft" (HAPAG) und der 1857 in Bremen gegründete Norddeutsche Lloyd. Gleichzeitig vereinfachte und förderte das rasch wachsende Netz der Telegrafenverbindungen wirtschaftliche Beziehungen. Die telegrafische Atlantikverbindung begann nach dem erfolgreichen Verlegen eines Kabels unter dem Meer 1866.
Nachteil des sich intensivierenden Welthandels war die Anfälligkeit des Marktes durch Krisen und Kriege fernab von Europa. So bescherte der Amerikanische Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 der europäischen Textilindustrie eine kurze, aber empfindliche Krise. Die insgesamt positive Entwicklung für die deutsche Industrie und Wirtschaft seit Beginn der 1850er Jahre hielt nach der Reichsgründung 1871 unvermittelt an.