Nach den militärischen Auseinandersetzungen der Napoleonischen Kriege brach eine Zeit der Neuordnung an, die auch für die Kunst und Kultur ab1815 einen deutlichen Wandel bedeutete. Die sowohl politisch-wirtschaftlichen als auch sozialen Veränderungen riefen Missstände und Klassengegensätze hervor und erzeugten in der Kultur ein Nebeneinander von gegensätzlichen Strömungen. Teils wurde die Literatur Austragungsort für gesellschaftlich-politische Debatten, teils fand wie auch in Malerei und Architektur ein bewusstes Rückziehen ins Häuslich-Private und ein Rückgriff auf vergangene Epochen statt. Das erstarkende Bürgertum wurde zur kulturtragenden Klasse, es prägte die Kultur- und Museumslandschaft und war ein neuer Auftraggeber für Künstler. Besonders das zu dieser Zeit anwachsende Bewusstsein für eine gemeinsame Kultur und Herkunft und die Forderung einer allen zugänglichen Bildung sollte richtungsweisend werden.
Durch die bestehenden Klassengegensätze entwickelte sich Bildung zum Statussymbol und zum Medium sozialer Differenzierung. Die Teilhabe am kulturellen Leben war damit weiterhin abhängig von Rang und Vermögen. Das von dieser Entwicklung profitierende Bürgertum hatte zunehmend mehr Einfluss auf Kunst und Kultur. Sein Aufstieg manifestierte sich in vielseitigen Geselligkeits- und Organisationsformen, wie Vereinen, Stiftungen und Kulturprogrammen, die das öffentliche Leben gestalteten. Weiterhin entstand eine umfangreiche Infrastruktur kultureller Einrichtungen und dazugehöriger repräsentativer Bauten, wie Opern, Theater und Museen, zu denen teilweise nur exklusive Kreise Zugang hatten. Besonders in den Kulturmetropolen Berlin, Dresden und München waren diese Bauten Ausdruck eines rivalisierenden Repräsentationsbedürfnisses. Als bedeutendster Architekt und Stadtplaner galt Karl Friedrich Schinkel. Seine zahlreichen öffentlichen Bauten, wie das Alte Museum, die Neue Wache und das Schauspielhaus in Berlin, prägten die Architektur des Klassizismus.
Neben dem weiterhin existierenden exklusiven Zugang zur Kultur gab es auch Entwicklungen, die eine breite Bildung in der Bevölkerung vorantrieben. So kam das Lesen im Club oder Café und das Vorlesen in einer Gruppe auf und wurde zu einer hochgeschätzten sozialen Aktivität. Zunehmend entstanden städtische Lesegesellschaften als neuer sozialer Erfahrungsraum. Außerdem hatten die vom aufstrebenden Bürgertum oder von Künstlern gegründeten Kunstvereine neben dem Verkauf aktueller Kunstwerke das Ziel, Gegenwartskunst Laien näher zu bringen. Damit waren sie Ausdruck einer Emanzipationsbestrebung, das Sammeln von und das Wissen über Kunst in allen Bevölkerungsschichten zu etablieren. Ebenso gab es Literatur und Theateraufführungen, die ein Massenpublikum bedienten. Neben Hoftheatern boten nun auch privatwirtschaftliche Bühnen Aufführungen mit vorwiegendem Unterhaltungscharakter an und leicht verständliche Bücher, die so genannte Trivialliteratur, erschienen in Massenproduktion.
Die Enttäuschung, dass der Wiener Kongress nicht zur erhofften Gründung eines deutschen Nationalstaates geführt hatte, ließ nicht nur in Studentenkreisen, sondern auch unter Literaten eine deutsche Nationalbewegung aufleben. In Rückbezug auf eine gemeinsame Vergangenheit sahen sie in Volkssagen, -liedern und -märchen vermeintlich unmittelbare Äußerungen des Volksgeistes. Bereits 1805-1808 war eine Sammlung von Volksliedtexten mit dem Titel „Des Knaben Wunderhorn“ von Clemens Brentano (1778-1842) und Achim von Arnim (1781-1831) veröffentlicht worden. Durch sie angeregt sammelten die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm aus literarischen Werken und ihrem Bekanntenkreis Märchen, schrieben sie auf und gaben sie von 1812 bis 1858 als „Kinder- und Hausmärchen“ heraus. Als Ausdruck der Sehnsucht nach nationaler Einheit schrieb Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1841 das “Lied der Deutschen“, dessen dritte Strophe noch heute die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland ist.
Auch in der Architektur des 19. Jahrhunderts zeigte sich in der Errichtung von Nationalbauten, wie zum Beispiel im Bau von Nationaltheatern oder Nationaldenkmälern, das Streben nach nationaler Einheit. Zu den größten dieser Bauprojekte gehören die von Leo von Klenze errichtete Walhalla in der Nähe von Regensburg und das Hermannsdenkmal bei Detmold, welches dem als Nationalhelden gefeierten Cherusker Arminius geweiht war. Neben der Suche nach einem gemeinsamen Ursprung einer als Einheit geforderten Nation wurden besonders auch die Erfolge der jüngsten Vergangenheit mit Denkmälern gefeiert. Siegreiche Schauplätze wie das Schlachtfeld von Waterloo wurden zu Erinnerungsstätten ausgebaut und zu beliebten Zielen eines aufkommenden Massentourismus.
Auf die radikalen Ausprägungen der Nationalbewegung erfolgte von staatlicher Seite Überwachung, Verfolgung und Unterdrückung. Dies bewegte viele Bürger, unter ihnen auch Künstler und Schriftsteller, dazu, sich ins private Heim zurückzuziehen. Die später als Biedermeier bezeichnete Stilepoche erfand das häusliche Glück mit seiner behaglichen Gemütlichkeit und prägte vor allem die Mode und Inneneinrichtung der Zeit. Wieder andere Dichter und Künstler hatten bereits seit Beginn des Jahrhunderts den Rückzug in die Natur bevorzugt und vertraten eine religiös-poetische Weltanschauung. Diese Vertreter der so genannten Romantik hatten sich von dem Vernunftglauben der Aufklärung verabschiedet und wandten sich der subjektiven Innerlichkeit und dem Unsichtbaren und Unbewussten zu.
Neben den unpolitischen Strömungen des Biedermeier und der Romantik war die spätestens ab 1830 beginnende Zeit des Vormärz revolutionär und gesellschaftskritisch geprägt. Besonders die Autorengruppe Junges Deutschland forderte eine Verbesserung der Lebensumstände, soziale Gerechtigkeit und Freiheitsrechte. Als Voraussetzung dafür sahen sie die Schaffung eines politischen Bewusstseins im Bürgertum. Die Gruppe der Schriftsteller wurde 1835 auf Beschluss der Bundesversammlung des Deutschen Bundes verboten. Heinrich Heine wird dabei unter anderen als ein Mitglied des Kreises genannt. Zahlreiche Werke des Schriftstellers Georg Büchner, wie zum Beispiel das bekannte Drama “Woyzeck“, gehören ebenfalls zur Literatur des Vormärz.
Beeinflusst durch die pädagogischen Theorien des französischen Philosophen Jean-Jaques Rousseau (1712-1778) rückte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Erziehung in den Vordergrund gesellschaftspolitischer Diskussionen und die Kindheit wurde als eine eigene menschliche Entwicklungsstufe wahrgenommen. Neben einer aufblühenden Spielzeugindustrie, einer speziell entwickelten Kindermode und Anleitungen zur Kindererziehung entstand nun auch eine umfangreiche Kinderliteratur, welche zu großen Teilen von moralistischen Wertevorstellungen geprägt war. Eines der ersten und wohl erfolgreichsten Kinderbücher war „Der Struwwelpeter“.