In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Malerei verschiedenen gesellschaftlichen Veränderungen ausgesetzt. Einerseits boten sowohl die aufkommende Nationalbewegung und die politischen Unruhen als auch die herrschenden Missstände Bildmaterial. Vor allem die Historienmalerei war in der Zeit eines wachsenden Geschichtsbewusstseins besonders gefragt. Andererseits führte gerade die fortschreitende Industrialisierung dazu, dass sich Maler aus der Hektik der Großstadt und dem gesellschaftlich-politischen Leben zurückzogen.
Diese Künstler wandten sich Themen der kleinstädtischen Idylle oder romantisch-religiöser Malerei zu. Vor allem dominierten die Gattungen der Genre-, Landschafts- und Porträtmalerei und der Rückbezug auf vergangene Kunststile erlebte eine neue Blüte. In der Malerei der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war der Klassizismus entstanden und hatte sich an der Antike und der italienischen Renaissance orientiert. Im ausgehenden 19. Jahrhunderts fand nun zunehmend auch ein Rückgriff auf die Kunst des Mittelalters statt. Parallel zur Literatur gab es auch in der Malerei Vertreter der als romantisch bezeichneten Bewegung. In ihrer Stimmungsmalerei standen eine Verherrlichung des Gefühls und ein Bezug auf die eigene nationale Geschichte und Tradition im Vordergrund.
Das höchste Ziel der Romantiker war, das Gemüt des Endlichen eins werden zu lassen mit dem Unendlichen. Da dies vor allem im Naturerlebnis vollzogen werden konnte, erlebte besonders die Landschaftsmalerei in der Romantik eine Blütezeit. Der aus Greifswald stammende Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) prägte wie kein anderer das Bild der deutschen romantischen Malerei. Seine zahlreichen sakral-religiösen Landschaftsgemälde, wie “Das Eismeer“ (1824), “Klosterruine Eldena bei Greifswald“(1824/25) oder der „Wanderer über dem Nebelmeer“ (1817), zeugen von der Vorstellung, Natur als Spiegel menschlicher Empfindungen wahrzunehmen. Damit verlieh er einem pantheistischen Weltbild Ausdruck, welches sich im Glauben, Gott sei eins mit dem Kosmos und der Natur, begründet.
Neben Friedrich gehört auch Philipp Otto Runge (1777-1810) zu den bedeutenden deutschen Malern der Romantik. Mit dem Gemälde “Die Hülsenbeckschen Kinder“ (1805/06) schuf er eines der bekanntesten Kinderbilder der Zeit. Als wichtige deutsche Landschaftsmaler der Romantik gelten des Weiteren die Künstler Carl Gustav Carus (1789-1869) und Ludwig Richter (1803-1884). Die so genannten Nazarener prägten die romantisch-christliche Malerei. Zu ihnen gehörten vor allem Protagonisten der Düsseldorfer Malschule wie Friedrich Overbeck (1789-1869) oder die Kunstprofessoren Friedrich Wilhelm Schadow (1788-1862) und Peter von Cornelius (1783-1867).
Die romantische Architekturmalerei prägte allen voran der Universalkünstler Karl Friedrich Schinkel. Die in seiner Nachfolge entstandenen Architekturlandschaften, zum Beispiel von Künstlern wie Carl Blechen (1798-1840) und Friedrich August Elsasser (1810-1845), zeigen den von ihm geprägten Stil von Bauwerken zwischen getreuer Abbildung und fiktiver Form. Die mittelalterliche Architektur, insbesondere auch Darstellungen von Ruinen, gehörten dabeizu den bevorzugten Themen.
Im Wettstreit der Gattungen nahm die Historienmalerei eine besondere Stellung ein und galt als die Krönung der künstlerischen Tätigkeit. Durch die Suche nach nationaler Identität und das zunehmende Geschichtsbewusstsein erfuhr diese im 19. Jahrhundert eine neue Blüte. Vor allem die bürgerliche Gesellschaft brauchte ein Geschichtsbild, welches ihr eigenes Dasein legitimierte und bestätigte, dass aller Fortschritt in der Geschichte zwangsläufig zu ihr hinführte. Dabei boten sich neben niedergeschriebenen Geschichtswerken auch populäre bildliche Darstellungen an, die vom Wirken großer Persönlichkeiten erzählten.
Für die Religionsgeschichte zum Beispiel wurden Martin Luther und Jan Hus als “Befreier des Denkens“ gefeiert, wie die Gemälde “Martin Luther vor dem Dom zu Worms“ von Johann Wilhelm Schirmer (1807-1863) und “Jan Hus im Vorverhör zu Costnitz (Konstanz)“ von Karl Friedrich Lessing (1808-1880) zeigen. Die Epoche nahm so für sich in Anspruch, die Geschichte verstanden und entschlüsselt zu haben. Den Malern kam die Aufgabe zu, die vorherrschenden Geschichtskonstruktionen in Gemälden festzuhalten und zu vermitteln, wobei historische Genauigkeit in Kostüm und Architektur gefragt war. Jede der Inszenierungen war gleichzeitig jedoch auch ein zeitgenössisches Bild, welches von der Selbstlegitimation einer Epoche zeugt.
In Gemälden der Zeit wurden teilweise auch Themen wie die herrschende soziale Not, Armut, bestehende Missstände und damit die nicht eingelöste soziale Gerechtigkeit aufgegriffen. Auch dies waren konstruierte Bilder, die eine moralische Empörung des Betrachters über die ungerechten Verhältnisse erwarten ließ. Dazu gehörten zum Beispiel Motive, welche die zugespitzte Notlage der Arbeiter bei der Pfandleihe verdeutlichten oder ihr zur Wehr setzen im bekannt gewordenen Schlesischen Weberaufstand von 1844, zwei Jahre später in einem Gemälde von Carl Wilhelm Hübner (1814-1879) festgehalten.
Der nach 1815 zunehmende Wunsch in der Bevölkerung nach einer kleinbürgerlich-familiären Idylle drückte sich ebenfalls in der Malerei der Zeit aus. Es entstanden Gemälde, die eng-behagliche Interieurszenen, teilweise detailgenaue Schilderungen von einzelnen Wohnräumen, Personen im bürgerlichen Milieu oder Alltagsgeschehnisse festhielten. Die später als Biedermeier bezeichnete Stilepoche zeigte eine idealisierte Wirklichkeit, die von einem rührend sentimentalen Ausdruck geprägt war. Der heute bekannteste biedermeierliche Maler ist Carl Spitzweg (1808-1885). Seine humoristisch-satirisch gefärbten Genreszenen, wie „Der arme Poet“, „Der Bücherwurm“ und „Der abgefangene Liebesbrief“, zeigen kauzige Sonderlinge oder witzig beschauliche Alltagsszenerien.
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gab es zunehmend Forderungen die Genremalerei – die Darstellung von Alltäglichem – von der Historienmalerei getrennt zu sehen. Besonders aus der Düsseldorfer Akademie sollten viele Genremaler hervorgehen. Johann Peter Hasenclever (1810-1853) gilt dabei als einer der wichtigsten Wegbereiter der Düsseldorfer Genremalerei.
Seine Gemälde, wie zum Beispiel “Das Lesekabinett“ (1843) oder “Die Sentimentale“ (1846) karikieren das Spießbürgertum der Biedermeierzeit oder greifen typische Klischees der Romantik auf. Weitere wichtige Vertreter der Malerei des Biedermeier waren unter anderen der Berliner Porträtist und Architekturmaler Johann Philipp Eduard Gaertner (1801-1877), der Interieurmaler Gustav Friedrich Kersting (1785-1847) oder der Tier-, Militär- und Porträtmaler Franz Krüger (1797-1857).
Die Porträtkunst war nach wie vor auch im 19. Jahrhundert eine der wichtigsten Einnahmequellen der Maler. Durch den zunehmenden Einfluss und Reichtum des Bürgertums gab es für sie neben kirchlichen und weltlichen auch bürgerliche Auftraggeber. Vor allem der Hang zur Selbstdarstellung und Selbstinszenierung vieler wohlhabender Bürger spiegelt sich in ihren Porträts wider, die sie als wichtige Akteure der Gesellschaft zeigen.