Kinder zu bekommen wurde während des
Nationalsozialismus als Pflichterfüllung der Frauen dem Staat
gegenüber angesehen. Die Geburt wurde sogar mit dem Kampf
des Soldaten im Felde auf eine Stufe gestellt. Adolf Hitler formulierte
dies auf einer Tagung der NS-Frauenschaft während des Reichsparteitages
1934 in Nürnberg so: "Jedes Kind, das sie zur Welt bringt,
ist eine Schlacht, die sie besteht für das Sein oder Nichtsein
ihres Volkes ...".
In der Neufassung des Ehegesetzes von 1938
wurde das Zeugen von Kindern als der Sinn der Ehe festgelegt,
eine Verweigerung eines Ehepartners konnte als Scheidungsgrund
geltend gemacht werden.
Die Stärkung der Familie war ein wichtiges
Feld der Innenpolitik. Mit zinslosen Darlehen, Kindergeld, finanziellen
Beihilfen, Steuervergünstigungen und Ehrungen wie Mutterkreuzen
wurden Anreize für eine Geburtensteigerung geschaffen. Und
mit dem Jahr 1938 galten für Verheiratete, die länger
als fünf Jahre kinderlos blieben, höhere Steuersätze.
Wichtiger noch als die Familie war die Mutterschaft.
So bemühte man sich, das Ansehen der ledigen Mutter zu verbessern.
Auch die unverheirateten Frauen sollten "dem Führer
ein Kind schenken" und somit zur erstrebten Steigerung der
Geburten beitragen. In der öffentlichen Meinung setzte sich
diese Auffassung allerdings nicht durch, die ledige Mutter blieb
sozial geächtet.
Die Nationalsozialisten
konnten den langfristigen Trend zur Kleinfamilie nicht aufhalten.
Seit 1900 nahm die Anzahl der Kinder in einer Ehe beständig
ab. In einer Familie lebten während des Dritten Reiches durchschnittlich
nicht mehr als ein oder zwei Kinder. Eine kurzfristige Steigerung
der Geburten konnte aber verzeichnet werden.