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Das 19. Jahrhundert gilt als
die letzte Erfolgsära akademischer Historienmalerei. Die Entwicklung
zur aktuellen Geschichtsmalerei wurde in Deutschland erst anläßlich
der Kriege von 1864/66 und im Gefolge der Reichsgründung 1871
vollzogen. Der "Mythos der deutschen Einheit" hatte zuvor
eine eigene "Ikonographie des Reichsgedankens" entstehen
lassen: Durch eine Rückbesinnung auf die "großartigen"
Momente deutscher Geschichte hoffte man, das Vakuum an Perspektiven
und Wertvorstellungen zu überdecken und beschwor so die Zukunft
einer vereinten deutschen Nation. Geeignete Motive fanden sich in
germanischen Heldensagen und Überlieferungen aus der Blütezeit
des Mittelalters. Das Interesse der Maler an historischen Themen wurde
durch die Verbreitung entsprechender literarischer Werke verstärkt.
Architekten und Denkmalpfleger feierten gleichzeitig die Gotik als
"deutschen Nationalstil". Von den zahlreichen nationalen
Identifikationsfiguren des 19. Jahrhunderts - dazu gehören u.
a. Arminius, Siegfried, Friedrich Barbarossa, Luther und Schiller
- hat sich nach 1871 schließlich "Germania" als Personifikation
des neugegründeten Reiches durchgesetzt. |