Rund 95 Prozent aller Kinder zwischen drei und sechs Jahren gingen
um 1985 in den (staatlichen) Kindergarten (1955 34 Prozent, 1970
65 Prozent). Wie schon in der Krippe, wurden sie an fünf
Tagen in der Woche zumeist morgens gebracht und abends wieder
abgeholt.
Der Kindergarten
sollte (neben der Betreuungsfunktion) die Kinder auf die Schule
vorbereiten und sie im Sinne der sozialistischen Zielvorstellungen
"in die gesellschaftliche Entwicklung aktiv einbeziehen".
Um eine einheitliche Erziehung aller Kinder zu gewährleisten,
wurden verbindliche Programme für die mehr als 13.000 Kindergärten
(Stand 1989) erlassen. Das 1985 vom Ministerium für Volksbildung
eingeführte, für alle Kindergärten verbindliche
"Programm für die Bildungs- und Erziehungsarbeit"
enthielt ins Detail gehende Lernzielvorgaben und sagte der Erzieherin
für die tägliche Arbeit, was wann und wie zu machen
sei. Insbesondere praktische Beispiele für "die Erziehung
zur tätigen Heimat- und Vaterlandsliebe" waren unerläßlicher
Bestandteil der Kindergartenpädagogik, wobei die Freundschaft
eines Kindergartenkollektivs mit "seinem Soldaten" eine
ebenso wichtige Rolle spielte wie vielfältige Erfahrungen
und Begegnungen mit den "fleißigen Werktätigen",
deren Arbeit die Kinder "als nützlich für alle"
erleben sollten.