Anfang September
jedes Jahres wurden in der DDR alle Schulanfänger eingeschult.
Die Schule, die sie zum ersten Mal betraten, war seit den siebziger
Jahren die zehnklassige allgemeinbildende Polytechnische Oberschule
(POS), deren Unterstufe der Grundschule in der Bundesrepublik
entsprach. Der 1959 beschlossene Aufbau der POS war 1975 im wesentlichen
abgeschlossen; sie ersetzte die zuvor vorhandenen Grund- und Oberschulen
(1.-8. und 9.-12. Klasse).
Die sozialistische
Gesellschaft entwickelte bezogen auf den ersten Tag keine gänzlich
neuen Einschulungsrituale. Das Traditionelle hatte Bestand: Schultüten
(häufig noch im Stil der Modelle aus den dreißiger,
vierziger Jahren) gehörten ebenso dazu wie festliche Kleidung
und der neue Schulranzen. Die Eltern, oft zudem noch die Großeltern,
nahmen am ersten Schultag teil, der häufig mit Vortrag und
Musizieren der älteren Schüler sowie einer Kaffeetafel
für Eltern und Großeltern verbunden war, soweit Ort
und Finanzmittel es zuließen. Ein Erinnerungsphoto, später
auch gelegentlich ein Amateurfilm, war unabdingbar.
Die Einschulung war zugleich der Schritt
hin zur Organisation in der "Staatsjugend", denn bald
nach der Einschulung wurden die Schulanfänger klassenweise
in die "Pionierorganisation Ernst Thälmann" aufgenommen.
Lernen war definiert als Beitrag der Schüler zu Weltfrieden
und Sozialismus. Die Verbindung zwischen Schule und Arbeit war
recht eng. Die Schüler besuchten "ihre" Patenbrigade
nicht nur am Arbeitsplatz, sondern diese begleitete die Schüler
während der gesamten Schulzeit. Gute Schüler konnten
von der Patenbrigade zum Schuljahresende ausgezeichnet werden;
und die betrieblichen Ferieneinrichtungen wurden von den Schülern
für Klassenfahrten genutzt. Auch die NVA übernahm Patenschaften.