Die Jugendweihe ist in der DDR seit
ihrer Einführung 1955 der große Festtag für die
Jugendlichen. Der erste Schritt ins Erwachsenenleben wird vollzogen
(die Heranwachsenden wurden nach der Jugendweihe z.B. mit "Sie"
angesprochen).
Die Jugendweihe war wohl das einzige Fest
in der DDR, das genuin mit den staatlichen Vorstellungen über
die sozialistische Lebensweise verknüpft war und das zugleich
eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung genoß.
Anknüpfend an die Traditionen der Arbeiterbewegung,
erfolgte 1955 der Gründungsaufruf zur Jugendweihe in der
DDR durch den "Zentralen Ausschuß für Jugendweihen",
den zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens unterschrieben
und in dem die Erwartung ausgesprochen wurde, daß dieser
Tag, an dem der junge Mensch "in das Leben der Erwachsenen
tritt", ihm zu einem Erlebnis werden wird, das ihm "Kraft
und Selbstbewußtsein für den weiteren Lebensweg"
gibt.
Alle Jugendlichen konnten mit dem Abschluß
der achten Klasse, also mit 14 Jahren, an der Jugendweihe teilnehmen.
Dieses Alter wurde nicht willkürlich ausgewählt, sondern
korrespondierte mit dem traditionellen Ende der Schulzeit.
Die katholische Kirche lehnte bis zuletzt
eine Teilnahme von Kommunionsempfängern an der Jugendweihe
ab. Auch die evangelischen Landeskirchen verneinten zunächst
die Möglichkeit, an Jugendweihefeier und Konfirmation teilzunehmen,
rückten von dem Prinzip der Unvereinbarkeit aber nach wenigen
Jahren wieder ab. Mancher Jugendliche ging zur Jugendweihe und
ließ sich konfirmieren.
1955 nahmen knapp 18 Prozent aller Jugendlichen
an der Jugendweihe teil. Fünf Jahre später, 1960, waren
es schon fast 90 Prozent, und seit Mitte der siebziger Jahre liegt
der Anteil konstant bei nahezu 98 Prozent.
Die hohe Wertschätzung
der Jugendweihe von seiten der Jugendlichen zeigt sich auch darin,
daß sie nach der "Wende" von sehr vielen Jugendlichen
weiterhin begangen wurde.