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    Heinrich Himmler spricht vor BDM-Unterführerinnen, 1937

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Jugend im "Dritten Reich"

Die Erziehung der Jugendlichen spielte in der auf die Zukunft gerichteten Perspektive des "Tausendjährigen Reichs" eine tragende Rolle. Schon im Kinderzimmer begann die Indoktrination durch das auf die Ideologie des NS-Regimes ausgerichtete Spielzeug. Unentwegt forderte der Propaganda-Apparat die Ideale des NS-Regimes für die Jugendlichen: Erziehung zur Volksgemeinschaft, Aufopferungsbereitschaft, Wehrhaftigkeit und Vorrang von körperlicher Ertüchtigung gegenüber geistiger Bildung. Um auf die Jugendlichen im Sinne dieser nationalsozialistischen Erziehungsideale einzuwirken, bediente sich das NS-System vor allem der Hitler-Jugend (HJ), weniger des traditionellen Schulwesens.

Trotz zahlreicher Eingriffe blieb die Schule auch nach 1933 eine staatliche Institution mit traditionsbewussten Berufsbeamten und einer zentralen Verwaltungsbürokratie. Demgegenüber war die HJ als Jugendorganisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) viel besser geeignet, den nationalsozialistischen Erziehungsanspruch umzusetzen. Da es dem Nationalsozialismus darum ging, alle konkurrierenden Einflussmöglichkeiten auf die Jugendlichen auszuschalten, wurden bis 1935 alle noch existierenden Jugendorganisationen von Kirchen und Verbänden verboten. Dieses Vorgehen fand seinen Abschluss mit dem Gesetz über die Hitler-Jugend vom 1. Dezember 1936. Zugleich wurde das Recht der Eltern auf Erziehung ihrer Kinder zurückgedrängt; HJ und Schule wurden dem Elternhaus als gleichrangige Erziehungsinstanzen an die Seite gestellt.

Der umfassende Zugriff des NS-Regimes auf die Jugendlichen erzeugte aber auch von Beginn an ein nicht unbedeutendes Potential an Jugendopposition. Die Formen jugendlichen Protests reichten von passiver Resistenz über oppositionelles Verhalten bis zum politisch motivierten Widerstand. Vor allem während des Zweiten Weltkriegs nahm die Tendenz zur Verweigerung aufgrund des forcierten Zugriffs auf die Jugendlichen und der immer stärkeren Militarisierung der HJ spürbar zu.

Bernhard Struck
7. August 2015

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