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    Hinweisschild zum Verbot des Bettelns, nach 1933

> NS-Regime > Ausgrenzung und Verfolgung

Die Aktion "Arbeitsscheu Reich"

Im Zuge der von der Kriminalpolizei zwischen dem 13. und 18. Juni 1938 durchgeführten Aktion "Arbeitsscheu Reich" gegen als "asozial" eingestufte Personen wurden mehr als 10.000 Menschen verhaftet und in Konzentrationslager (KZ) verschleppt. Allein ins KZ Sachsenhausen wurden rund 6.000 Verhaftete gebracht und mit einem braunen, später schwarzen Winkel als "Asoziale" gekennzeichnet. Im NS-Regime diente der Vorwurf der Arbeitsscheu zur Charakterisierung der sogenannten Asozialen. Nach einer Durchführungsverordnung von 1938 galt als asozial, wer "durch gemeinschaftswidriges, wenn auch nicht verbrecherisches Verhalten zeigt, dass er sich nicht in die Gemeinschaft einfügen will".

 

Asozial waren nach der Verordnung Personen, die "durch geringfügige, aber sich immer wiederholende Gesetzesübertretungen, sich der in einem nationalsozialistischen Staat selbstverständlichen Ordnung nicht fügen wollen". Namentlich wurden Landstreicher, Bettler, Prostituierte, Zigeuner, Trunksüchtige sowie mit ansteckenden Krankheiten, insbesondere Geschlechtskrankheiten, behaftete Personen aufgeführt.

Die Verhaftungswelle sollte vor allem der Disziplinierung der sogenannten subproletarischen Gruppen dienen. Während der "Juni-Aktion" kam es aber auch zu gezielten Massenverhaftungen von Juden. In Berlin nahm die Polizei zwischen 1.000 und 2.000 Juden unter fadenscheinigsten Vorwänden fest, es reichte schon das falsche Überqueren einer Straßenkreuzung. Als Initialzündung fungierte hierbei eine antisemitische Rede von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. Auf einer Versammlung im Propagandaministerium heizte er am 10. Juni 1938 die Stimmung an. In seinem Tagebuch notierte Goebbels hierzu: "Vor 300 Polizeioffizieren in Berlin gesprochen. Ich putschte richtig auf. Gegen jede Sentimentalität. Nicht Gesetz ist die Parole, sondern Schikane. Die Juden müssen aus Berlin heraus. Die Polizei wird mir dabei helfen." Von den Aktionen der Polizei ermuntert, kam es in Berlin und anderen großen Städten des Deutschen Reiches zu pogromartigen antisemitischen Ausschreitungen. Geschäfte von Juden wurden beschmiert und jüdische Ladeninhaber gezwungen, ihre Geschäfte zu schließen; mehrere Synagogen wurden demoliert.

Thomas Rink
6. September 2002

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