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    Plakat der Reichsjugendführung

Oppositionelles Verhalten von Jugendlichen gegen das NS-Regime gab es in den unterschiedlichsten Formen und Ausprägungen. Es konnte sich durch betont langsames Arbeiten, durch Proteste gegen die Wehrpflicht, in der Ablehnung des Arbeitsdiensts in der Hitler-Jugend (HJ) oder durch die Verweigerung des Hitlergrußes ausdrücken. Beispiele für derart nonkonformes Verhalten waren die "Edelweißpiraten" und die "Swingjugend". Ihnen ging es vor allem um die Schaffung eines jugendkulturellen, autonomen Lebensbereichs und einer Gegenkultur zum uniformierten Alltag der HJ. Der Begriff "Swingjugend" stammt vermutlich von den nationalsozialistischen Verfolgungsbehörden zur Kennzeichnung von Jugendlichen, die ihrer Distanz zum NS-Regime vor allem durch ihre Vorliebe für amerikanische Swing-Musik Ausdruck verliehen.

Die Jugendlichen der "Swing-Gruppen" kamen vornehmlich aus dem Mittelstand und dem gehobenen Bürgertum. Die vor allem während des Zweiten Weltkriegs in Hamburg und Berlin auftretenden Gruppen zeichneten sich durch einen bewusst internationalen und weltstädtischen Lebensstil aus, der sich an amerikanischen und englischen Moden orientierte. Die Jugendlichen trugen oft längere Haare, karierte Sakkos, Hut und Regenschirm und trafen sich in Cafés oder Clubs, um den bei den Nationalsozialisten verrufenen Swing zu hören. Ihre Abgrenzung gegenüber dem normierten Alltag zeigte sich auch in der bewussten Verwendung von Anglizismen.

Ohne im eigentlichen Sinne politisch-oppositionell eingestellt zu sein, wichen sie in Aussehen und Verhalten stark vom nationalsozialistischen Ideal des Jugendlichen ab. Erst durch das bisweilen äußerst brutale Vorgehen gegen die "Swing-Cliquen" seitens der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und überzeugter Anhänger der HJ wurden Teile der "Swingjugend" ab 1940 politisiert.

Während die vor der NS-Zeit weltoffenen Großstädte Hamburg und Berlin Zentren der "Swingjugend" waren, lagen die regionalen Schwerpunkte der "Edelweißpiraten" in den Industriestädten an Rhein und Ruhr sowie in Sachsen. Vor allem Studenten bildeten in München die Gruppe "Weiße Rose", deren Widerstand gegen das NS-Regime politisch motiviert war.

Das Ausmaß jugendlich-oppositionellen und nicht-konformen Verhaltens nahm während des Zweiten Weltkriegs deutlich zu. Auf diese Zunahme reagierte der nationalsozialistische Verfolgungsapparat mit einer drastischen Verschärfung des Jugendarrests und der Errichtung von Jugendkonzentrationslagern wie dem Lager Moringen bei Göttingen.

Bernhard Struck
5. August 2015

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