• g0000035

    Turm der Mütter, 1938

> NS-Regime > Kunst und Kultur

Käthe Kollwitz: Turm der Mütter

Käthe Kollwitz zeigt mit ihrer Plastik die Bedrohung der Familie durch das NS-Regime und die von ihm ständig ausgehende Kriegsgefahr. Mütter drängen sich schätzend um ihre Kinder und bilden mit ihren Leibern einen monumentalen, wehrhaften Menschenturm, der die Kinder einerseits beschützt, sie aber auch zurückhält. 1914 hatte die Künstlerin dem Drängen ihres Sohnes nachgegeben und ihn in den Ersten Weltkrieg ziehen lassen - er fiel in den ersten Wochen. 1938 schuf sie in Vorahnung auf einen neuen Krieg die Skulptur, in der sie ihre eigene Rolle als Mutter verarbeitete.

Die Künstlerin macht mit ihrer Plastik auf die Doppelbödigkeit der Auffassung von Familie und Frauenpolitik bei den Nationalsozialisten aufmerksam, die eine Symbiose von Mutter und Kind und eine heile Familie propagierten, sie In Wirklichkeit aber vor allem als Produktionsstätte für menschliches Kriegsmaterial benutzten. Die sich aktiv und öffentlich für den Schutz ihrer Kinder einsetzenden Mütter widersprachen der offiziellen NS-Propaganda. Die Plastik wurde von ihrem Ausstellungsort in der Berliner Klosterstraße entfernt: "Im Dritten Reich haben die Mütter es nicht nötig, ihre Kinder zu schützen, das tut der Staat für sie."

wra
14. September 2014

lo