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    Bücherverbrennung am Kaiser-Friedrich-Ufer in Hamburg, 1933

> NS-Regime > Etablierung der NS-Herrschaft

Die Bücherverbrennung

Wie auf dem Berliner Opernplatz am 10. Mai oder am Hamburger Kaiser-Friedrich-Ufer am 15. Mai, so wurde in vielen anderen deutschen Universitätsstädten in den Maitagen 1933 "undeutsches Schrifttum" verbrannt. Diese makabren Veranstaltungen waren nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Höhepunkt der Kampagne "Wider den undeutschen Geist", die vom Hauptamt für Presse und Propaganda der Deutschen Studentenschaft vorbereitet worden war. Teil dieser Aktion waren "Schwarze Listen", die der Bibliothekar Wolfgang Herrmann (1904-1945) ursprünglich eigeninitiativ erstellt hatte, um die aufgeführten Werke für die Ausleihe in Bibliotheken zu sperren, aber auch Veröffentlichungen in der Tagespresse mit Namen "nicht tragbarer" Autoren und Autorinnen sowie die Nennung der Plätze für die nächtlichen Verbrennungen.

Der Bibliothekar Hermann Stresau (1894-1964) notierte dazu am 27. April 1933 in sein Tagebuch: „Rückfall ins Mittelalter? Auf der anderen Seite sieht man zuweilen Erfreuliches, ab und zu in der Erscheinung wirklich neue Zeit. Aber fast nie in dem, was rednerisch zutage kommt. Die Redelust der Verantwortlichen ist allem Anschein nach unhemmbar, auch die Feierei nimmt kein Ende. Riesenfeuerwerk in Tempelhof am 1. Mai; Vorspiel zu einem anderen Feuerwerk, das mit freiem Eintritt und nachträglicher Bezahlung der Kosten in Scene gehen wird.“

Von "Feuersprüchen" begleitet wurden wissenschaftliche und literarische Werke den Flammen übergeben. Auf der „Schwarzen Liste“ der „Schönen Literatur“ zum Beispiel befanden sich fremdsprachige – wie John Dos Passos (1896-1970), Maxim Gorki, Ernest Hemingway (1899-1961) oder Jack London – hauptsächlich aber damals zeitgenössische deutschsprachige Schriftstellerinnen und Schriftsteller, viele von ihnen sind mittlerweile in Vergessenheit geraten. Unter Beteiligung von Rektoren und Professoren verbrannten auf Scheiterhaufen Bücher von Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Sigmund Freud, Emil Gumbel (1891-1966), Werner Hegemann (1881-1936), Erich Kästner, Alfred Kerr, Irmgard Keun (1905-1982), Eva Leidmann (1888-1938), Maria Leitner (1892-1942), Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Lisa Tetzner (1894-1962), Ernst Toller, Kurt Tucholsky und vielen weiteren. In Berlin waren es wohl mehr als 20.000 Werke von über hundert Autorinnen und Autoren, die beschlagnahmt und zum zentralen Opernplatz gebracht wurden.

Bücherverbrennungen hatte es 1933 im Deutschen Reich schon vor den Aktionen der Deutschen Studentenschaft gegeben; organisiert von der SA, SS oder auch der HJ brannten bereits im März und April in Städten wie Berlin, Düsseldorf, Flensburg, Pirna, Wuppertal auf Schulhöfen und anderen Plätzen Fahnen und Bücher. Und auch nach den Bücherverbrennungen in Universitätsstädten von Breslau über Bremen bis Erlangen im Mai 1933 wurden immer wieder derartige Zerstörungsaktionen in unterschiedlichen Zusammenhängen durchgeführt. Keine Bücherverbrennung wurde jedoch propagandistisch so genutzt wie jene am 10. Mai in Berlin. Sie wurde im Radio übertragen sowie gefilmt und später in deutschen Kinos präsentiert, außerdem begleitete Propagandaminister Joseph Goebbels sie mit einer Schmährede gegen die "verfemten" jüdischen, sozialistischen und demokratischen Autoren und Autorinnen, die in Kunst und Kultur keinen Platz finden sollten. Die genaue Anzahl der beschlagnahmten und vernichteten Bücher ist nicht bekannt, 1935 umfasste die vorläufige „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“, die in den folgenden Jahren erweitert wurde, mehr als 3500 Einzeltitel, deren Verbreitung damit verboten war.

Burkhard Asmuss, Oliver Schweinoch
28. April 2023

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