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    Postkarte mit Landkartenausschnitt der deutsch-polnischen Grenze, 1935

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Der deutsch-polnische Nichtangriffspakt

Die im Versailler Vertrag von 1919 festgelegten Gebietsabtretungen Deutschlands an das wiedererstandene Polen belasteten das deutsch-polnische Verhältnis in der Zwischenkriegszeit schwer. Die Forderung nach einer Revision der östlichen Grenze blieb eines der Hauptziele der Außenpolitik der Weimarer Republik. Wichtigste Konfliktpunkte zwischen den beiden Staaten waren der polnische Zugang zur Ostsee, der das deutsche Ostpreußen vom Rest Deutschlands abtrennte, die ehemals deutsche, nun unter Völkerbundsmandat stehende Freie Stadt Danzig sowie die restriktive Minderheitenpolitik Polens, welche die dort verbliebenen eine Million Deutschen benachteiligte.

In den ersten Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurde die polenfeindliche Politik fortgesetzt. Adolf Hitler strebte jedoch aus taktischen Gründen eine Annäherung an: Polen sollte als Rohstofflieferant dienen, das französische Bündnissystem in Ostmitteleuropa geschwächt werden. Im Zuge der nationalsozialistischen Pläne der Unterwerfung ganz Ost- und Mitteleuropas spielte eine kurzfristige Grenzrevision nur eine untergeordnete Rolle. Im Mai 1933 begannen daher Sondierungsgespräche. Polen, das sich sowohl vom Deutschen Reich als auch von der Sowjetunion bedroht fühlte und ein Arrangement mit beiden Staaten anstrebte, nahm das deutsche Angebot zu einem Nichtangriffspakt an. Am 26. Januar 1934 unterzeichneten Reichsaußenminister Konstantin von Neurath und der polnische Botschafter Jozef Lipski (1894-1958) in Berlin den auf zehn Jahre befristeten Vertrag. Beide Staaten verpflichteten sich, Probleme wirtschaftlicher, politischer und kultureller Art friedlich zu lösen, wobei letztgenannte sich hauptsächlich auf das Minderheitenproblem bezogen. Der Nichtangriffspakt enthielt keinen Verzicht auf Gebietsansprüche der deutschen Seite. Ihm folgten die Beendigung eines jahrelangen Zollkriegs im Frühjahr 1934 und ein regulärer Wirtschaftsvertrag im November.

In den gleichgeschalteten Medien im Deutschen Reich blieb polenfeindliche Propaganda in den nächsten Jahren aus. Als die deutsche Wiederaufrüstung fortgeschritten war, zielte Hitler ab Oktober 1938 darauf, Polen zu einem deutschen Satellitenstaat zu machen. Als dieses im Winter 1938/39 nicht auf die deutschen Forderungen nach dem Bau einer exterritorialen Eisenbahn und Autobahn durch polnisches Gebiet sowie nach dem Eintritt Polens in den Antikominternpakt einging, spitzte sich die Situation zu. Eine englische und französische Garantieerklärung für Polen nahm Hitler am 28. April 1939 zum Anlass, sowohl das deutsch-britische Flottenabkommen als auch den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt einseitig zu kündigen. Die polenfeindliche Propaganda setzte unverzüglich ein. Mit dem deutschen Überfall auf Polen begann Deutschland am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg.

Claudia Prinz
14. September 2014

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