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Die Schlachten am Isonzo

Obwohl Italien mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn verbündet war, blieb es im August 1914 neutral. Im Bündnis gab es bereits seit Längerem Spannungen, weil Italien Anspruch auf Regionen des Habsburger Reiches erhob. Um es zum Kriegseintritt zu bewegen, versprachen die Ententemächte Italien umfangreiche Gebietsgewinne auf Kosten der k. u. k. Monarchie. Am 23. Mai 1915 erklärte Italien daraufhin Österreich-Ungarn den Krieg; die Kriegserklärung an das Deutsche Reich erfolgte im August 1916. Die neue Front in Südeuropa bedrohte das geschwächte Österreich-Ungarn. Nach dem Kriegseintritt Italiens entwickelte sich das Grenzgebiet am Fluss Isonzo zum Hauptkampffeld an der südlichen Front. Zwischen Juni 1915 und Oktober 1917 kam es dort zu insgesamt zwölf Schlachten. Der Krieg im Hochgebirge brachte besondere Gefahren mit sich: Lawinen, extreme Kälte und gesprengte Geröllmassen waren für die Soldaten permanente Bedrohungen.

Trotz erheblicher materieller Überlegenheit gelang es den italienischen Truppen jedoch nicht, über den Fluss Isonzo Richtung Slowenien und dann weiter nach Österreich vorzustoßen. Stattdessen erstarrte die Front. Sie erstreckte sich über Hunderte von Kilometern von der Adriaküste entlang der voralpinen Karstlandschaft am Isonzo bis hinauf ins Hochgebirge der Tiroler Alpen. Das unwegsame Gelände in diesen Regionen erschwerte die Kriegsführung. Soldaten, Waffen, Munition und Verpflegung an die Front zu führen, erforderte große logistische und körperliche Anstrengungen.  

Wie im Westen, so wurde auch in Südeuropa der Krieg auf engstem Raum unter hohem Materialeinsatz geführt. In den fünf ersten Offensiven versuchten die italienischen Truppen, den Isonzo zu überschreiten und auf Triest vorzustoßen, konnten aber trotz hoher Verluste auf beiden Seiten keinen nennenswerten Erfolg erzielen. Als die Mittelmächte im August 1916 wegen der Brussilow-Offensive große Truppenkontingente von der Südfront abziehen mussten, gelang den italienischen Truppen in der 6. Isonzoschlacht nach besonders heftigem Artillerieeinsatz die Einnahme von Görz (heute: Gorizia, Italien). Zu einem entscheidenden Durchstoß fehlten jedoch die erforderlichen Reserven. Während die Italiener in den nächsten drei Schlachten 1916 nur geringe Geländegewinne erzielten, gelang ihnen in der 10. Schlacht unter Einsatz von 36 Divisionen im Mai 1917 zwar ein großer Flächengewinn, den sie durch österreich-ungarische Gegenangriffe jedoch wieder verloren.  

In der 11. Isonzoschlacht wollte die italienische Armee mit 48 Divisionen und 6.800 Geschützen auf einer Frontbreite von 70 Kilometern endgültig den Durchbruch nach Triest erzwingen. Zwar konnten die zahlenmäßig unterlegenen österreich-ungarischen Truppen den Durchbruchsversuch mit äußersten Anstrengungen gerade noch verhindern, aber nach den hohen Verlusten der Österreicher stand ihre Isonzofront vor dem Zusammenbruch. Doch in der zwölften und letzten Isonzoschlacht geriet der Stellungskrieg wieder in Bewegung. Unterstützt von einer deutschen Armee starteten die österreichisch-ungarischen Truppen Ende Oktober 1917 einen Entlastungsangriff. Innerhalb von zwei Wochen gelang ihnen der Durchbruch zur Piave.

Andreas Mix
1. September 2014

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