Der Erste Weltkrieg wurde nicht nur auf den Schlachtfeldern ausgetragen, sondern auch im Medium des Bildes. So trugen Künstler mit ihren Werken wesentlich zur Visualisierung der Kriegsgeschehnisse bei und waren an der Massenproduktion der bildlichen Propaganda beteiligt. Neben Kriegsbegeisterten und Kritikern gab es jedoch auch zahlreiche Künstler, die dieses Thema mieden und in ihren Arbeiten keinen offensichtlichen Einfluss der kriegerischen Weltgeschehnisse offenbarten. Die heute bekannte Antikriegskunst zum Ersten Weltkrieg entstand vor allem auch in der Nachkriegszeit der 1920er Jahre.
Künstler im Krieg
Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war eine Phase des künstlerischen Umbruchs und der Erneuerung gewesen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dominierte in Lehre und Praxis weithin noch die Generation der aufs Anschauliche bezogen Naturalisten und Impressionisten. Gleichzeitig traten junge Künstler auf, die sich von dem Bedürfnis nach Realitätsnähe distanzierten und einer bis ins Gegenstandslose fortschreitenden Abstraktion nachgingen. Es entstanden Avantgarde-Bewegungen wie der Expressionismus und Kubismus, aus denen Künstlervereinigungen wie „Die Brücke“ und „Der Blaue Reiter“ hervorgingen. Neben anderen Künstler waren es besonders auch die Angehörigen dieser Avantgarde-Bewegungen, die einen Krieg befürworteten und positiv entgegen sahen. Ihre Kriegsbegeisterung begründet sich vor allem in dem Glauben an seine „reinigende“ Kraft und die Hoffnung, durch ihn die Kluft zwischen Avantgarde und der Kunst der breiten Masse der Bevölkerung zu schließen. Auch der Wunsch nach einer nationalen Volksgemeinschaft und damit verbunden das Wiedererlangen von verloren geglaubten Tugenden könne sich nach ihren Vorstellungen durch den siegreichen Ausgang eines Krieges erfüllen. Aus Kreisen von Künstlern und Kulturschaffenden gab es nach August 1914 verschiedene öffentliche Aufrufe zur Kriegsbeteiligung und –unterstützung, und zahlreiche Künstler meldeten sich freiwillig zum Kriegsdienst: Max Ernst, Richard Dehmel, Otto Dix, Alfred Döblin, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Wilhelm Lehmbruck, Ernst Toller und Georg Trakl und andere meldeten sich freiwillig zum Kriegsdienst. Andere, wie Gottfried Benn, Hugo von Hofmannsthal, Paul Klee, Otto Mueller, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff, Egon Schiele, Max Slevogt, wurden eingezogen; August Macke und Franz Marc fielen 1914 bzw. 1916 an der Westfront.
Doch die grausame Wirklichkeit des Kriegs ernüchterte schnell. Max Beckmann beispielsweise, der sich freiwillig zum Sanitätsdienst gemeldet hatte, begann wie fast alle Künstler, seinen Kontakt mit den Opfern des Kriegs künstlerisch zu verarbeiten. Im Sommer 1915 erlitt er aufgrund seiner Erlebnisse einen Nervenzusammenbruch. George Grosz, dessen ohnehin düstere Weltsicht noch düsterer wurde, zeichnete von Leichen übersäte Schlachtfelder. Wegen einer Krankheit wurde er 1915 dienstuntauglich aus der Armee entlassen. Auch Kirchner wurde im Oktober 1915 wegen einer Lungeninfektion und allgemeiner Schwäche krankgeschrieben. Er erholte sich nie von seinen Kriegserlebnissen. Der Bildhauer Lehmbruck, der sich ebenfalls freiwillig für den Dienst als Sanitätsgehilfe in einem Militärhospital gemeldet hatte, floh in die Schweiz. Den Krieg überlebt zu haben, brachte ihm jedoch keine Entlastung. 1919 beging er in seinem Berliner Atelier Selbstmord.
Kriegsgegner
Aus Kreisen von Künstlern und Kulturschaffenden hatte es nach August 1914 zwar verschiedene öffentliche Aufrufe zur Kriegsbeteiligung und –unterstützung gegeben. Neben den Kriegsbegeisterten gab es jedoch auch viele Künstler, die dem Krieg ablehnend gegenüberstanden. Schon vor Beginn des Krieges hatten einige von ihnen eine Ahnung von den katastrophalen Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen. Die bereits seit Kriegsbeginn existierenden pazifistischen Stimmen in Künstlerkreisen drangen nur vereinzelt an die Öffentlichkeit und Antikriegskünstler konnten sich somit erst mit der zunehmenden Aussichtlosigkeit eines Sieges mehr Verhör verschaffen.
So erschien Heinrich Zilles „Das eiserne Kreuz“ zu einer Zeit, als in Deutschland die Kriegsmüdigkeit spürbar zunahm. Mit dieser Grafik persiflierte der Kriegsgegner Heinrich Zille nicht nur die im Krieg üblichen Auszeichnungen, sondern er fragte wie ungezählte Hinterbliebene auch nach dem Sinn des Verlustes. Das Antikriegsblatt wurde erstmals am 20. Juli 1916 in der von Paul Cassirer herausgegebenen und für jedermann zu abonnierenden Kunstzeitschrift „Der Bildermann“ veröffentlicht. Frei von Zensur konnten sich auch Militärangehörige die Zeitschrift zusenden lassen, selbst in die Schützengräben – aber welcher Frontsoldat wollte schon gern mit Bildern wie diesem konfrontiert werden? Die Bereitschaft der Bevölkerung, Hunger und Entbehrungen in Kauf zu nehmen, war durch das Ausbleiben militärischer Erfolge rapide gesunken, und die Opferzahlen hatten nach der Schlacht um Verdun mittlerweile ungeahnte Dimensionen angenommen. Es waren oftmals Intellektuelle und Kunstschaffende wie Hedwig Dohm, Heinrich Mann, Käthe Kollwitz oder eben Heinrich Zille, die ihre Abscheu gegenüber dem Krieg nun immer eindringlicher zum Ausdruck brachten. Der Künstler Helmut Herzfeld wollte als Kriegsgegner 1915 keinen deutschen Namen mehr tragen und nannte sich fortan John Heartfield. Sein Freund Georg Ehrenfeld Groß tat es ihm im folgenden Jahr gleich und zog nunmehr als George Grosz gegen den Krieg sowie gegen Nationalismus und gesellschaftliche Normen im Deutschen Reich zu Felde.
Theater und Film
In den ersten beiden Kriegsjahren hatten in den renommierten Häusern klassische Stücke ein Übergewicht, die wie „Die Hermannsschlacht“ von Heinrich von Kleist in historischem Gewand Heldentum und nationale Größe vermitteln sollten. Auf den vielen kleinen Bühnen des kommerziellen Unterhaltungstheaters waren nach Kriegsbeginn 1914 patriotische Lustspiele große Publikumserfolge, die mit Humor und Komik den nationalen Aufbruch und den Verteidigungskampf Deutschlands zum Hauptthema hatten. Diese schnell verfassten Gesangsstücke mit Titeln wie „Der Kaiser rief“ oder „Die Waffen her!“ dienten mit ihren gängigen Stereotypen der Konstruktion von Freund- und Feindbildern und erzielten in allen Schichten eine hohe Breitenwirkung. Ab Frühjahr 1915 wurden sie jedoch zunehmend durch vollkommen unmilitärische Unterhaltsstücke ersetzt, nachdem der Schrecken des realen Krieges durch Berichte von der Front Einzug in die heimatlichen Stuben gehalten hatte. Einzig die Operette „Immer feste druff!“ wurde bis Herbst 1918 in hunderten Vorstellungen gegeben und war während des Krieges deutschlandweit das meistgespielte Stück. Die durch die beliebte Sängerin Claire Waldoff bekannt gewordenen Lieder waren an der Front und in der Heimat vielgesungene Schlager.
Ebenso wie die Theater waren während des Krieges auch die Lichtspielhäuser gut besucht. Das Publikum wollte bei glücklich endenden Dramen und leichten Komödien die Sorgen des Kriegsalltags für kurze Zeit vergessen. Besonders beliebt waren deshalb Filme mit Henny Porten, dem vielbeschäftigten weiblichen Filmstar der Zeit, die 1917 und 1918 in insgesamt 20 Stummfilmen in der Hauptrolle zu sehen war. In den Spielfilmen Henny Portens wie in den meisten anderen Kassenschlagern jener Jahre blieben Krieg, Militär und allgemeine Not außen vor.
In Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt oder München blieb während des gesamten Ersten Weltkrieges mit Theatern, Varietés, Restaurants, Kaffeehäusern und Schankwirtschaften ein vielfältiges großstädtisches Unterhaltungsangebot bestehen, das Besucher oftmals in Erstaunen versetzte. Zahlungskräftigen Kunden stand wie in den Jahren vor dem Krieg eine breit gefächerte Palette von Amüsiermöglichkeiten offen, und über den florierenden Schwarzhandel konnte jedes alkoholische wie nichtalkoholische Genussmittel erworben werden.