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Der "Wettlauf zum Meer" (Oktober bis November 1914)

Nach dem Scheitern der deutschen Umfassungsoffensive in der Marne-Schlacht wollte Erich von Falkenhayn als neuer Chef der Obersten Heeresleitung (OHL) mit dem Vorstoß zur Kanalküste die militärische Initiative zurückgewinnen. Er hoffte, damit die für die Versorgungslinien des britischen Expeditionskorps wichtigen Kanalhäfen einzunehmen und die alliierten Armeen von Norden her einzukreisen. Die Alliierten wollten den Gegner ebenfalls an der Küste umfassen und warfen alle verfügbaren Einheiten auf den Nordflügel.

Der Vorstoß der Deutschen Anfang Oktober 1914 von der Linie Gent-Lille nach Norden zur Küste wurde jedoch durch den starken belgischen Widerstand in Antwerpen verzögert. Erst am 9. Oktober wurde die Stadt eingenommen, am 12. Oktober wurde Gent erobert, zwei Tage später Brügge. Am 15. November erreichten die deutschen Truppen die Kanalküste bei Nieuport und eroberten die Seehäfen Zeebrügge und Ostende. Da die Entente jedoch zwischenzeitlich eine durchgehende Verteidigungslinie von Amiens bis zum Kanal aufbauen konnte, weil belgische Einheiten die Schleusen bei Nieuport geöffnet und das Land unter Wasser gesetzt hatten, verzichteten die Deutschen auf einen Vorstoß im Küstenbereich. Die Deutschen waren hier zwar zahlenmäßig überlegen, aber viele Verbände bestanden aus kurzfristig ausgebildeten Kriegsfreiwilligen, so dass Durchbruchsversuche wie bei Langemarck scheiterten. Zudem verhinderten die britische Schiffsartillerie und alliierte Verstärkungen in der Folgezeit einen Durchbruch durch die gegnerische Front. Auch an der Kanalküste erstarrten die Fronten nun im Stellungskrieg. Die Häfen Zeebrügge und Ostende wurden zu wichtigen Basen für den deutschen U-Boot-Krieg ausgebaut.

Manfred Wichmann
14. September 2014

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