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Frühjahrsoffensiven der Entente 1917

Nach der verlustreichen und erfolglosen Somme-Offensive 1916 strebte der neue französische Generalissimus Georges Robert Nivelle (1858-1924) eine Änderung der Strategie an: Statt wie sein Vorgänger Joseph Joffre durch hohen Einsatz an Menschen und Material auf eine Zermürbung der Mittelmächte zu setzen, wollte er mit einem gezielten Doppelschlag bei zahlenmäßiger Überlegenheit die deutschen Linie an der Westfront durchbrechen. Im März 1917 hatten sich die Deutschen in Erwartung einer Großoffensive der Entente auf die "Siegfriedstellung" zurückgezogen und ihre Verteidigungsmöglichkeiten somit deutlich verbessert. 

Dennoch zogen die Briten bei Arras 33 Divisionen mit 60 Tanks zusammen. Die britische Offensive begann mit einem mehrtägigen Trommelfeuer, um die vordersten deutschen Linien zu zerstören. Am 9. April 1917 griffen die britischen Verbände auf einer Breite von 25 Kilometern an. In den folgenden fünf Wochen gelang es ihnen mit starker Unterstützung ihrer Luftstreitkräfte, auf der Linie zwischen Lens und Fontaine die Deutschen einige Kilometer zurückzudrängen, ein entscheidender Durchbruch wurde jedoch nirgends erzielt. 

Abgestimmt mit dem britischen Angriff auf Arras begann die französische Armee unter dem neuen Oberbefehlshaber Georges Robert Nivelle (1858-1924) am 6. April 1917 eine Großoffensive an der Aisne und in der Champagne. Die erste Angriffswelle der Franzosen an der Aisne richtete sich auf die Linie zwischen Soissons und Reims. Nach einem neuntägigen Trommelfeuer gelang ihnen die Eroberung des 30 Kilometer langen Höhenzugs, der mit der Schlacht am Chemin des Dames 1918 jedoch wieder verlorenging. Trotz dieses Erfolgs war die strategische Planung gescheitert, denn die Entente konnte nirgends einen Durchbruch erzielen. Zudem waren die eigenen Verluste aufgrund der ausgebauten deutschen Verteidigungslinien sehr hoch.

Der zweite Hauptangriff zielte auf die deutschen Stellungen in der Champagne. Auch hier mußten die Deutschen zwar einigen Geländeverlust hinnehmen, aber die Offensive wurde zum Halten gebracht. Die hohen Blutopfer der Franzosen führten im Generalstab zu heftiger Kritik an der Strategie Nivelles und innerhalb der Armee zu Meutereien und Aufständen. Nach der Absetzung Nivelles wurden unter dem neuen Befehlshaber Henri Philippe Pétain noch kleinere Angriffe fortgesetzt, aber die deutschen Truppen konnten ihre Frontlinie halten. Ende Mai wurde die Offensive von den Alliierten eingestellt. Damit war das strategische Ziel der Entente, einen entscheidenden Durchbruch zu erzielen, wieder einmal fehlgeschlagen.  

Manfred Wichmann
15. September 2000

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