Die unmittelbar nach Beginn des Ersten Weltkriegs verhängte britische Seeblockade verschärfte den Rohstoffmangel in Deutschland dramatisch. Vor allem um den Rohstoffbedarf der Rüstungsindustrie abzudecken, wurden im zivilen Bereich mit fortschreitender Kriegsdauer immer mehr Ersatzstoffe verwendet. Für Lebens- und Genussmittel, für Futtermittel, für Konsumgüter und selbst für Rohstoffe zur industriellen Weiterverarbeitung wurde nach geeigneten Ersatzstoffen geforscht.
Mit Abstand wichtigster Ersatzstoff war der nach dem "Haber-Bosch-Verfahren" aus Luft gewonnene Stickstoff, der in großem Umfang industriell hergestellt wurde und den zuvor aus Chile eingeführten Salpeter ersetzte. Stickstoff war zur Produktion von Munition erforderlich und trug als künstlicher Dünger zur Sicherung der Lebensmittelproduktion bei. Andere synthetisch hergestellte Ersatzstoffe waren von deutlich schlechterer Qualität als die Originalstoffe oder mussten mit so großem Aufwand hergestellt werden, dass sie die ursprünglichen Produkte nie vollwertig ersetzen konnten. So war das aus Mangel an Rohkautschuk synthetisch hergestellte Gummi zwar ein brauchbarer Ersatz für Hartgummi, aber weichere Gummiarten konnten damit kaum ersetzt werden. Um den Gummibedarf für das Heer zu decken, wurden sogar die Schläuche privater Fahrräder beschlagnahmt und durch Metallspiralen notdürftig ersetzt. Da auch Leder ausgesprochen knapp war, wurden lederne Triebriemen aus den Maschinen nicht rüstungsrelevanter Betriebe ausgebaut und durch störanfälligere Antriebsriemen aus einem Papier-Stoff-Gemisch ersetzt. An die Stelle der ledernen Schuhsohle trat die wenig bequeme Holzsohle.
Andere Rohstoffe wie Kupfer und Zinn wurden - je nach Verfügbarkeit und vorgesehenem Einsatzgebiet - durch wenig manganhaltiges Eisen, durch Stahlguss, Zink, Hartpapier oder Hartholz ersetzt; zur Produktion von Kriegsgeräten wie Flugzeugen oder Schiffen konnten diese Materialien allerdings nur bedingt genutzt werden. Nach dem Anlaufen der Aluminiumproduktion in Deutschland wurden Zink und Eisen dort, wo ihr Einsatz zu Problemen führte, ihrerseits durch Aluminium ersetzt. Um Zinn einzusparen, wurde verzinkt und verbleit, an die Stelle von Weißblech trat verbleites Eisenblech. Statt des gewohnten Nickelblechgeschirrs wurde Geschirr aus Eisenblech produziert, statt Calcium-Karbid dienten Petroleum und Spiritus zur Beleuchtung. Wegen fehlender Rohstoffe musste auch bei der Produktion von Ersatzstoffen improvisiert werden: Schwefel wurde aus Gips gewonnen, Spiritus aus Abfall-Laugen der Zellstoffindustrie sowie aus Kohle und Kalk, Harzersatz wurde aus Steinkohle-Derivaten und Schmieröle wurden aus Schiefer und animalischen Stoffen gewonnen.
Als mit dem Kriegseintritt Italiens der Import von Rohbaumwolle beendet und deren Verbrauch für zivile Zwecke nahezu unmöglich wurde, experimentierte die Textilindustrie mit Ersatzstoffen aus Brennessel- und Schilffasern. Als besonders reißfest galten unterschiedlich hergestellte Papiergarne. Die aus ihnen gefertigten Gewebe wurden wie Baumwolle gebleicht, gefärbt, bedruckt und zu Kleidung jeglicher Art weiterverarbeitet - bis auch Papiergarne im Oktober 1917 von der Kriegsrohstoffabteilung (KRA) als kriegswichtige Stoffe beschlagnahmt wurden. Um die Bekleidung notdürftig zusammenhalten zu können, standen zwar Nähkurse hoch im Kurs, aber je länger der Krieg dauerte, desto mehr bot die Bevölkerung ein äußerlich zerlumptes Erscheinungsbild. Die erheblich schlechtere Qualität vieler Ersatzprodukte wirkte sich insgesamt äußerst negativ auf die Stimmung der Bevölkerungskreise aus, die sich nicht über den Schleichhandel und auf dem Schwarzmarkt mit qualitativ besseren Produkten versorgen konnten.